Tagebuch der Studenten des Exzellenten Sommers 2022

Der Exzellente Sommer 2022 fand von 10.9. bis 8.10.2022 statt. Es waren 41 Studierende aus ganz Deutschland im Bayerischen Wald. Das Projekt lief in Kooperation mit den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Cham. Dort wurden Famulant*innen in ausgewählten Hausarztpraxen und Kliniken untergebracht. 

Was die Studenten während ihrer Famulaturzeit erlebt haben, können Sie hier nachlesen. 

Tagebuch des Exzellenten Sommers 2022

Freitag, 9.9.2022

Heute war es endlich soweit, die Zeit im Bayerischen Wald hat begonnen! 

Für mich ging es bereits um 8 Uhr am Morgen los und zwar mit dem Zug von Berlin über München nach Landshut, um anschließend von dort aus von meiner Mitfahrgelegenheit aufgegabelt zu werden. Wir sind zu dritt ins Sportcamp nach Regen gefahren, wo wir unsere erste Nacht verbringen. Nach und nach trudelten unsere zukünftigen Freunde aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands ein. Den Abend ließen wir alle gemeinsam im Burggasthof Weißenstein  bei leckerem Essen und netten Gesprächen ausklingen, Herr Blank hieß uns dort auch kurz willkommen! 

Samstag, 10.9.2022

Ein Wort, dass den heutigen Tag ganz gut beschreibt? Mein Vorschlag wäre: Regen.

Der Morgen beginnt, ab durch den Regen, mit einem Sprint zum Frühstückssaal. Gestärkt geht’s gleich darauf weiter mit einer Einführungsveranstaltung in der AOK in: Regen!. Hier erzählt uns Wolfgang nochmal Hintergründe und den groben Ablauf des Projektes, und macht uns bekannt mit einige wichtige involvierte Personen. Im Anschluss ist Zeit für einen lockeren Austausch mit für die Region verantwortlichen Menschen über unsere Erwartungen, Wünsche und Forderungen an eine mögliche Zukunft im Bayerischen Wald.

Mit Sepp, unserem Bergguide für die nächsten zwei Tage, und seiner Crew, machen wir uns im Anschluss auf den Weg auf die Chamer Hütte. Wir drohen jedoch alle in eine bedenkliche Hypoglykämie zu rutschen, daher begibt sich ein Rettungsteam akut auf die Suche nach Laugengebäck, Dips und Karotten. Mit deutlich angehobener Stimmung geht es dann auch endlich los, und die Besteigung des Arbers (wenn auch nur des kleinen) kann beginnen. Auf dem Weg überzeugt die Gruppe mit erstaunlichem Wissen über Flora und Fauna des Bayerischen Waldes, und verdient sich somit zurecht den ein oder anderen Wegelikör. Die gute Laune lassen wir uns auch von den einsetzenden leichten Regenschauern nicht nehmen, auch wenn wir durch die, zur Abwechslung, einsetzenden Starkregenfälle auf die Gipfelhalbe und den Badeausflug in den Arbersee verzichten müssen. Im Ausgleich dazu erwartet uns eine wohlig warm eingeheizte Stube, Kaiserschmarrn, und jede Menge Kasspatzn. Mit Kartenspielen, Gitarrenmusik und Liegestützchallenges lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, bis alle erschöpft von den Strapazen des Tages in die Stockbetten klettern.

                

Sonntag, 11.9.2022

Nachdem wir in der Früh in unsere noch leicht nassen Socken schlüpften (ein lauer Sommerregen begleitete uns gestern auf den Weg zur Chamer Hütte) und die Schuhe, die bis zur allerletzten Minute vor dem Ofen geparkt waren, in der Hoffnung vielleicht einen Quadratzemtimeter mehr trockene Sohle zu haben, geschnürt hatten, machten wir uns auf den Weg zurück zum Sportcamp in Regen. Dort angekommen nutzten wir noch die Zeit sowie die lang ersehnten Sonnenstrahlen um das Teambuilding bei Bogenschießen (Robin Hood wäre stolz) und intensivem Tischtennis (Timo Boll wäre noch stolzer) ausklingen zu lassen. Dann gab uns Herr Blank noch die letzen Infos und wir verteilten uns auf unsere Häuser. Zwar örtlich jetzt getrennt, ging das Teambuilding trotzdem weiter, denn es stehen Plank-, Liegestütz- und etwas wunderliche Spagat- und Handstandchallenges an, bei dem sich natürlich kein Haus ausnahm. Nach einem gemeinsamen Abendessen, bei dem über die nächsten Tage beratschlagt wurde (wer fährt wie wohin, wie wird wo wann von wem und vor Allem WAS gekocht), die letzten Namenslücken geschlossen und sich auch ein paar EKG oder Auskultationsfacts hineinmogelten, gingen alle müde und sehr gespannt ins Bett, in das ich mich nach dem letzten Punkt auch begeben werde. Gute Nacht!

   

Montag, 12.9.2022

Erster Tag in der Praxis

Die erste und wahrscheinlich größte Herausforderung des Tages - um halb 6 aufstehen, damit man pünktlich losfahren kann. Sobald man unterwegs ist, begrüßt einen eine dicke Nebelsuppe, die sich in den Tälern sammelt. Nach einigen Umleitungen hat man dann auch das Ziel erreicht.

An der Praxis angekommen wurde ich recht herzlich empfangen und gleich noch zu Frühstück und Kaffee eingeladen, da ich so früh dran war. Ohne große Einführung ging’s dann auch direkt los mit dem Praxisalltag: von Impfungen über Kreuzschmerzen und Insektenstiche war alles mit dabei. 

In der Mittagspause durfte man die Kochkünste der Haushaltshilfe genießen: gefüllte Pfannkuchen. Dazu als Nachspeise noch frisches Obst aus den Gärten der Patienten.

Im Anschluss ging es mit den Hausbesuchen weiter sowie einer kleinen Spritztour durch die idyllischen Landstriche in der Umgebung.

Abends kamen wir in den Genuss eines feinen 3-Gänge-Menüs, natürlich von den Bewohnern der Unterkunft in Grafenau selbst zubereitet. Mit Salat, Linsensuppe und Apfelcrumble konnten wir den Tag dann ausklingen lassen. 

Dienstag, 13.9.2022

Der 2. Tag in der Praxis beginnt. Schnell Frühstücken und Kaffee trinken und dann geht’s um halb 8 los zur Praxis. Ich habe das Privileg, zur Praxis laufen zu können, daher geht’s 20 min bergab, vorbei an Hühnern, an Rindern, einem Bienenstock und unzähligen Obstbäumen. 

Angekommen in der Praxis geht es gleich los mit dem ersten Patienten, den ich eigenständig untersuchen darf. Eine Vorsorgeuntersuchung mit dem Rundum-Programm - Anamnese, körperliche Untersuchung und Schallen. Das mit dem Schallen klappt noch nicht ganz so gut, aber morgen ist ja der Sono-Kurs geplant. Dann gibt es noch einen Wespenstich, Schmerzen in der HWS und eine Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen, also ein rundum vielfältiges Programm.

Um 12:15 steht die Fallbesprechung von meiner Praxis an, wo spannende oder komplizierte Fälle diskutiert werden. Um 13 Uhr geht’s dann den Berg rauf zurück zu unserem Haus.

Zuhause kochen wir dann was zum Mittag und da heute das 1. Teaching ist, fahren wir um 14 Uhr Richtung Regen und treffen alle anderen bei der AOK. Es ist sehr schön, die anderen nach diesen ersten spannenden Tagen wiederzusehen und es gibt viel Redebedarf und Austausch.

Beim Teaching lernen wir, wie man medizinische Wissensquellen richtig nutzt. Wir erarbeiten uns die verschiedenen Vor-und Nachteile und werden darauf hingewiesen, immer nach Interessenkonflikten Ausschau zu halten.

Danach fahren wir zurück zur Unterkunft. Heute ist Resteessen angesagt: ein bunter Mix aus Salat, Kartoffeln, Gemüse und Brotzeit. Den Abend lassen wir ausklingen am Küchentisch und quatschen über Gott und die Welt, während draußen die Sonne untergeht. 

       

Mittwoch, 14.09.2022

Der Tag startete viel zu früh um 6.00 Uhr mit einem wunderbaren Wecker klingeln (die Nacht war aufgrund eines Geburtstages und intensivem Karten spielen doch recht kurz geworden). Es regnete in Strömen und wir fuhren wie gewohnt um 6.45 Uhr los. Der meditative Regen und der dunkle Morgen machten die Müdigkeit nicht unbedingt besser.

Nachdem wir in der Praxis angekommen waren, ging es auch recht zügig los, die ersten Patienten zu untersuchen. Der Morgen in der Praxis war in null Komma nichts verflogen und endete für mich mit einem Notarzteinsatz auf einem nahegelegenen Bauernhof. Der Bauer hatte sich beim Arbeiten mit einem Strick den Finger fast vollständig abgerissen. Wir machten die Erstversorgung und warteten bis der Patient in den angeforderten Hubschrauber eingeladen worden war.

Anschließend folgte für uns das lang ersehnte Sono-Teaching in der eigenen Praxis. Unser Arzt Hannes zeigte uns zuerst, wie er beim Schallen vorgeht und ließ uns dann in den zwei Sonoräumen aneinander alles üben, was wir wollten. Dabei ging es um den allgemeinen Abdomenschall, das Schallen von Niere, Harnblase und Schilddrüse. Hannes wechselte von den beiden Räumen hin und her und war mit Rat und Tat immer zur Stelle, um Tipps und Tricks zu verraten und bei den ein oder anderen schwierigen Darstellungen zu helfen. Das Teaching endete mit Zugängen legen unter Ultraschallkontrolle. Außerdem stellten wir noch Knochen und die Achillessehne dar.

In Furth im Wald liefen wir noch ca. eine Stunde um den Drachensee, um uns ein wenig zu bewegen und ein wenig frische Luft zu schnappen. Danach folge die Rückfahrt, die im stärksten Unwetter endete. Regenfelder fegten über das Wohnhaus, zwei Bäume vielen um und das Wasser drückte durch die Fenster in die Wohnung. Trotz allem war die Stimmung wunderbar. Den Abend ließen wir in gemütlicher Runde bei Kerzenschein und einer Kaiserschmarrn-Challenge ausklingen.

   

Donnerstag, 15.9.2022

Fleißig haben wir heute in unseren Praxen die gestern erlernten Sonographie-Fähigkeiten an Patient:innen erprobt und verbessert. Mit spannenden Fällen verging der Vormittag wie im Flug. Immer wieder denke ich an Wolfgangs Worte, ob wir Mediziner:innen oder Ärzt:innen sein wollen. Für mich sticht in der allgemeinmedizinischen Praxis im Bayerischen Wald zweiteres eindrücklich hervor, da ich tagtäglich die Bedeutung der Lebensumstände der Patient:innen für ihre gesundheitliche Situation erfahre.

Am Nachmittag standen unsere ersten freien Stunden auf dem Programm. Für die Grafenauer ging es bei Regenwetter in die Therme nach Eging am See, wo wir nicht nur in der Sauna, sondern auch bei Klimmzügen ordentlich schwitzten und unsere Atmung lernten zu kontrollieren. Die Viechtacher betätigten sich in der Boulderhalle und beim Schwimmen sportlich und krachten zu 10. auf einen Reifen ordentlich gegeneinander - zum Glück waren ausreichend Mediziner:innen vor Ort.

Abends kräftigten sich die Häuser mit selbstgemachtem Kaiserschmarrn und Apfelmus aus dem Bauerngarten, Brotzeit mit würzigem Obadzdem und riesen Pizzen.

 

 

Freitag 16.09.22

Wir starten um 6:00 in den Tag mit einem Frühstück und dem Blick darauf, dass es ein langer Tag wird. Es steht der Famulaturalltag bei den Hausärzten und Kliniken an, mit einem anschließenden Teaching in Form einer Fallbesprechung und zu guter Letzt dem Zusammentreffen aller Häuser zur 1. Landarztolympiade.

Hausarztfamulatur: 
Für mich beginnt der Tag aus einem morgendlichen Briefing zu den Laborwerten der am Vortag angenommenen BEs und deren Interpretation. Darauf folgt die Behandlung einzelner Patienten, sowie OP-Tauglichkeitsuntersuchungen und ein paar einzelne DMP´s. Hierbei werden in unterschiedlichen Abständen EKG´s und eine allgemeinärztliche Untersuchung gemacht.

Teaching:
Nachmittags besucht uns Dora (eine der Hausärztinnen) in Lalling und bespricht bei ein paar Kleinigkeiten, Kaffee und Tee, die Fälle die wir uns für diesen Tag rausgesucht haben. Hierbei handelt es sich beispielsweise um, bei einem Zufallsbefund entdecktes Vorhofflimmern, eine Borreliose oder ein Patient aus der Orthopädie, den wir aufgrund seiner Multimorbidität diskutieren, ob er operiert werden sollte. 

Landarztolympiade:
Wir treffen uns alle gemeinsam in Grafenau zu einem gemeinsamen Pasta Dinner und den später anstehenden Spielen. Motto des Abends lautet Bad Taste. Hierbei wird in Mario Kart, Sackhüpfen, Drei-Bein-Lauf und anderen Wettkämpfen um die Wette geeifert wer am darauffolgenden Wochenende Titelverteidiger wird. Zusatzpunkte gibt es für jedes Team das es schafft, am nächsten Tag pünktlich zum Untersuchungstag in Regen zu erscheinen. Gegen 1 fangen langsam die einzelnen Häuser an nach Hause zu fahren. Die übrig gebliebenen übernachten in Grafenau.

      

 

Samstag, 17.9.2022

Nach einer legendären Partynacht im Hause Grafenau wache ich anstatt in meinem weichen Bett durchgefroren auf einem Liegepolster in meinem Hüttenschlafsack auf. Der letzte Rest Müdigkeit ist jedoch schnell verflogen und nach einem kurzen Kaffee kommen alle pünktlich beim Teaching in der AOK Regen an. Das Teaching ist auf zwei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil dürfen wir auf vier verschiedenen Etagen die körperliche Untersuchung an unseren Partner*innen üben. Anschließend liegt der Fokus vor allem auf der Gesprächsführung und den angehenden Ärzt*innen wird fleißig Feedback gegeben, wie sie ihre Gesprächstaktiken noch optimieren können. Zurück daheim in unserer wunderschönen Unterkunft in Viechtach weiß ich zuerst gar nichts mit der freien Zeit anzufangen und haue mich deshalb erstmal aufs Ohr. Nach Workout, kalter Dusche und Biomüll-Wegbring-Hühnerbesuch bleibt mir noch Zeit, mit meinem Bruder zu telefonieren. Auf einen entspannten Nachmittag folgt ein noch entspannterer Abend, an dem wir es uns mit Kartoffel-Kürbis-Suppe, Knoblauchbrot, Kopfmassagen und Rettungsdienst-Dokus richtig gemütlich machen.

Gute Nacht und süße Träume!

        

Sonntag, 18.9.2022

Unseren ersten freien Sonntag verbrachten wir mit einem Ausflug nach Passau. Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück machten wir uns gemeinsam auf den Weg und verbrachten die Fahrt damit, uns unsere Lieblingsmusiker zu zeigen. Auch wenn das Wetter nicht unbedingt mitspielte, konnten wir in der historischen Stadt einen schönen Tag erleben. Wir besuchten unter anderem die Veste Oberhaus und den Dom St. Stephan und ließen uns von diesen beeindruckenden Bauten auch etwas vom Regen schützen. Zum Abschluss aßen wir im syrischen Safi Restaurant und lernten dort die syrische Küche kennen, die vielen von uns noch komplett fremd war, aber alle mit ihrem Geschmack überzeugte. Abends in der Unterkunft überraschten wir unseren Gastgeber mit einem selbst gebackenen Apfelkuchen, den wir mit selbst gepflückten Äpfeln kreiert haben. Selbstverständlich haben wir zwei Kuchen gebacken und den anderen direkt selbst gegessen und legen uns jetzt bald mit vollen Mägen ins Bett, um morgen voller Energie in die zweite Woche unserer Zeit im Arberland zu starten.

Montag, 19.9.2022

Nach einem ereignisreichen Wochenende startet heute unsere zweite Woche im Bayerischen Wald. Montag bedeutet: Ein langer Tag in den Praxen und Krankenhäusern steht an.

Um 7 steigen wir ins Auto und fahren los, sodass auch der oder die Letzte pünktlich um 8 in der Praxis oder im Krankenhaus steht.

Den Vormittag verbringe ich bei einer der Ärztinnen aus der Gemeinschaftspraxis, in der ich famulieren darf. 

Von 12 bis 15 Uhr heißt es dann: Mittagspause!

Ich nutze die Zeit, um Plattling ein bisschen zu erkunden. Dort komme ich an Kirchen, Marktplätzen und dem alten Bürgerspital vorbei. Früher diente es der Unterbringung alter und kranker Einwohner Plattlings, heute wird es als Kulturzentrum genutzt. 

Auf meinem Rundgang entdecke ich auch ein geöffnetes chinesisches Restaurant (montags haben leider viele Lokale in Plattling Ruhetag), in dem ein gutes und günstiges Mittagsmenü angeboten wird. 

Gestärkt verbringe ich den Nachmittag in der Sprechstunde einer anderen Ärztin aus der Praxis. Dies gestaltet den Tag sehr abwechslungsreich und ermöglicht es mir, die unterschiedlichen Arbeitsweisen der verschiedenen Ärztinnen kennenzulernen.

Pünktlich um 18 Uhr mache ich mich dann, begleitet von einem wunderschönen Regenbogen, auf den Weg, meine Mitfahrer einzusammeln. Zuhause angekommen lassen wir den Tag noch bei einem gemeinsamen Abendessen (wir kochen immer in Zweierteams, heute gab es Risotto) und einem Gläschen Wein ausklingen und erzählen uns von unseren heutigen Erlebnissen.

           

Dienstag, 20.9.2022

Guten Morgen aus Viechtach! Um 6.00 Uhr klingelt der Wecker und ich schleiche aus dem dunklen Zimmer, um die anderen nicht zu wecken. Wir sitzen wie jeden Morgen zu dritt beim Kaffee und beneiden ein wenig diejenigen, die noch etwas länger schlummern dürfen. Auf der Fahrt hören wir diesmal einen Crime-Podcast und freuen uns auf den zweiten Kaffee in der Praxis. 

Heute begleite ich eine MFA im Labor und nehme zum ersten Mal Blut mit Kanüle und Adapter anstelle eines Butterfly ab. Es stehen oGTTs, Quick-Tests und weitere Diagnostik an. Zwischendurch schreibe ich ein paar EKGs und darf einen Ultraschall mit V.a. Nierenstein durchführen. Es ist mal wieder sehr abwechslungsreich und die Zeit bis Mittag vergeht wie im Flug.

Um ca. halb 1 werde ich von meinem Fahrer abgeholt - schnell nach Viechtach zurück, denn um 3 geht schon das EKG Teaching in der AOK Regen los. Dort erwarteten uns Wolfgang, Julia und die PJlerinnen mit einem kurzen Vortrag zur Auffrischung der Grundlagen und einigen Pathologien. Danach setzen wir uns in Kleingruppen an Beispiel-EKGs und können das Gelernte gleich anwenden. 

Da ein Teil von uns bei einer Landrats-Jause außerhalb gegessen hat, waren wir im Haus zur Abwechslung beim Abendessen nur zu fünft und haben uns leckeren Flammkuchen gezaubert.

 

Mittwoch, 21.9.2022

Der Tag beginnt im Dunklen in unserem Dreierzimmer. Nach und nach werden wir wach und sitzen eine Viertelstunde später am Frühstückstisch, zusammen mit anderen lieben Menschen aus unserem Haus. Mal ist es ruhig, aber oft wird sich bald rege unterhalten, Musik gehört, der Tag organisiert und viel gelacht.

Das Nussmüsli mit den selbst geernteten Äpfeln von vorm Haus schmeckt und kurz nach 7 heißt es dann Aufbruch. Ich arbeite in Grafenau, in der Praxis von Christian Carlberg und Sabine Scholz, 4 Kilometer entfernt.

Mitgenommen im Auto wäre ich schon um 40 Minuten vor Praxisöffnung da, ganz zu Fuß laufe ich eine knappe Stunde. Und so bin ich nach ein paar Tagen dazu übergegangen, mich die halbe Strecke mitnehmen zu lassen und dann den letzten Kilometer mit Musik im Ohr und meinen eigenen Gedanken im Kopf zur Praxis zu spazieren. Auf einem kleinen Parkplatz mache ich oft etwas Yoga. Ich glaube, alle Passant*innen sind darüber relativ irritiert, aber es tut so gut. Und in einem leider sehr kalten September kommt die Bewegung etwas kurz.

Es ist so schön, diesen kurzen Moment jeden Morgen alleine zu haben, besonders wenn ich danach vier Stunden lang ganz konzentriert auf das sein möchte, was die Patient*innen berichten und es am Nachmittag im Teaching und danach zu Hause intensiv weitergeht. Und trotzdem bin ich so dankbar für diese intensive Zeit in Gemeinschaft. Als 14 Personen ganz zusammengewürfelt in einem Haus zu wohnen und sich kennenzulernen, zu organisieren und Lösungen zu finden klingt erstmal anstrengend und ist es manchmal auch, aber die meiste Zeit bin ich sehr dankbar für diese besondere Erfahrung. So merke ich, dass ich in einem Unialltag relativ häufig alleine bin und Entscheidungen ganz alleine treffe. Hier komme ich zur Haustür herein und höre das Akkordeon. Menschen ernten, kochen, erzählen von dem Praxisalltag, diskutieren über Medizinisches und Anderes. Man heizt den Kamin ein, geht die Kühe besuchen, es wird gesportelt und geschlemmt. Und dann werden sich am späten Abend doch nochmal zusammen Vorlesungsfolien angeschaut, sich gegenseitig erklärt und nun ist das, was im Unialltag doch teilweise fad war, plötzlich sehr spannend und befriedigend. Den Wunsch nach mehr Kollektivität und Gemeinschaft nehme ich ganz fest mit zurück in meinen Alltag. Das Beglückende überwiegt bei weitem dem, was anstrengt.

Mein zweiter Mittwoch im Bayerischen Wald beginnt also mit einem Frühstück und einem Spaziergang und geht dann mit dem Vormittag in der Praxis weiter. An diesem Vormittag darf ich das Abdomen-Sono bei einer Patientin machen, die über unspezifische Schmerzen klagt. Es ist schon noch knifflig, aber wird von Mal zu Mal einfacher, die Strukturen zu finden, schön zu treffen und richtig zu interpretieren. An diesem Tag kommen viele Menschen, um Befunde zu besprechen oder wegen orthopädischer Beschwerden. Meist höre ich zu, teilweise darf ich die Anamnese und die körperliche Untersuchung machen. Christian und Sabine nehmen sich immer Zeit, mir die Geschichte der Menschen zu erzählen, das Prozedere zu erklären und meine Fragen zu beantworten. So vergeht der Vormittag und am Nachmittag steht das Teaching an. Wegen des schwachen Internets in Grafenau treffen wir uns im Pavillon des Kurparkes in Grafenau. Leider ist das Internet auch dort nicht stark genug und so telefonieren wir am Ende einfach mit Lautsprechern mit der Allgemeinärztin, die uns durch unsere Fälle führt und uns anregt. Es ist so hilfreich, bei konkreten Fällen das ganze Prozedere durchzuspielen und das gemeinsame Wissen in einen Topf zu werfen. Parallel wird Amboss befragt, um Details zu klären und gegen 18 Uhr machen wir uns müde auf den Weg nach Haus.

Irgendwie sind wir immer noch sehr motiviert und erarbeiten uns aus den Heidelberger Standarduntersuchungen noch einmal zu dritt die Knieuntersuchung, während im Nebenraum ein Work-Out gemacht wird.

Zwischendurch wird sich im Regen Salz, das beim Einkaufen vergessen wurde, von den Nachbarn erbeten und dann gibt es auch schon tolles Essen. Der Abend vergeht kollektiv vorm Kamin mit Lesen, Medizin und Mario Kart und spätestens um 11 schlummern dann alle selig.

Donnerstag, 22.9.2022

Ein Morgen wie die meisten Morgende im Hause Fernblick in Lalling. Hektisch wird  unter die Dusche gesprungen, der Kaffee ist bereits aufgesetzt, die Mitbewohner geweckt, die Praxis Kleidung angezogen und zwischen Tür und Angel bleibt meist noch kurz Zeit für ein schnelles Müsli. Ein morgendlicher Plausch mit den Mitbewohner:innen darf natürlich auch nicht fehlen. 

Nach einem kurzen Weg mit dem Auto, geht es los in der Praxis. 

Hierbei nutze ich die Zeit morgens um mich in die Krankenakten der am jeweiligen Tag terminierten Patienten einzulesen und eventuell unklare Diagnosen für mich selbst zu recherchieren. 

Ab 8 heißt es dann Praxisalltag. Zwischen Check ups, Medikamenten Einstellungen, Sonos und zahlreichen akut Beschwerden der Patienten, nimmt sich mein Arzt viel Zeit für offene Fragen meinerseits. Die Zeit bis Mittag vergeht wie im Flug. Meine Praxis liegt mitten in Deggendorf, weshalb ich meine Mittagspause auf dem schönen sonnigen Stadtplatz verbringe und eine heiße Suppe von einem der lokalen Marktstände genieße.

Auf dem Weg zu unserem Nachmittagsprogramm sammele ich zwei andere Mädels ein und wir machen uns auf nach Cham. Unter der Überschrift “Kinderkurs” findet dort ein Teaching zu den wichtigsten Kinderkrankheiten statt. Gleich 3 Assistenzärzte nehmen sich Zeit, mit  uns in Kleingruppen über die häufigsten Kinderkrankheiten zu sprechen und offene Fragen von uns Studenten zu klären.  Der zweite Teil des Kurses ist aber das Highlight, wir 41 Studenten treffen in der Turnhalle auf 20 Grundschüler. Nach einigen Kennenlern- und Aufwärmspielen, dürfen wir dann spielerisch die körperliche Untersuchung an Kindern lernen.

Nach dieser wirklich gelungenen Veranstaltung, machen wir uns geschlossen auf den Weg in die Wasserwirtschaft in Cham, denn der Landrat lädt alle Studenten zum Abendessen ein. Bei Kaiserschmarrn, Knödeln und Schweinsbraten, haben wir die Möglichkeit uns mit den ortsansässigen Ärzten, sowie mit Landrat und anderen lokalen Vertretern der Gesundheitsbranche auszutauschen.

Erschöpft, aber beseelt von den vielen tollen Eindrücken, machen wir uns nach dem Abendessen auf den Weg zurück in unser schönes Lalling.

     

Freitag, 23.9.2022

Heute war schon der letzte Tag der ersten Famulaturhälfte. Wie jeden Tag sind wir um 6 Uhr aufgestanden und ich wurde von meinen MitbewohnerInnen gleich mit selbstgebackenen Muffins und einem Geburtstagsständchen begrüßt.

In der Praxis war der Vormittag relativ entspannt und die Zeit verging während der Hausbesuche und der Sprechstunde wie im Flug. Nach der Arbeit gingen wir gemeinsam für den Abend einkaufen und besorgten Snacks und Getränke (an dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an den Sponsor Matthias!).

Den ganzen Nachmittag, den wir heute glücklicherweise frei hatten, bereiteten wir Fingerfood und Essen für den Abend vor, da wir abends die anderen Häuser aus Grafenau und Lalling eingeladen hatten. Um halb sieben gab es Chili sin carne und im Anschluss läuteten wir die Party mit einer Runde Rage Cage auf der Terrasse ein. Nach und nach trudelten unsere Freunde aus den anderen Unterkünften ein und wir konnten das sehnsüchtig erwartete Bierpong-Turnier endlich starten.

Um 0 Uhr wurde ich dann als Geburtstagskind von Laurin abgelöst und der tolle Tag neigte sich langsam aber sicher dem Ende entgegen.

   

Samstag 24.9.2022

Liebes Tagebuch,

heute war ein ganz schöner Tag. Nach der Übernachtungsparty von gestern sind wir heute morgen in Viechtach aufgewacht. Dann haben wir lecker gefrühstückt. Es war ein Geburtstagsfrühstück mit Kuchen. Es gab auch frisch gebackene Brötchen mit Marmelade und ganz viel Nutella. Mmmm Lecker. Danach sind wir dann nach Regen in das Haus von der AOK gefahren. Dort haben wir über verschiedene Krankheiten geredet. Das waren Krankheiten die von alleine nicht so leicht weggehen und lange Probleme machen. 6 Erwachsene haben uns etwas über die Krankheiten erklärt und wir haben sogar Strohhalme bekommen. Wir mussten uns dann die Nase zuhalten den Strohhalm in den Mund stecken und dann durch den Strohhalm atmen. Wir sind mit dem Strohhalm die Treppen hoch gerannt. Es war sehr anstrengend durch den Strohhalm zu atmen. Wir haben wenig Luft bekommen. So soll es sich anfühlen mit einer Atemkrankheit haben sie uns gesagt. Danach gab es einen Döner zum essen. Dann sind wir wieder in die Häuser gefahren. Ich habe mit paar Freunden Sport gemacht. Volleyball, Federball, Spikeball. Andere sind wandern gegangen auf einen ganz hohen Berg. Es ging über kleine Wege ganz steil nach oben bis zu einem großen Kreuz. Das Kreuz stand in der Mitte auf dem Berg. Der Berg heißt Großer Arber. Andere haben Wellness gemacht. Die sind in einen ganz heißen Raum gegangen zum Entspannen. Dann haben sie noch eine Creme ins Gesicht geschmiert und Gurken auf die Augen gemacht. Das sah voll lustig aus. Am Abend haben wir in unseren Häusern noch gekocht und lecker gegessen. Danach sind wir alle müde schlafen gegangen. Es war ein schöner Tag.

Ende

 

Sonntag, 25.9.2022

Frühes Aufstehen an einem Sonntagmorgen?! – Heute lohnt es sich auf jeden Fall!

Um 6.45 Uhr geht es für uns los: Die Brötchen sind geschmiert und der Kaffee oder Tee to go ist eingefüllt, gefrühstückt wird auf der Fahrt. Die Strecke ist in ein morgendliches Licht getaucht und leichte Nebelschwanden sind auch noch zu sehen. Bei guter Musik und schönen Gesprächen ist die Stunde Fahrt schnell vorbei und wir sind bei der Bergwacht angekommen. Dort werden wir herzlich begrüßt und uns wird an drei Stationen etwas zur Luftrettung, Ausrüstung, Notfallmedizin und weiteren Einsatzmitteln erzählt und demonstriert. Nach diesem sehr interessanten Einstieg geht es weiter einen Wanderpfad hinauf. Auf dem Weg halten wir immer zwischendurch an und erfahren die verschiedensten Dinge über das spezielle Gebiet, aber auch die Natur allgemein. Doch plötzlich stürzt eine von uns (das war zum Glück alles vorher geplant und auf ein Zeichen der Bergwacht hin simuliert) und wir dürfen selbst Hand anlegen und sie nach einer Überprüfung und Absicherung ihres Zustandes mit einem Rettungssack und einer Korbtrage die letzten Meter zum Gipfel transportieren. Den Transport brechen wir kurz davor aber doch ab, damit wir die Bergmesse, an der wir alle leise vorbeilaufen müssen, nicht noch mehr stören und die Leute in Aufruhe versetzen. Ein Gruppenfoto am Gipfel und eine kleine Stärkung dürfen natürlich nicht fehlen. Anschließend geht es nur noch einen kurzen Weg bergab und wir sind wieder bei den Autos. Nach diesen vielen Eindrücken sind wir uns glaube ich alle einig, der restliche Sonntag wird gemütlich in den Häusern mit Gesellschaftsspielen, Lesen und Kochen verbracht. In meinem Haus darf das kleine Sonntagsritual, der ‚Tatort‘ am Abend, natürlich auch nicht fehlen. 

 

Montag, 26.9.2022

Es fängt früh an, der Tag wird lang,
heut wird man nicht geweckt mit Morgengesang.
Es klingelt nur der altbekannte Wecker,
ich falle ausm Bett und fast noch übern Ladekabelstecker.

Am Frühstückssofa halb wach, halb müde Gesichter,
da helfen auch nicht die Deckenlampe und andere Lichter.
Doch dann nach einer kurzen Autofahrt, bergauf, bergab, um noch ne Ecke,
und schon mittendrin im Praxisalltag ich stecke.

Der Vormittag geht fix um, ist er doch gefüllt von Fällen,
das kann man sich ganz spannend vorstellen.
Eine Verbrennung am Unterarm,
ein Ultraschall von Milz, Leber, Niere und Darm.

Dann nochmal kurz Blut abgenommen -
und sieht da jemand etwas verschwommen?
Dann piept der Melder: Ein Notarzteinsatz.
Da geht’s geschwind wie die Katz.

Nach einer Mittagspause mit leckerer Brotzeit, sind wir wieder bereit:
eine Wunde will genäht werden, das braucht auch seine Zeit.
Dann ein paar Hausbesuche und PatientInnen im Wartezimmer
und schon werd ich abgeholt von Peter wie immer.

Ein bisschen Sonne tanken, gute Gespräche und etwas auf dem Laptop tippen
und dann heißt’s beim Trizepstraining nicht von der Bettkante kippen.
Im Anschluss noch wie immer ein super leckeres Abendessen
und dann haben wir noch etwas gemütlich beisammen gesessen.

 

Dienstag, 27.9.2022

Und wieder neigt sich ein wundervoller Tag dem Ende zu. Heute war es sehr aufregend und ereignisreich. Die mittlerweile fünfte Person feiert den Geburtstag während des Projektes; diesmal Caro aus dem Hause Grafenau. Dementsprechend haben wir unseren Tag mit einem etwas verlängerten Frühstück begonnen.

Dann machten wir uns auf den Weg in unsere Praxen/ Kliniken. Neben Sono, Blutentnahmen und Infusionen legen, fand ich es besonders spannend, einen Patienten mit einem Penicillin-Exanthem zu sehen und zu behandeln. Zu Mittag wurde ich auch schon wieder abgeholt. Nun hatten wir einen kleinen Puffer bis zum Nachmittagsteaching- heute in der Rehaklinik in Schaufling zum Thema Orthopädie mit Schwerpunkt Kreuzschmerz.

Die Mittagspause nutzten wir aus, um unser Geburtstagskind auf ein gemeinsames Essen zu entführen. Die Überraschung ist definitiv geglückt. Mit vollen Bäuchen, vom leckeren Essen und zusätzlichem Geburtstagskuchen, konnten wir schließlich nach Schaufling aufbrechen.

Dort wurden wir Studenten aus allen drei Häusern bereits mit großer Freude erwarten. Man zeigte uns im Kurs die körperliche Untersuchung bei orthopädischen Patienten. Kurzerhand durften wir die neu erlernten Fähigkeiten an uns Studenten gegenseitig ausprobieren. Letztlich hatten wir neben einer Patientin der Klinik, an der wir die Untersuchung strukturiert wiederholt haben, die Chance Fragen zu stellen und Fälle aus unseren Praxen zu besprechen.

Ich und meine Leute aus Team Grafenau mussten vorzeitig aufbrechen, denn für uns stand noch ein weiterer aufregender Punkt auf dem Programm. Wir durften uns auf ein gemeinsames Abendessen mit dem Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau freuen. In guter Gesellschaft, erneut leckerem Essen und dem ein oder anderen Glas Bier konnten wir unseren Abend entspannt ausklingen lassen.

 

 

Mittwoch, 28.9.2022

Liebes Tagebuch,

ich befinde mich nun in der 3. Woche meiner besonderen Famulatur im Bayerischen Wald.

Morgens frühstücke ich ein Brot mit Snacktomaten und quatsche kurz mit meinen lieben Mitbewohnerinnen (Hendrik schläft noch) bevor ich mich mit meiner Fahrgemeinschaft auf den Weg mache. Rebecca und ich machen unsere Famulatur auf der neurologischen Station in Deggendorf. Bei Ankunft um 07:15 Uhr holen wir uns ein 2. Frühstück in der Cafeteria und informieren uns über neue Patient:innen. Täglich haben wir drei feste Termine: 07:45 Frühbesprechung, 08:30 ausführliche Visite und 10:00 Uhr Radiologie Besprechung. Dazwischen ist Zeit für Blutentnahmen, Zugänge legen und den NIHSS Score, der bei allen Schlaganfallpatient:innen mehrfach täglich erhoben wird. Ansonsten ist jeder Tag aufs Neue anders und spannend. Bei neuen Patienten:innen können wir selbständig die Anamnese erheben und eine komplette neurologische Untersuchung durchführen. Daraufhin verfassen wir den Befund der von den Stationsärzt:innen ggf. korrigiert und ergänzt wird. Wir durften auch schon die ganze Bandbreite der neurologischen Diagnostik erleben: Lumbalpunktionen, Ultraschalluntersuchungen der Hals- und Hirngefäße sowie peripherer Nerven, endoskopische Schluckuntersuchungen, magnetisch/motorisch/sensibel evozierte Potentiale und Elektromyografie. Auch neurochirurgische Einblicke werden uns ermöglicht. Diese Woche bspw. waren wir bei Biopsien und Meningiomresektionen mittendrin statt nur dabei. Generell ist die gesamte Ärzteschaft sehr engagiert uns Famulantinnen einzubeziehen und viel zu zeigen. Neben klassischen Krankheitsbildern wie Schwindel und Schlaganfall, finden sich auf der Station auch Neuroborreliosen, Meningitiden und autoimmunologische Fälle. Heute habe ich zum ersten Mal einen epileptischen Krampfanfall gesehen. Eine sehr eindrückliche Erfahrung. Glücklicherweise dürfen wir im Klinikum kostenlos essen und nach der Mittagspause und einer weiteren Neuaufnahme wurden wir schon wieder abgeholt und es ging direkt weiter zum Depressions-Teaching.

Zusammen mit einem Internisten, der gleichzeitig auch Psychotherapeut ist, wiederholten wir die Kardinalsymptome der Depression, die Diagnostik und Ursachen, sowie medikamentöse- und nicht-medikamentöse Therapieoptionen. Gefüllt wurde das Teaching vor allem mit unseren persönlichen Erfahrungen und Fragen zu dieser Thematik, sodass es vielmehr ein Gespräch unter Kolleg:innen war, als eine Unterrichtseinheit. Wieder angekommen in unserem wunderschönen Lallinger Haus wurde zusammen auf der Couch entspannt und gekocht. Und so sind es neben der Landschaft und der intensiven medizinischen Erfahrung vor allem meine wunderbaren Mitmenschen, die diese Famulaturerfahrung so besonders machen <3

      

Donnerstag, 29.9.2022

Die Morgenroutine im Hause Wanninger ist perfekt eingespielt. Trotz 11 Menschen und nur 2 Bädern kommt es kaum zu Staus. Ich habe das Glück, erst um 6:45 aufstehen zu müssen und trotzdem genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück zu haben. Pünktlich um halb 8 geht es mit Piedrrrkahr und Vibekey in unsere Praxen. Wie immer bekomme ich viele interessante Patient*innen zu Gesicht. Heute bin ich bei einer U9-Untersuchung dabei, befunde als Übung einige ungewöhnliche EKGs der letzten Jahre und untersuche eine Patientin, die anschließend aufgrund des Verdachts einer KHK ins Krankenhaus überwiesen wird.

Mittags fahren wir wieder nach Hause, um schnell etwas zu essen, anschließend geht es direkt weiter ins Krankenhaus Zwiesel zum Nahtkurs. An Schweinefüßen lernen wir verschiedene Nahttechniken kennen und haben viel Zeit, diese selbst zu üben.

 

Nach dem Teaching und der langen Heimfahrt beginnen unsere Köch*innen mit der Zubereitung des täglichen Festmahls. Heute gibt es unter anderem Spinat mit Röstaroma. Vorzüglich :-)

Bis alle gesättigt sind, ist es schon wieder Zeit, ins Bett zu gehen, denn morgen geht’s natürlich wieder früh los.

 

Süße Träume!

Freitag, 30.9.2022

Samstag, 1.10.2022

Nach einer langen Partynacht kehrt im Lallinger Haus um 9.00 Uhr auch schon wieder das Leben zurück. Um 10.00 Uhr ist Teaching angesagt. Vorher wird zusammen mit ein paar Grafenauer, die nach der Party bei uns übernachtet haben, noch gefrühstückt und sich ausgetauscht. Dann geht es auch schon zum Geriatrie Teaching nach Regen.

Hierzu durchlaufen wir wieder verschiedene Stationen.  Der Müdigkeit zum Trotz darf meine Gruppe sich sogleich beim Thema Geriatrisches Assessment selbst aktiv betätigten und den Chair Rising Test ausprobieren. Beim Chair Rising Test, welcher der Einschätzung der Kraft des Patienten/ der Patientin dient, muss der Patient/ die Patientin mit verschränkten Armen 5-mal vom Stuhl aufstehen und sich wieder hinsetzen, während die medizinische Fachkraft die Durchführung beobachtet und die Zeit misst, welche unter 10 Sekunden liegen sollte. Nüchtern müssen wir feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist – wir brauchen 12 Sekunden. Auch bei der nächsten Station geht es aktiv einher und wir verwandeln eine aus unserer Gruppe in eine alte Dame mit eingeschränktem Seh- und Hörvermögen, einem schwerem Bein, passender Kleidung, Hausschuhen und Rollator. Danach wird erörtert, was ergotherapeutisch unternommen werden kann, um das Sturzrisiko zu reduzieren. Beim Thema Physiotherapie massieren wir uns selbst unsere Füße und führen Gang- und Mobilitätsübungen durch. Zum Abschluss werden noch Polypharmazie und Fälle besprochen.

Froh über den freien Nachmittag geht es um 14.00 Uhr nach einem kurzen Einkauf zurück nach Lalling und wir genießen einen ruhigen Nachmittag

  

Sonntag, 2.10.2022

Der 2. Oktober begann mit einem kleinen Schreck: als ich duschen wollte entdeckte ich einen kreisrunden Blutfleck und kleinen Knoten am Rücken.

Ich rief Anna herbei die schnell eine richtige Diagnose stellte:
Zeckenbiss. Toni eilte hinzu um mir professionell mit Pinzette und Nadel die mittlerweile kugelrunde Zecke zu entfernen. Wie in der Fällebesprechung durchgegangen rundeten Zugsalbe, Pflaster und das Umkreisen der Wunde die Behandlung ab. Ein müder Alex kam vorbeigehuscht, warf einen müden Blick auf die Wunde und vergewisserte sich dass es mir gut ging um sich danach nochmal eine Runde hinzulegen und liegenzubleiben.

Ein leckeres Müsli mit Banana in wunderbarer Runde erfüllten Magen und Herz. Gestärkt starteten wir einen längeren Spaziergang über Stock und Stein und gönnten uns noch eine Kugel Eis.

Ein liebgewonner alter Freund, der Regen, schneite durch die Himmelspforte.

Nach zwei eher schlaflosen Nächten ist die Erschöpfung bei allen zu spüren, sodass wir uns eine Runde aufs Ohr hauten.

Im Restaurant ließen wir uns verschiedene Köstlichkeiten schmecken und verkürzten die Wartezeit mit einer Runde Durak und The Mind. Das gemeinsame Abendessen rundete den Abend ab. Eine durchaus runde Sache.

Es ist wirklich schön, wie wertschätzend und liebevoll alle miteinander umgehen und wie sehr wir einander ans Herz gewachsen sind. Ich werde jetzt schon ganz traurig, wenn ich an den bald anstehenden Abschied denke.

P.S Der Wanderpokal den ich in Grafenau mit PeeeterCar endwendet habe wurde trotz ausgiebigen Hinweise leider immer noch nicht gefunden. Ich bin stinksauer.

     

 

Montag, 3.10.2022

Es war einmal im bayerischen Märchenwald…
Der Morgen war mystisch, neblig und kalt.
Doch in allen Herzen schien die Sonne
Und so machten sich voller Wonne
Die wunderbaren Zwerge vom Schildertschlag
Auf den Weg in einen wundervollen Tag.
Los ging es mit fröhlichen Stimmen
Ins Abenteuer, den Lusen zu erklimmen.
Über Steine und Felsen immer weiter,
Das letzte Stück hinauf über die „Himmelsleiter“,
Der Gipfel in weiß wabernden Wolken, windig,
Dann endlich wurden die Zwerge fündig,
Ein kleines Häuslein - zwar nicht aus Pfefferkuchen fein,
Doch wärmend und freundlich - lud die Zwerge zu sich ein.
Kaum war das Tischlein gedeckt,
waren die Lebensgeister wieder geweckt.
Bald wieder hinab auf gewundenen Wegen,
Mit Zwergenmützen gegen den Regen.
Doch dann, wie ein Wunder, zeigte die Sonne ihr schönes Gesicht
Und mit dem herbstlich goldenen Licht
Erwachte die Liebe der Zwerge zu neuem Glanz.
Ein kleiner Tanz, ein tiefer Blick,
So kehrte das Märchen in den Wald zurück.
Zwei Zwerge versprachen sich dort ihre Liebe
Und stahlen das Herze dem Ander´n wie Diebe.
Am Abend kamen die Zwerge nach Haus,
Zogen die Schuhe und Mützen aus,
Es wurde gekocht und gemeinsam gespeist,
Zwei Zwerge waren noch zu den Hirschen verreist.
Im schimmernden Mondenschein wurden Geschichten erzählt
Und die Besten im Kartenspiel erwählt.
Es wurde gestritten, diskutiert und gelacht
- Einfach eine magische Märchennacht.

      

Dienstag, 4.10.2022

Ein Famulant ist aufgestanden 

Die Sonne ist aufgegangen,
die weißen Hosen prangen,
beim Frühstück, hell und klar.
Das Auto steht still und schweiget,
und aus dem Bade steiget,
der weiße Nebel wunderbar.

Bald ist es nicht mehr stille,
Stimmen in aller Fülle,
so fröhlich und zuhauf.
Mit einer Tasse Kaffee
aus der großen Karaffe,
wachen wir ganz schnell wieder auf. 

Seht ihr den Famulant dort stehen,
bereit jetzt loszugehen,
durch Berg und auch durch Tal.
Dann packen wir unsre Sachen,
und fangen an zu Lachen
zu lindern der Patienten Qual. 

Mittags geht’s dann nach Hause,
dort gibt es eine Jause,
für Groß und auch für Klein.
Ganz bald kommt dann die Schulung,
die bringt uns schnell Schwung,
sitzend im hellen Sonnenschein.

Geht dann die Sonne unter,
bleiben wir noch lang munter,
mit Karten und Musik.
Sind alle dann erschöpft,
das Nachthemd zugeknöpft,
machen wir bald die Augen zu.

 

 

Mittwoch, 5.10.2022

Wie jeden Morgen sitzen schon alle beim Frühstücken, als ich heute morgen runter gekommen bin. Pünktlich um 7 Uhr 30, zumindest fast, startet Karla durch die schöne morgendliche Szenerie zu unseren Praxen. Ich werde als erstes in Viechtach abgesetzt.
Nach einem erfolgreichen Famulaturtag, erwartet mich Leonie freudig winkend auf dem Stadtplatz. Da seit langem endlich mal wieder die Sonne scheint, genießen wir die Wärme und warten entspannt auf unseren Abholdienst.
Das heutige Balint-Teaching fand für uns um 16:45 in Regen statt, daher konnten wir die verlängerte Mittagspause mit Spielen in der Sonne genießen.
Dr. Egid Werner, unser Leiter des Teachings, ging mit uns gemeinsam einen mitgebrachten Fall durch und wir haben die Vorgehensweise einer Balintgruppe hautnah erleben dürfen.
Auf dem Rückweg wurden wir aus dem Auto von einem feurigen Himmel begrüßt: Das Christkind backt Plätzchen!

     

Donnerstag, 6.10.2022

Heute begann der Tag wie immer schon um 5.30 Uhr. Nachdem wir schlaftrunken unser Frühstück zu uns genommen hatten, mussten wir auch schon zum Auto eilen und Richtung Grafenau düsen, denn um 6.30 Uhr ist Dienstbeginn. Wie immer werden wir von Sabine, der Arzthelferin, mit den herzlichen Worten "Greife mas o" begrüßt und los geht es mit Blutentnahmen und Zugänge legen. Um halb acht geht es schon weiter zur Visite auf Intensivstation und um 8 sitzen wir in der Frühbesprechung. Danach haben wir immer die Möglichkeit uns unseren Tag selbst zu gestalten. Heute klingelte allerdings direkt das Telefon und ich durfte bei einer Gastroskopie assistieren und auch eine Probeentnahme durchführen. Danach nahmen wir selbstständig einen Patienten in der Notaufnahme auf und führten anschließend auch das Herzecho durch. Es stand noch eine Herzkatheteruntersuchung bei einer Patientin an, bei der wir morgens noch ein spannendes Herzgeräusch auskultieren durften.
Das absolute Highlight der gesamten Famulatur war allerdings, dass ich eine Kardioversion komplett selbständig durchführen durfte, inklusive Schockabgabe, schwitzigen Händen und hohem Stresslevel. Nach dieser Aufregung gönnten wir uns erstmal ein leckeres Mittagessen in der Klinik und machten uns dann schnell auf den Heimweg, denn Team Schmalzbauer hatte sich vorgenommen am Nachmittag nochmal den Lusen zu besteigen.
Nach einer schönen Wanderung, diesmal ohne Regen, genossen wir den schönen Ausblick und saßen noch gemütlich bei einem Bierchen oder Heißgetränk zusammen. Auf dem Heimweg sprangen wir noch kurz aus dem Auto, rollten eine Wiese herunter und genossen den Sonnenuntergang zusammen.
Am Abend wurde dann noch fleißig gekocht und für die Praxen Kuchen und andere Köstlichkeiten als Dankeschön gebacken.
Denn morgen steht schon der letzte Tag unserer Famulaturen an. Die letzten 4 Wochen vergingen wie im Flug und ich bin dankbar für die tollen Menschen die ich kennenlernen durfte und für die lehrreiche Zeit in der Klinik.

Freitag, 7.10.2022

Es ist soweit. Unser letzter Famulaturtag ist angebrochen. Nach einer - wie so oft- viel zu kurzen Nacht klingelt der Wecker viel zu früh. Ein bisschen wehmütig frühstücken wir, packen die gestern mit ganz viel Liebe (#nurliebe) vorbereiteten Kuchen auf Teller und machen uns auf den Weg. In der Klinik in Viechtach werden wir herzlich verabschiedet und bekommen liebe Wünsche mit auf den Weg.

Unsere letzte Tat nach dem Kuchenverteilen, Blutabnehmen und Zugänge legen: nochmal die Fertigkeiten aus dem Sono Kurs abrufen und ein letztes Mal gegenseitig schallen. Auch ans Herzecho wagen wir uns, und haben einen eindeutigen Befund darstellen können: Annas Herz schlägt nun ganz sicher für den Bayerischen Wald. Schee! 

Nach dem Mittagessen folgt ein kurzer Powernap in der Sonne, dann wird gepackt, geputzt und gekuschelt. Nach einem Eiskaffee sind wir startklar und machen uns auf den Weg nach Grafenau.

Der Weg dorthin ist jedoch nicht ganz ungefährlich: Aufgrund eines rasant entgegenkommenden Fahrzeugs (so ein Kringl) und eines Ausweichmanövers kommt Alex‘ Auto von der Straße ab. Aber zusammen sind wir stark wie Pippi Langstrumpf und nach den vier Wochen in Viechtach zu einem großen harmonischen #teamteamteam zusammengewachsen. So heben und schieben wir das Auto wieder auf die rechte Bahn und die Fahrt geht weiter.

Angekommen in Grafenau werden erstmal alle Schmalzbauerbewohner*innen inklusive Katzenbabys, Kälbern und Kühen kuschelnd begrüßt.

Nach leckerer Pizza und Getränken folgt eine Rede von Wolfgang, der alle gespannt lauschen. Es werden Urkunden und für uns personalisierter Waldhonig verteilt, über den wir uns sehr freuen.

Viel zu schnell wird es spät und wir machen uns auf den Weg zurück nach Viechtach. Dort starten wir noch eine kleine Afterparty, damit auch die Fahrer auf ihre Kosten kommen. Wir sind uns einig: Wir werden die tolle, einzigartige Zeit in Viechtach und vorallem unser #teamteamteam vermissen. Aber die ersten Pläne für Reunions stehen bereits, was den Abschiedsschmerz erträglicher macht. 

    

 

Samstag, 8.10.2022

Abschied

Nachdem wir gestern bis spät in die Nacht noch ein letztes Mal alle zusammen gefeiert haben und die Gemeinschaft genossen haben, war es heute so weit. Viel schneller als gedacht sind vier wunderbare Wochen vergangen. Spannende Zeit in den Praxen mit unglaublich engagierten Ärzten, lehrreiche und interessante Teachings, wunderschöne Natur (trotz viel Regen), viele Aktivitäten und gemeinsame Erlebnisse, neue wertvolle und hoffentlich langanhaltende Freundschaften haben die Zeit wie im Flug vergehen lassen.

Heute wurde aufgeräumt, geputzt, gepackt, ein letztes gemeinsames Frühstück genossen und dann war es auch schon Zeit zu gehen. Der Abschied ist uns schwergefallen, aber ich bin mir sicher: „Amoi seng ma uns wieder!“

Auch wenn es schade ist, dass es jetzt vorbei ist, sind wir uns alle einig, dass wir diese Zeit, die neuen Freundschaften und Erfahrungen nicht missen möchten und uns kaum eine bessere Atmosphäre vorstellen können, um maximal viel zu lernen und gleichzeitig so unglaublich viel Spaß zu haben.

„Aus is und gar is und schad is, das wahr is.“

Vielen Dank für diese tolle Zeit!

Sonntag, 9.10.2022

Rückblick

Nun sitzen viele von uns wahrscheinlich schon am Frühstückstisch in der Heimat und genießen den guten Honig aus dem Bayerischen Wald. Es ist ganz ungewohnt, ohne den Rest der Gruppe am Tisch zu sitzen. Gut, dass noch einige Fotos hin und her geschickt werden und man die großartigen Erlebnisse der letzten Wochen auch mit der Familie und Freunden teilen kann. Es war eine fantastische Zeit, in der wir viel gelernt haben. Das Wissen und die praktischen Fähigkeiten, die wir im Exzellenten Sommer gewonnen haben, werden uns bleiben und auch in der Zukunft von großem Nutzen sein. Als Team sind wir zusammengewachsen und bestimmt jeder von uns hat neue Freunde in ganz Deutschland gewonnen. Vielen Dank an Alle, die uns diese Erfahrung ermöglicht haben. Auch die gastfreundlichen und herzlichen Menschen im Bayerischen Wald werden wir sicher nicht so schnell vergessen. Auf ein baldiges Wiedersehen im wunderschönen Bayerischen Wald!