Tagebuch der Studenten des Exzellenten Winters 2024

Der Exzellente Winter 2024 findet vom 24.2. bis 23.3.2024 statt. Es nehmen 34 Studierende aus ganz Deutschland teil. Hier erzählen uns die Studierenden von ihrem spannenden und lehrreichen Alltag im Bayerischen Wald.

Tagebuch des Exzellenten Winters 2024

 

Samstag, 24.02.2024

Der erste Tag im Landarztmacher-Programm. Nach einem Frühstück im Sportcamp geht es zur AOK nach Regen. Dort begrüßen uns Wolfgang und Elisabeth sowie die AOK und die Regionalmanager*innen und bereiten uns auf die bevorstehenden Wochen im Bayrischen Wald vor.

Anschließend geht es schnell zurück ins Sportcamp, da die (Schneeschuh) Wanderung ansteht. Bei schönstem Wetter geht es 2 1/2 Stunden mit unseren beiden Guides zum kleinen Arber. Unser Ziel: Ein Kaiserschmarren auf der Chamer Hütte! Nach der ausgiebigen Stärkung geht es 3 Stunden bergab wieder ins Tal. Statt Taschenlampen haben wir bei Einbruch der Dunkelheit Fackeln zur Hilfe genommen.
Sicher wieder angekommen gibt es noch ein kleines Abendessen und wir fallen müde und erschöpft an Eindrücken ins Bett. 

Sonntag, 25.02.2024

7.30- der Wecker klingelt und die ersten Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster. Noch etwas müde von der kurzen Nacht geht der Großteil zum Frühstück. Nachdem sehr leckeren Frühstück räumen wir unsere Zimmer auf und beladen die Autos, anschließend geht es an die Kletterwand, die in eine alte Brücke integriert ist. Nach anfänglichen Bedenken, schafft es schließlich doch jeder auf eine sehr gute Höhe. Mit durch die Wanderung des letzten angeschlagenen, aber dennoch hoch motivierten Kommilitonen geht es weiter zum Bogenschießen, bei dem häufig ins Schwarze getroffen wird. Verletzungsfrei beziehen wir im schönsten Wetter unser Ferienhaus, das sehr idyllisch am Rande des Walds liegt. Mit Pesto-Nudeln und Kartenspielen lassen wir den Abend ausklingen.

Montag, 26.02.2024

Es ist 6 Uhr - und der Wecker wird erstmal ignoriert.. die letzten Tage steckten allen noch in den Knochen, aber nach ein paar Minuten lockten das erste Tageslicht und die Erwartungen des Tages.

Nach dem ersten Kaffee zusammen, mit Blick auf einen traumhaften Sonnenaufgang, ging es auf unsere erste Fahrt zu unseren Praxen.

Erwartungen wurden ausgetauscht, Wünsche und Witze wechselten sich ab, sodass die zunächst abschreckend lange Fahrt wie im Flug verging. In der Praxis ging es nach einem herzlichen Willkommen sofort los. Viele U-Untersuchungen, Impfungen, lachende sowie weinende Gesichter - aber keine Tränen, die man nicht mit ein paar Tier-Tattoos oder Gummibärchen wegwischen konnte!

Nach vielen Eindrücken und einer typischen Brotzeit mit dem Ärzteteam zu Mittag ging es dann am späten Nachmittag zurück auf den Hof, auf dem uns schon die Hühner und Hofhündin Samira erwarteten. Alle begeistert von ihrem ersten Tag erzählten wir erstmal reihum und tauschten uns aus, bis uns der Hunger zum Schnibbeln in die Küche trieb. Nach dem Essen steht jetzt noch das ein oder andere Kicker-Match an, vielleicht wird ja ein Tournier über die nächsten vier Wochen daraus.

 

 

 

6:10 Uhr, der erste Wecker klingelt, müde Gesichter schlurfen durch die Küche auf der Suche nach Kaffee. Die Sonne ist bereits aufgegangen, wir machen uns alle gespannt auf den Weg ins unsere Praxen. Die Fahrt durch die wunderschöne Landschaft hebt die müde Stimmung. Die Praxen nehmen uns herzlich bei sich auf und nach Fädenziehen, Fingern nach Kettensägenunfall nähen und Schilddrüsenknoten schallen ist man schon mitten im Geschehen. Bei einer gemeinsamen Frühstückspause um 11 Uhr lernen wir uns gegenseitig und ich den lokalen Dorftratsch kennen. Nach einer langen Reihe an weiteren Patienten beginnt um 14 Uhr eine vierstündige Hausbesuchs-Tour durch die umliegenden Orte. Von fitter 94-jähriger bis Pflegefällen bleibt nichts aus. 

Geschafft aber zufrieden gehts um 18 Uhr zurück nach Hause. Ein paar von uns machen noch Yoga, um nach dem stressigen Tag runterzukommen, die anderen Zaubern uns einen leckeren Nudelauflauf.

Geschafft gehts für uns alle um halb elf ins Bett.

 

Dienstag, 27.02.2024

Nach dem (für uns) ungewöhnlich frühen Wecker um 6 Uhr, haben wir, aufgrund der unterschiedlichen Abfahrtszeiten, in Schichten gefrühstückt. Für mich gab es nach Empfehlung durch meine Mitbewohnerin eine Prämiere im alltäglichen Müsli: Kiwi mit Schale. Danach sind wir mit unserem hellgrünen Twingo Richtung Grafenau losgedüst und jeder wurde in einen erlebnisreichen Vormittag mit seiner Praxis entlassen.

Mein Tag stellte sich von sportmedizinischen Untersuchungen über Lungenfunktionstest und dem Highlight eines jeden Medizinstudenten – das Sono – als sehr abwechslungsreich dar. Nach einer kurzen Mittagspause, gemeinsam mit dem ganzen Ferienhaus, in einem Café mit leckerem Kuchen, gings auch schon weiter zum Teaching.
Heutiges Thema: Wissenskurs. Hier haben wir verschiedene Websites und Leitlinien zur medizinischen Recherche kennengelernt und anhand eines Beispielthemas angewendet.
Nach einer Heimfahrt im Abendrot gab es zum Abschluss des vollgepackten Tages ein leckeres Kürbis- Kichererbsen-Curry zum Abendessen. Nach dem zweiten Famulatur-Tag voller neuer Eindrücke sind wir pünktlich um 10 Uhr ins Bett gefallen.

 

Mittwoch, 28.02.2024

6:30 Der Wecker klingelt sanft und wir drehen uns noch einmal um. Zehn Minuten später klingelt der Wecker erneut - jetzt muss es schnell gehen, kurz mit den anderen gemeinsam Frühstücken

7:15 Abfahrt von der Unterkunft zu den Praxen mit (der Müdigkeit geschuldet) wenigen Gesprächen, dafür aber umso lauterer Musik.

8:00 Rufe ich die erste Patientin zu mir ins Sprechzimmer

12:00 nach einem spannenden Vormittag mit vielen Patientenkontakten und gefühlt genauso vielen grippalen Infekten steige ich in den Wagen, um meine Partnerin von ihrer Lehrpraxis abzuholen und zu dem Sono-Teaching zu fahren.

12:40 noch schnell zum Supermarkt laufen um einen kleinen Snack zu holen

13:00 Seit längerem halte ich wieder einen Schallkopf in Händen und untersuche meine Partnerin. Nach vielen interessanten Informationen und hilfreichen Tipps zum Sonografienen geht es um 16 Uhr zurück in unsere Unterkunft.

Nachdem alle anderen Famulant:Innen in der Unterkunft waren, wurde gekocht und gemeinsam zu Abend gegessen. Während des Abendessens haben wir uns über unsere Erfahrungen des Sono-Kurs und des Arbeitstages ausgetauscht.

Nach einer energischen und schweißtreibenden Kicker-Partie haben wir den Abend ruhig ausklingen lassen.

 

Wie jeden Morgen klingelt um halb sieben der Wecker und reißt uns aus dem Schlaf. Müde laufen wir zur Kaffeemaschine und warten darauf, dass er uns wach macht. Eine halbe Stunde später sitzen wir bereits im Auto auf dem Weg zu unseren Praxen. Zwischen Anamnesegesprächen, Sono, Blutentnahmen und Belastungs-EKG vergeht die Zeit wie im Flug und wir machen uns auf die Fahrt zum Sono-Teaching.

Dort angekommen bekommen wir eine kurze Einweisung in die Geräte und das große Suchen geht los: Wie findet man nochmal das Pankreas und die Milz? Irgendwann waren wir alle erfolgreich und können 3h Sono-Erfahrung zu unseren Learnings ergänzen. Hoch motiviert geht es in Richtung tschechische Grenze, um im uns empfohlenen Asia-Markt für das für den Abend geplante Curry einzukaufen. Nach dem Besuch in drei verschiedenen Asia-Märkten haben wir alles zusammen und nach einem aufregenden Sprint über die Schnellstraße und einem Gespräch mit der Grenzpolizei kommen wir wieder in unserem Häuschen an. Da es heute sogar noch hell ist, testen wir noch die Tischtennisplatte vor unserem Haus aus und duellieren uns in Rundlauf. Das Curry und das tschechische Bier schmecken nach dem langen Tag besonders gut und wir lassen den Abend gemütlich auf dem Sofa ausklingen.

Donnerstag, 29.02.2024

Am Donnerstag fuhren wir früh in die Famulaturpraxen. Am vierten Tag der Famulatur gelang es uns schon immer besser, eigene Anamnesen durchzuführen und die Patienten körperlich zu untersuchen. Dank des Ultraschall-Teachings am gestrigen Nachmittag versuchten wir außerdem ab jetzt auch in der Praxis, Abdomen, Hals und Gefäße orientierend zu sonographieren. So habe ich beispielsweise heute erstmals ein Hämangiom in der Leber gesehen. Nach dem Ende der Sprechstunde in der Praxis fuhren wir schnell nach Hause, um zu Mittag zu essen und uns auf das anschließende Teaching vorzubereiten. Wie immer beim gemeinsamen Mittagessen erzählte jeder von seinem Tag in der Hausarztpraxis. Wir diskutierten interessante und unklare Fälle und genossen nebenbei Spaghetti con pomodorini e scampi.

Um 14 Uhr begann das Teaching „Fallvorstellungen“, welches heute in unserer Unterkunft stattfand. Jeder Teilnehmer hatte sich einen Fall aus den letzten Famulaturtagen ausgesucht und aufbereitet, um ihn heute zu präsentieren. Frau Dr. Sujova leitete das Teaching und besprach mit uns, welche Diagnostik und Therapie jeweils erforderlich sind. So sprachen wir beispielsweise Fälle von tiefen Beinvenenthrombosen, Ringelröteln und Herpes zoster durch und erhielten Antworten auf unsere Fragen. Nach Abschluss des Teachings wurde nachmittags noch ein bisschen EKG besprochen, ein Spaziergang unternommen oder einfach entspannt. Ich war erstmals im Training der Frauenfußballmannschaft des SV Kirchberg im Wald zu Gast. Zu Abend aßen wir gemeinsam leckeren selbstgemachten Kürbis-Flammkuchen. Anschließend kamen Teilnehmer aus der Unterkunft Grafenau zu Besuch, um gemeinsam Germanys Next Topmodel zu schauen. Mit Gesichtsmasken und glitzernden Augenpads beendeten wir einen weiteren gelungenen Tag unseres Aufenthalts im Bayrischen Wald.

 

Freitag, 01.03.2024

Gegen 6:30 Uhr klingelte heute, am 5. Praxistag wieder der Wecker. Das Aufstehen fällt den meisten von uns mittlerweile schon leichter.  Als Fahrerin auch die richtigen Abzweigungen zu nehmen und allmorgendlich die Serpentinen zwischen Pfaffenzell und Arrach richitg einzuschätzen ist schon viel einfacher, eigentlich Routine geworden.

In der Praxis angekommen werde ich, wie jeden Morgen, wieder wärmstens empfangen. Und bei einer Tasse Kaffe im Personalzimmer, geben mir die MFAs die besten Tipps für das sonnige Wochenende, das uns bevorsteht.

Der Arbeitstag in der Praxis findet für mich überwiegend in meinem eigenen Sprechzimmer statt. Hier darf ich heute verschiedene Klassiker der Allgemeinmedizin Ersteinschätzen und Untersuchen, Bindehautentzündung, Grippe, Erkältung. Nach einer Woche fällt es mir schon relativ leicht die Symptome einzuordnen und die anfängliche Unbeholfenheit ist überwiegend verflogen.

Mein ärztlicher Kollege zeigt mir zwischendurch immer wieder verschiedene Funktionen, heute ist es das Belastungs-EKG auf dem Ergometer im Keller. Die Offenheit der Kolleg*innen ist toll und schafft eine gute Lernatmosphäre, man zeigt mir, dass jede noch so dumm erscheinende Frage gestellt werden darf.

Die erste intensive Arbeitswoche Woche liegt hinter uns. Neben spannenden Begegnungen und Krankheitsbildern in der Praxis, konnten wir im Sono-Kurs, dem Wissenscoaching und den Fallbesprechungen schon so Einiges mitnehmen. Ich freue mich sehr über den heutigen freien Nachmittag um mal alles sacken zu lassen und mit den anderen die Woche zu rekapitulieren.

Nach der Arbeit düsen wir nach Hause und es gibt erstmal Mittagessen und eine ordentliche Mittagspause.

Nachmittags soll es schließlich für die meisten der Viechtacher in die Therme gehen. Hier teilt sich die Gruppe: ein Teil verschwindet in die Sauna, ein anderer Teil besucht die Schwimmhalle.  An diese sind sogar ein Dampfbad und eine Infrarotkammer angegliedert. Was wie ein „gewöhnlicher“ Schwimmbadausflug aussieht, entpuppt sich schnell als Place-to-be am Freitag Abend. Mit Einbruch der Dämmerung wird im Bademeister Kabuff der CD-Koffer ausgepackt und die Musik aufgedreht und mit zunehmender Dunkelheit verwandeln die Spots, die überall in der Halle hängen das Becken in einen Nachtclub. Die Musik wird lauter, die Gästezahl (Durchschnittsalter 10 Jahre) steigt. Später wird es sogar eine Nebelmaschine geben. All das beeindruckt uns ziemlich und wir haben eine super Zeit und einen tollen Start ins Wochenende.

Nach dem Schwimmbad haben alle Kohldampf und wir fahren schnurrstracks nach Viechtach in der Gaststätte und bekommen zum Glück noch ein paar Fritten mit Currywurst.

Müde und satt geht’s nach Hause, wo gleichzeitig auch die Gruppe, die den Abend auf dem Starkbierfest in Bodenmais verbracht hatte ankommt.

Alle trudeln im Wohnzimmer ein, wo man sich entweder hinflätzen kann, oder mit dem kreativ Kollekt Kerzen gestalten darf. Im Fernsehen läuft „Let´s dance“ und ich entscheide mich fürs Sofa, wo mir schon bald die Augen zufallen. Erholung ist wichtig, schließlich steht morgen um 10:00 Uhr schon das nächste Teaching an…

 

Samstag, 02.03.2024

Heute war ein besonderer Tag, denn zum ersten Mal seit einer Woche klingelte der Wecker nicht um 6:30 Uhr und wir mussten nicht soo früh aufstehen, um in den Praxisalltag zu starten. Es war eine angenehme Abwechslung, den Morgen etwas entspannter angehen zu können.

Um 10:00 Uhr stand jedoch dann auch schon das Teaching in der AOK Regen mit allen Häusern an. Für einige von uns war es das erste Wiedersehen seit dem Kennenlernen letztes Wochenende. Das Teaching war in zwei Teile gegliedert: Im ersten Teil lernten wir verschiedene Untersuchungstechniken im Bereich der Neurologie, HNO usw. kennen. Im zweiten Teil spielten wir Anamnesegespräche zwischen ÄrztInnen und PatientInnen nach, um uns anhand des Feedbacks unserer KommilitonInnen auch in unserer Gesprächsführung weiterzuentwickeln.

Die Dozierenden, allesamt junge ÄrztInnen aus den Praxen und Kliniken der Region, waren unglaublich motiviert und nahmen sich viel Zeit für uns.

Um 14:00 Uhr war das Teaching dann beendet und der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung. Ein Teil unserer Gruppe erkundete die Stadt Regen und genoss lokale Kuchen und Kaffee. Andere machten eine sehr schöne Rundwanderung zum Großen Pfahl bei Viechtach, wo wir uns mit einer Brotzeit an einem traumhaften Aussichtspunkt belohnten.

Am späten Nachmittag trudelten dann alle bei uns im Haus in Viechtach ein. Wir spielten Spikeball, tauschten uns aus und genossen den Sonnenuntergang mit Blick auf den Bayerischen Wald. Nachdem die Sonne weg war, verlagerten wir das Ganze ins Haus, heizten gemütlich den Ofen ein und ließen den Abend bei dem ein oder anderen Feierabendbierchen ausklingen. Letztlich konnte man guten Gewissens ins Bett gehen, da wir den Sonntag komplett frei haben. Was ein lehrreicher, aber auch entspannter und ereignisreicher Tag!

 

Sonntag, 03.03.2024

Es ist 7.30 und ich frage mich, warum um Himmels Willen ich schon wach bin. Eine Woche - und schon ist man im Rhythmus drin. Das ging schnell. Inzwischen fühle ich mich aber auch schon wirklich eingelebt und bin bereit, unseren ersten freien Tag in vollsten Zügen zu genießen. Heute ist auch der erste Tag, an dem sich unser Haus in zwei Gruppen aufteilt. Die einen sind bereits auf ihrem Weg nach Passau, als ich noch etwas verdetscht die Treppen auf dem Weg in die Küche hinunterlaufe. So ruhig habe ich unser Haus noch nie erlebt. Die anderen scheinen das Ausschlafen ernster zu nehmen als ich. Doch schon höre ich die ersten Fußstapfen und mein Chauffeur betritt die Küche. Ich mache mich an die Vorbereitung meines Sauerteigbrotes für den nächsten Morgen und entscheide mich, dass es zur Feier des Tages Pfannkuchen geben soll. Da nun auch die anderen beiden ihr Gemach verlassen haben und uns mit ihrer Anwesenheit beehren, begeben wir uns zu Tische und machen uns glücklich über unsere Pfannkuchen her. Doch schon ruft der Berg und wir packen unsere Sachen, um mit den Grafenauern den Lusen zu erklimmen. Nach gesangsintensiven 40 Minuten parken wir unseren dynamischen Schlitten und stellen etwas baff fest, dass doch noch deutlich mehr Schnee liegt als erwartet. Naja - wir sind ja nicht aus Zucker! Zu Zehnt machen wir uns auf. Es geht bergauf; der Weg ist schneebedeckt - das entpuppt sich für manche aufgrund ihrer optimistischen Schuhwahl als kleine Rutschpartie. Da wir alle aber noch jung und frisch sind, schaffen wir auch das problemlos. Oben angekommen stellen wir mit großem Enttäuschen fest, dass die Hütte geschlossen hat. Wir packen also unser Notfall-Corny aus und genießen das tolle Wetter und die atemberaubende Aussicht. Nun begeben wir uns schon wieder auf den Rückweg. Dieser stellt sich als Herausforderung heraus. Es geht nun steil bergab und wir schlittern vor uns hin. Bis die Person mit dem optimistischen Schuhwerk auf die brillante Idee kommt, einfach ihre Jacke als Rodel zu benutzen. Wir machen uns also rodelnd auf den Weg zum nächsten Gasthof, wo wir einmal die ganze Speisekarte bestellen und gesellig unser Mahl verschlingen. Als die ersten Abendsonnen-Strahlen durch die Gasthof-Fenster scheinen, brechen wir auf. Schweren Herzens trennen sich hier unsere Wege. Mit vollen Bäuchen genießen wir die etwas ruhigere Rückfahrt, alle etwas geschafft von unserer kleinen Rodel-Aktion. Zuhause angekommen ziehen wir uns alle erstmal zurück. Das Brot wird gebacken und wir lassen den Abend auf dem Sofa ausklingen.

 

Nach einem atemberaubenden Wochenende voller Skilanglauf und Wanderungen startete heute die zweite Woche unserer Famulatur im Bayerischen Wald.

Schon um 6:30 Uhr fanden sich die ersten TeilnehmerInnen in der gemeinschaftlichen Küche ein. Selbst noch etwas verschlafen, bereiteten sie ihr Frühstück zu, um sich für den bevorstehenden, langen Famulaturtag zu stärken. Um 7:00 Uhr verließen die Ersten das Haus, und auch wir fuhren zu dritt kurz danach in Richtung Bad Kötzting. Die Vorfreude auf die ersten Untersuchungen und Sprechstunden in unseren Praxen machte sich bemerkbar. Auf der Fahrt eröffnete sich uns eine wunderschöne Landschaft, und die Sonnenstrahlen dieses Morgens weckten uns langsam auf. Die Vorfreude auf den Tag wurde immer größer.

Pünktlich um 8 Uhr begannen die ersten Untersuchungen des Tages in der Kinderarztpraxis, in der ich nun eine weitere Woche meiner Famulatur nachgehe. Der Warteraum füllte sich rasch mit aufgeregten Kindern und ihren Eltern. Die Vielfalt der Fälle war beeindruckend - von Vorsorgeuntersuchungen bis zu spezielleren Kinderkrankheiten. Mein betreuender Arzt und die freundlichen Arzthelferinnen erklärten mir geduldig jeden Schritt und zogen mich aktiv in die Untersuchungen mit ein.

Wie bereits am Ende der vorherigen Wochen durfte ich auch heute wieder eigenständig Anamnesen führen. Es erfüllte mich mit Freude, dieses Vertrauen entgegengesetzt zu bekommen. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich bereits selbstständig Aufgaben erfolgreich erledigen konnte und meinem Arzt so unterstützend zur Seite stehen konnte.

Der Tag neigte sich gegen 17 Uhr dem Ende zu, und ich empfand tiefe Dankbarkeit für die Gelegenheit, an so vielen Aspekten der Kindermedizin teilzuhaben. Erschöpft, aber erfüllt von den zahlreichen Erfahrungen und neuen Erkenntnissen, die ich sammeln durfte, kehrten wir zurück in unser wunderschönes Ferienhaus am Waldrand in Viechtach und genossen die untergehende Sonne.

Nach und nach trudelten alle wieder ein, und wir bereiteten gemeinsam ein köstliches Linsen Dahl zu. Erschöpft, aber zugleich erfüllt, saßen wir noch eine Weile beisammen, tauschten uns aus und gingen dann rechtzeitig schlafen, um Energie für den kommenden Tag zu tanken. Es scheint, als freuten sich alle auch heute auf die bevorstehenden Tage und die weiteren Erfahrungen, die wir sammeln werden.

 

Nach einem ereignisreichen Wochenende fiel es diesmal allen besonders schwer um 6:30 aus den Betten zu kommen. Doch dank unserer multifunktionalen Kaffeemaschine wurden unserer Geister bald geweckt und wir machten uns nach einem schnellen Frühstück gegen 7 alle langsam auf den Weg in die Praxen. Nach der gewohnt kurvigen Fahrt erreichten wir gegen kurz vor 8 unsere Praxis und man sah schon viele Patienten anstehen. Und so turbulent startete auch die Woche. Von grippalen Infekten, Blutabnehmen und Op-Vorbereitungen über Leberzirrhose bis hin zu NSTEMI war alles dabei. Ich konnte viel mithelfen und durfte einige Untersuchungen selbst machen. Im Sono hatte ich endlich mal die Möglichkeit eine Leberzirrhose selbst zu schallen, auch wenn ich erstmal natürlich nichts erkannt habe. Aber wer weiß vielleicht erkenne ich sie das nächste mal - lol. Der Vormittag verging wie im Fluge und endlich hatten wir unsere wohlverdiente Pause. Diese verbrachten wir diesmal in der Sonne und tankten Energie für den Nachmittag. Dieser begann mit Hausbesuchen, bei denen wir allseits herzlich begrüßt wurden und spannende Fälle sehen konnten. Besonders eine ausgeprägte Aortenstenose ist mir in Erinnerung geblieben. Auch Schokolade konnten wir für uns gewinnen - die Snacks für die Teachings sind erstmal gebongt. Parallel haben wir auf den Fahrten noch eine Panoramatour bekommen und die Umgebung von Furth im Walde bei schönstem Wetter kennen gelernt.

Nach einem intensiven Arbeitstag mit vielen Eindrücken ging es dann abends nach Hause. Dort hatten wir alle ordentlich Hunger und wir haben Pizza gemacht. Danach spielten wir noch eine Runde Werwolf und hatten hitzige Diskussionen. Um wieder runterzukommen, ließen wir den Abend bei „Wer wird Millionär“ gemütlich ausklingen und fielen danach erschöpft in die Betten.

Dienstag, 05.03.2024

Nachdem wir in der ersten Woche unsere morgendliche Routine perfektioniert und auf das zeitliche Minimum eingedampft haben, gönnen wir uns heute 10 min länger Schlaf. Trotzdem kein sanftes Erwachen. Außerdem tut mein ganzer Körper noch von der Langlauftour am Sonntag weh. Aber alles halb so wild, denn unten hört man schon die Kaffeemaschine arbeiten. Was würden wir ohne sie tun? Der erste Espresso ist nur einen Knopfdruck entfernt…

In der Praxis werde ich wie jeden Morgen herzlich von den MFAs und meinem Hausarzt empfangen. Für die ganze Woche steht neben dem regulären Praxisbetrieb auch Notarztdienst an. Nach einer Knieprellung, einigen Check-Up Untersuchungen und AP-Beschwerden geht der Alarm los und wir brechen zum ersten Einsatz auf. Es geht rasant mit Blaulicht in eine andere Hausarztpraxis vom Projekt, in der zwei von meinen Mitbewohnerinnen untergebracht sind. Dort angekommen sind wir recht verwundert, als uns der angekündigte STEMI Patient munter entgegenkommt und erstmal auf dem Klo verschwindet. Also zum Glück doch nicht so schlimm, wie vermutet. Nachdem wir den Patienten versorgt haben, geht es zurück in die Praxis. Ich versuche mich mal wieder daran, ein Herz zu schallen, und habe das Gefühl ein bisschen mehr zu sehen, als sonst. Bei einem Patienten darf ich eine Thrombose sonographisch ausschließen, was ich bisher noch nie gemacht hatte, also ein kleines Erfolgserlebnis :)

Nachmittags steht der EKG-Kurs mit der Gruppe aus Viechtach an. Vorher gibt es beim Döner ein schnelles Mittagessen und wir schauen uns ein wenig in Cham um, was nicht sehr lange dauert.
Danach geht es zum Teaching in die AOK. Auch wenn mein Hausarzt mit mir schon geduldig einige EKGs befundet hat, um mein eingerostetes Wissen aufzufrischen, bin ich froh nochmal die Basics erklärt zu bekommen. Drei Stunden später können wir keine EKGs mehr sehen, aber hoffentlich klappt die Lagetypbestimmung dann beim nächsten Mal.

Zurück in Waldmünchen wird erstmal eine Runde entspannt. Das geht am besten zu Tracks von Grönemeyer. Nachdem wir uns die letzten Abende kulinarisch übertroffen haben, bleiben wir heute ganz bodenständig bei Nudeln mit Pesto. Es folgt eine intensive Debatte darüber, ob Pesto seine Aromen besser entfalten kann, wenn es erwärmt wird. Im Anschluss steht das Champions League Achtelfinale an, dabei wird das Fußballwissen aller Hausbewohner auf die Probe gestellt.

 

Mittwoch, 06.03.2024

Nach über 1 ½ Wochen ist unser Haus ein eingespieltes Team- jeder Handgriff sitzt am Morgen, Kaffee ist schon fast fertig gebrüht, wenn nach und nach sich alle unten in der Küche versammeln. Brotzeit schmieren, Müsli vorbereiten- und spätestens gegen 7.30 Uhr sind dann alle aus dem Haus (Licht aus, Fenster zu, Haustürschlüssel dabei?). 

Der Tag startet dann gegen 7.45 Uhr in der Hausarztpraxis, und schon sind die ersten Patienten da- Neben den Standard-Fällen wie grippaler Infekt, gibt es auch andere spannende Fälle. Vor allem die Check-Ups (ab 35 Jahre alle 3 Jahre) bieten eine gute Gelegenheit die Basis körperliche Untersuchung, Blutabnahme und (besonders beliebt unter den Studierenden) Ultraschall-Abdomen und Schilddrüse zu üben, sowie Medikamentenpläne zu durchsteigen und das ganze theoretische Wissen einmal in der Praxis anzuwenden. Auch ein weiteres Highlight in der Landarztpraxis- das Nähen einer offenen Kopfschwartenverletzung- steht heute auf dem Programm. 

Besonders wichtig, und für den Studierenden oft noch sehr tricky, ist das Abklären der „red flags“ und „abwendbar gefährlichen Verläufen“ – soll der Patient jetzt sofort ins Krankenhaus oder doch das „Abwartende Offenhalten“? Dank der erfahrenen Ärztinnen und Ärzte lernen wir das immer mehr. Auch beim Teaching „Fallvorstellung“ um 14 Uhr bei uns im Haus zusammen mit den Waldmünchnern ist das unser Thema- Hierbei bringt jeder einen Fall aus seiner Praxis mit (heute: Diabetes, Depression und Suizidalität, reaktive Arthritis und Migräne) und wir besprechen die Differentialdiagnosen, „red flags“ und die Herangehensweise. 

Nach einer ausgiebigen Pause, die wir mit entspannen, telefonieren mit den Liebsten (wenn die passende Stelle mit ausreichend Netz gefunden wurde) und viel Spike-Ball-Spielen verbringen, geht es gegen halb 7 nach Bad Kötzting. Hier treffen sich die Studierenden aus Viechtach und Waldmünchen mit den Regionalmanagern der Landkreise und den ÄrztInnen unserer Praxen im Gasthaus „Zur Post“. Es gibt leckeres Essen und dann geht’s nach unten in den Keller zum Kegeln- und das Haus Viechtach muss sich zweimal gegen das Haus Waldmünchen geschlagen geben… Nach einem anstrengenden, lehrreichen und gut gefüllten Tag fallen wir alle müde ins Bett. 

 

Donnerstag, 07.03.2024

Es kräht der Hahn es muht die Kuh,
mir fallen noch die Äuglein zu.
Die Zahnbürste brummt, die Dusche ist nass,
so früh aufstehen macht nur in Bayern Spass!
Der Kaffee dampft, es schmeckt mir famos,
der Mitbewohner schreit: „wir müssen los!“
Die Hose ist eng, dass T-shirt straff,
schnell raus aus unserm schönen Kaff.

Die Sonne ist warm, die Felder gefroren,
im Bayerischen Wald fühlen wir uns wie neu geboren.
Lukas schreit: „jetzt klotz mal ran,
wir sind schon wieder zu spät dran!!“
Ich gebe Gas, der Motor krächzt,
Oh nein ne Kurve schnell nach rechts.

Die Eva springt raus, jetzt bin ich allein,
fahre tiefer in den Wald hinein.
Die Landschaft ist schön, aber ich wies halt so ist,
da ist schon die Wache, so ein Mist.
Die Wache ist neu und schön gebaut,
die Umgebung ist mir sehr vertraut.
Mein Arzt ist schon da, wir warten lang,
kein Einsatz bahnt sich an.

Der Sanitäter isst Wurst und manchmal Schinken,
ich bleibe lieber beim Kaffee trinken.
Der Melder bimmelt, die Freude ist groß,
endlich wir fahren doch nochmal los.
Das Fenta ist drin, der Arm ist luxiert,
nun wird der Patient ins Krankenhaus buxiert.

Es wurde gekocht, der Auflauf ist warm,
Schee hoam woirs dahoim! (Übersetzung folgt)
Jetzt steht noch der Nahtkurs auf dem Plan,
Darauf freuen wir uns und nähen mit Elan.
Vom Chefarzt werden wir angeleitet,
Dadurch wird uns perfekt der Weg bereitet.
Mit jedem Stich ins Kunststoff Kissen,
Erweitert sich unser chirurgisches Wissen.
Nach Donati kommt die Knopfnaht dran,
Die filigrane Arbeit zieht uns in ihren Bann.

Müde bin ich Känguru,
Mach den Beutel auf und zu.

Freitag, 08.03.2024

6:30 Uhr. Ich wache ausnahmsweise mal vor dem Wecker auf. Unten scheppert es. Man hört Gelächter aus der Küche. Eigentlich sollte ich um diese Uhrzeit schlechte Laune haben, aber irgendwie freue ich mich sogar aufs Aufstehen, das ist eins der positiven Dinge die man erlebt, wenn man mit 8 Leuten, die man sehr mag, gemeinsam in einem Haus wohnt. Nach fast 2 Wochen in unserem gemütlichen kleinen Haus in Waldmünchen, sind wir alle sehr eng zusammengewachsen. Die klassische Morgenroutine, die daraus besteht, dass sich jeder nacheinander einen Kaffee aus unserem schwer arbeitenden Automaten zieht, ist schnell abgehandelt und schon sind die Leute auf ihre Autos verteilt und fahren los. Alle bis auf mich. Ich habe mich dazu entschieden, heute zur Praxis zu laufen. Da meine Hausärztin erst um 9 Uhr anfängt, ich allerdings in einem Auto mitfahre, dass bereits um 7:15 Uhr an der Praxis hält, muss ich mich entscheiden. Entweder ich lege mich in der warmen Praxiswohnung aufs Sofa, mache mir einen Kaffee und frische mein Wissen in Allgemeinmedizin auf, oder ich erledige mein Sportpensum für den Tag und jogge in meine 17 km entfernte Praxis. An dem meisten Tagen läuft es auf Ersteres hinaus, aber heute Morgen hat mich die Motivation gepackt. Für die Strecke brauche ich rund 1,5 Stunden, also laufe ich 7:15 Uhr los. Und tatsächlich hat Wolfgang in seiner Beschreibung des Bayrischen Waldes nicht übertrieben. Auf der Strecke durch Felder, Wald und kleine Dörfer begegnen mir an diesem Morgen alleine 3 Rehe. Zudem mindestens die gleiche Menge an Traktoren, die Gülle auf dem Feld verteilen. Und einige Rentner bei Ihrem Morgenspaziergang, die mich verwirrt anschauen und sich wahrscheinlich fragen, wer zu dieser Uhrzeit durch die Gegend rennt.

Als ich um 8:30 Uhr in Tiefenbach ankomme, dusche ich erstmal heiß in der Wohnung über der Praxis, die meiner Hausärztin gehört und in der sonst auch die Famulanten schlafen. Eigentlich habe ich vor, danach nochmal kurz das Sono Buch durchzugehen, da heute sicher wieder einige Sonos auf der Tagesordnung stehen werden, doch auf einmal kommt eine aufgeregte MFA in die Wohnung. Ich soll sofort in das Haus die Straße hinuntergehen und einige Unterlagen mitnehmen. Meine Ärztin ist gerade dort angekommen. Eine dort wohnhafte Patientin ist wohl diese Nacht verstorben und wurde diesen Morgen vom Pflegedienst aufgefunden. Nun müssen wir die Leichenschau machen und den Totenschein ausfüllen. Es ist das erste Mal, dass ich außerhalb von Vorlesungen und dem Präparierkurs eine Leiche in ihrem häuslichen Umfeld sehe. Es sieht tatsächlich genauso aus, wie in der Rechtsmedizin Vorlesung, man sieht Totenflecken und Leichenstarre, alles wie im Lehrbuch…doch das Ganze in so einem persönlichen Umfeld zu erleben, macht die ganze Situation auf einmal sehr anders. Es kostet mich etwas Überwindung, professionell zu bleiben. Umso erleichternder ist es zu sehen, dass es meiner Ärztin genauso geht. Als Hausarzt ist es wohl Fluch und Segen zugleich, seine Patienten so gut zu kennen und zu den meisten einen engeren Draht zu haben.

Nach dieser intensiven Erfahrung werde ich dann allerdings durch den übrigen Praxisalltag gut abgelenkt. Es stehen mehrere Sonos an und genauso viele hilfsbereite Patienten, die einen gerne an sich üben lassen, um einen Beitrag zur Weiterbildung der zukünftigen Ärzte zu leisten. Eine der schönen Erfahrungen die man in der Praxis macht. Doch auch hier will nicht immer alles klappen und man muss sich auch mit Niederlagen auseinandersetzen; während ich Minuten lang vergeblich nach der Gallenblase suche, diese sich aber einfach nicht finden lässt, hat meine Ärztin diese binnen Sekunden auf dem Bildschirm. Die Patienten und die Arbeit sind wirklich vielfältig. Von einer vermeintlichen Thrombose, über eine Depression, bis hin zu einer Lungenembolie ist heute Morgen alles dabei. Die meisten Patienten darf ich alleine sprechen und mit ihnen Anamnese und Untersuchungen machen. Und falls ich Abwechslung brauche und mal Lust bekomme, handwerklich aktiver zu werden, gibt es jederzeit genug Blut zum abnehmen und Impfungen zu verteilen. Mittags drehen wir dann noch eine Runde durch das Dorf und besuchen einige Patienten, die es nicht in die Praxis schaffen. Im Altenheim geht momentan die Grippe um, das hält die Patientinnen aber trotzdem nicht davon ab, Krapfen zu backen und auch großzügig zu verteilen. So ist das Mittagessen auch schon gesichert. Schließlich werde ich gegen 14 Uhr von meiner Ärztin nach Hause gefahren und auf einmal steht ein ganzer freier Freitag Nachmittag bevor…so viel Freizeit kann manchmal überfordern. Nach einer Stunde auf der Couch, bestehend aus Nichtstun, beschließen wir, unseren Bollerwagen mit einem Kasten tschechischen Bier zu beladen und hinunter zum See zu ziehen und die restlichen Sonnenstunden zu genießen. Zudem müssen neben den fachlichen Skills in dieser Famulatur auch die Flunky Ball Fähigkeiten für die nächsten Medimeisterschaften verbessert werden. 

Als die Sonne untergeht, machen wir uns auf den Rückweg zu unserem 40 Minuten entfernten Heim. Jetzt wird vegane Bolognese gekocht und plötzlich ist es auch schon 10. Die verbleibenden Stunden werden auf der Couch vor dem Fernseher verbracht und dann setzt schon das schlechte Gewissen ein, ins Bett gehen zu müssen, um nicht wieder mit Schlafentzug ins morgige Teaching zu starten.

Samstag, 09.03.2024

Halbzeit! Es ist schon verrückt, dass wir schon bei der Hälfte unserer Famulatur hier im Bayerischen Wald angekommen sind.

Gestern Abend haben wir uns alle in Lallingen getroffen, da Amelie hier ihren Geburtstag gefeiert hatte. Nach dem wundervollen Abend haben wir dann heute etwas länger geschlafen, was aber auch kein Problem war, da wir erst um 10:00 Uhr unser Teaching in Regen hatten. Nachdem also alle aus ihrem Schönheitsschlaf erwacht sind (ich konnte sogar noch eine kleine Runde Yoga machen) ging es nach einem knackigen Frühstück auf nach Regen.

Obwohl wir uns kaum 10h zuvor gesehen hatten, war es wieder ein schönes Zusammenkommen in den Seminarräumen der AOK Regen. Nach einer kurzen Ansprache von Wolfgang haben wir uns in Kleingruppen aufgeteilt und losgelegt.

Das Teaching heute war so aufgebaut, dass die vier häufigsten chronischen Erkrankungen thematisiert wurden. Kleine Quizfrage an der Stelle: Welche vier Erkrankungen sind gefragt? (Lösung: KHK, Herzinsuffizienz, Diabetes, Asthma/COPD)

Es ging allerdings nicht nur darum, uns die Theorie näherzubringen, sondern das ganze aus praktischer Sicht zu betrachten. So haben wir Tipps zur Diagnostik von Asthma bekommen und konnten in einem kleinen Selbstexperiment ausprobieren, wie es sich anfühlt wie ein COPDler Luft zu bekommen. Im Rahmen der Ernährungsberatung für Diabetiker wurde uns schmerzlich vor Augen geführt, dass unsere Ernährung auch ein wenig besser sein könnte. Zum Glück waren bei den Snacks, die es bei den Teachings immer gibt, neben den Cookies und Gummibärchen auch Gemüse dabei. Also alles safe…

Um 14:00 Uhr waren wir fertig und konnten den Nachmittag frei gestalten. Wir sind kurz in den gegenüberliegenden Supermarkt gesprungen, um unsere Vorräte wieder aufzustocken. Auch hier haben wir das Gelernte angewendet und versucht, Fett zu reduzieren, schließlich spielt das ja eine Rolle bei der KHK.

Das Wetter war wirklich a Traum und perfekt zum wandern. Da die Woche sehr voll war, konnten wir jetzt die Seele baumeln lassen und jeder konnte sich ein wenig Me-time gönnen. Die einen haben mit ihren Liebsten telefoniert, waren joggen oder mit den Anderen spazieren. Am Ende des Tages haben wir uns dann alle zum Abendessen getroffen und den Tag gemeinsam ausklingen lassen.

Sonntag, 10.03.24

Das Geräusch der Kaffeemaschine weckt mich wieder, allerdings ist es zur Abwechslung mal schon hell draußen. Denn heute ist der beste Tag jeder Woche, Sonntag. Endlich kann man den verlorenen Schlaf der letzten Nächte nachholen und den Kopf von Medizin freikriegen, zumindest in der Theorie. Da wir alle erschöpft von der lehrreichen, aber anstrengenden Woche sind, wollen wir entspannt den Tag genießen. Dementsprechend dauert es einige Zeit morgens bis wir alle uns für das Brunchen im Wohn und Esszimmer versammeln. Noch verschlafen, aber zufrieden, bereiten wir ein leckeres Frühstück zu, im Kopf noch die Diabetesschulung vom Vortag im Kopf, an die wir uns allerdings nur sehr begrenzt halten. Ein bisschen klischeehaft müssen wir dabei feststellen, dass wir die offene Packung unserer Aufbackbrötchen mit einem gerade unbenutzten Stauschlauch verschlossen hatten, Medizin ist halt doch überall. Mit Essen und Spielen vergeht der Vormittag auch sehr schnell. Für den Nachmittag entschließen wir uns für eine entspannte Wanderung in der Nähe von Bad Kötzting, erkunden die Räuber Heigl Höhle und erfahren mehr über die Räuber Heigl Legende. Die weiteren Highlights der Wanderung wie der Mittagsstein und der Kreuzfelsen begeistern uns ebenfalls. Auch wenn es heute nicht so sonnig ist wie die letzten paar Tage, ist es dennoch warm und schön genug, um die Natur genießen zu können. Vor allem die Aussicht am Gipfelkreuz war großartig. Den Tag lassen wir dann ausklingen mit einem gemeinsamen Abendessen mit Sommerrollen und Spezi. Nach einigen Runden Kartenspielen, bei welchen die Regeln hitzig ausdiskutiert werden, gehen wir früh ins Bett, um wieder am nächsten Morgen frisch in die Hausarztpraxen und einen neuen aufregenden Tag zu starten.

Montag, 11.03.2024

Nach einem entspannten Wochenende mit langem Ausschlafen, bayrischem Frühstück und vielen Stunden in der Sonne startet der Montagmorgen wieder mit unserer üblichen Routine im Haus. Jeder versucht sich noch schnell ein Brot zu schmieren, eine Tasse Kaffee zutrinken und schon machen wir uns auf unseren 40-minütigen Weg nach Cham. Hier werde ich rausgelassen, für die anderen drei geht es noch eine weitere halbe Stunde nach Roding.

So wie am Morgen zu Hause dauert es auch etwas, bis man am ersten Morgen wieder in den Rhythmus des Praxislebens kommt. Vor allem weil am Montag in der Praxis durch die vielen Patienten, die über das Wochenende erkrankt sind und nun ohne Termin im Wartezimmer sitzen anfangs eher wenig Zeit für viele Erklärungen meiner Ärzte bleibt. Abgesprochen mit meinen Ärzten habe ich mich dazu entschieden mir heute das Schreiben und Auswerten von EKGs als Ziel zu setzen. So wechsle ich vormittags zwischen dem Arztzimmer, in dem ich eigene, interessante Einblicke in Fälle bekomme, und dem EKG-Zimmer. Hier bringen mir MFAs das Schreiben und Abspeichern der EKGs bei und geben mir Tipps, wie ich mein bisher nur in der Theorie vorhandenes Wissen besser in der Praxis umsetzen kann. Bei der Analyse hilft mir unser EGK Teaching vor ungefähr einer Woche, in dem wir ein Schema zur Auswertung von EKGs an die Hand bekommen haben. Mein Arzt nimmt sich trotz des stressigen Arbeitstags oft Zeit mit mir Analysen zu besprechen und mich noch auf einige Feinheiten und Tricks hinzuweisen. Am Ende des Vormittags kann ich selbständig EKGs schreiben, sie auswerten und die Ergebnisse dokumentieren.

Am Nachmittag wir es etwas ruhiger in der Praxis. In der Sprechstunde bekomme ich die Möglichkeit in einem eigenen Zimmer selbstständig Patientengespräche zu führen, Empfehlungen zu geben und diese nach einer Rücksprache mit unserer Ärztin zu dokumentieren. Es freut mich dabei sehr zu sehen, dass ich in den vergangen zwei Wochen schon so viel Routine gewonnen und neues Wissen gesammelt habe, um selbst in der Lage zu sein, einen Großteil des Patientenkontakts bei unkomplizierten Fällen zu Übernehmen.

Um 18 Uhr sammeln mich die anderen Studenten wieder ein. Auf der anschließenden Heimfahrt bleiben wir kurz zum Einkaufen stehen und besprechen noch etwas unseren Tag, während wir bei einem ungewöhnlich schönen Sonnenuntergang im Ferienhaus ankommen. Zu essen gibt es ein schnell zubereitetes Gemüsecurry. Nach einer Folge „Bergdoktor“ zur Verdauung geht für uns ein voller Praxistag zu ende.

Dienstag, 12.03.2024

Pünktlich um 6:30 Uhr klingelte am Dienstagmorgen mein Wecker. Auf dem Weg in die Küche hörte ich schon die Kaffeemaschine und die hektische Last minute Frühstücksvorbereitung der anderen. Um kurz nach 7 ging es für uns dann los in die Praxis, wo ich schon um 07:30 anfangen konnte. Ich darf inzwischen schon eigenständig Anamnese und Untersuchung machen und habe heute neben einigen Sonos auch einen Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall untersucht. Entgegen meiner anfänglicher Befürchtung, dass die Patient*innen vielleicht nicht so begeistert sind, wenn sie statt ihrer Hausärztin mich antreffen, freuen sich fast alle ein „neues Gesicht“ zu sehen und erklären mir alles ganz genau. Nach einem abwechslungsreichen Vormittag, der wie im Flug vergangen ist, wurde ich auch direkt abgeholt und es ging auf ein schnelles gemeinsames Mittagessen und einen Spaziergang nochmal schnell in unsere Unterkunft. Der Nachmittag stand dann unter dem Motto: „Kreuzschmerz“. In einer Reha-Klinik in Bad Kötzting wurden wir herzlich mit Kaffee, belegten Brötchen und Snacks vom Chefarzt empfangen. Dieser demonstrierte uns anfangs die Abläufe der orthopädischen Untersuchung, dann konnten wir an uns gegenseitig üben und alle Fragen stellen. Anschließend mussten wir pünktlich los, um eine Journalistin abzuholen. Sie schreibt einen Bericht über unser Projekt und bleibt bis Mittwoch bei uns, um einen Einblick in unseren Alltag zu erlangen. So erzählten wir alle beim Abendessen nochmal von unseren Eindrücken und tauschten unsere Erfahrungen aus. An dem Abend hatten wir dann auch noch unseren ersten „Bergretter-Einsatz“. Eine Mitbewohnerin ist beim Joggen gestürzt und mit dem Fuß umgeknickt, also haben wir sie mit dem Auto abgeholt und unser neu erlerntes, orthopädisches Wissen angewendet. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert, wir warten jetzt ab, was der Hausarzt morgen früh dazu sagt!

Mittwoch, 13.03.2024

Der Wecker klingelt. Meine Zimmernachbarin nimmt erstmal einen tiefen Zug aus ihrem heißgeliebten Kindernasenspray. Nasenspray drin - der Tag beginnt.

Bei der kurvigen Fahrt Richtung Praxis beschließe ich, dass ich zum ersten Mal der Kinderärztin unserer Hausarzt-Gemeinschaftspraxis zuschauen will. Bis jetzt waren meine Zimmernachbarin, welche in der gleichen Praxis ist, und ich nur bei den Allgemeinmedizinern der Praxis. Wie man es nicht anders erwarten würde kommt das erste Kind mit einem typischen Kinderexanthem in das Arztzimmer. Dankbar, dass ich eine FFP2 Maske wegen meines eigenen Schnupfens trug, war die Diagnose aufgrund der Himbeerzunge und des positiven Streptokokken-Schnelltests auch schnell gestellt. Nach einigen Erklärungen seitens der Ärztin zu kindlichen Exanthemen und U2 Untersuchungen diagnostizierten wir beim zweiten Kind eine Hand-Fuß-Mund-Krankheit. Und so nahm der Tag seinen Lauf.

Gegen Mittag ging ich zu meiner Zimmernachbarin in den Sono-Raum, um sie für die Mittagspause und das darauf folgende Teaching abzuholen. Mit strahlenden Augen zeigte sie mir das selbst entdeckte entzündete Darmdivertikel. Nun war auch ich stolz wie Bolle: ich hatte während des Sono Teachings und einiger Praxistage versucht, ihr meine Leidenschaft und Grundkenntnisse über die Sonographie beizubringen. Glücklich welche Fortschritte meine geduldige Sonoschülerin in den letzten 2 Wochen gemacht hat, düßten wir mit dem Auto zu den Arztpraxen des Geschwisterpärchens der Fahrgemeinschaft. Auf der Fahrt zum nächsten Döner freute ich mich über die tägliche liebevolle Neckerei des Geschwisterpärchens.

Da wir vor dem Teaching noch etwas Zeit hatten machten wir einen kleinen Roadtrip zu einem Waffelladen in einem alten Zugabteil, in welchem wir Kaffee tranken und uns über die wirklich wichtigen Dinge im Leben wie „Hättest du lieber keinen Geschmack oder keinen Tastsinn, z.B auch beim Sex“ lautstark unterhielten. Einige der umsitzenden Personen wunderten sich wahrscheinlich über die Offenheit von uns vier Studierenden. Danach ging es direkt weiter zum Teaching, bei dem wir schwierige Momente oder Gespräche der letzten 2 Wochen mit psychisch erkrankten Personen reflektierten. Als wir abends nach der Fahrt in unsere kleine, gemütliche WG müde auf dem Sofa saßen erzählte eine Studentin noch von einem Fall, den man in einer Hausarztpraxis in der Stadt wohl nicht erleben würde. Eine Kuh sei dem Landwirt wohl auf den Fuß gestanden und die Arztpraxis verwieß den Patient dann direkt weiter zum Röntgen. Nach einer kurzen Pause auf dem Sofa beginnen wir auch schon mit dem Abendessen richten und genießen den Rest des Abends.

Und der Tag endet, wie er beginnt – mit einem Zug Nasenspray – aber dieses Mal wir beide

Donnerstag, 14.03.2024

 

Der stressige Morgen, ein Kapitel, das uns eint,

Doch plötzlich, ein Moment, der die Zeit verweilt.

Bambis hüpfen über die Wiese, so leicht und frei,

Ein Augenblick der Ruhe, im Trubel dabei.

 

         -Pamela vom Hof

 

Um fünf vor acht steige ich vor meiner Praxis aus dem Auto. Vor der Eingangstür warten schon ca. 20 Patient*innen ungeduldig in der Kälte. Ich ziehe mich schnell um und mache mich auf in Richtung eigenem Sprechzimmer, vor dem schon die erste Patientin sitzt. Ein Tag mit verschiedensten Krankheiten nimmt seinen Lauf: Aderlass bei Polyglobulie, ein Kontrollsono bei EBV, ein paar Atemwegsinfekte und diabetische Füße, aber auch ungewöhnlichere Krankheiten wie Kälberflechte stehen heute auf dem Plan. Nebenher wird eine Patientin mit exazerbierter COPD vom Krankenwagen abgeholt, da sie unter ambulanter Therapie keine Besserung zeigt. Am meisten freue ich mich heute aber darüber, dass ich im Schilddrüsensono immer besser werde und eigenständig eine Entzündung erkannt habe.

Pünktlich um 12.30 Uhr werde ich von Michi und Franka in der Praxis abgeholt und wir machen uns nach einem kurzen Dönerstopp auf zum Teaching in der Grundschule. Heute geht es um Kinderuntersuchungen und wir beginnen mit einem kleinen Input zu Differentialdiagnosen im Kindesalter durch zwei Asssistenzärztinnen. In der Turnhalle warten dann schon ca. 20 Kinder auf uns, um Kettenfangen und Sanitäterball zu spielen. Es ist ein ziemliches Gewusel, aber alle haben viel Spaß. Anschließend geht es ans Untersuchen: Wir zeigen den Kindern den Umgang mit Stethoskop und Reflexhammer und spielen auch mal selbst Patient. Eine kurze Nachbesprechung rundet das Teaching ab und wir machen uns wieder auf nach Viechtach.

Zum Abendessen gibt es heute Spätzle mit Pilzrahmsauce und veganen Schnitzeln. Um den Abend ausklingen zu lassen, fiebern wir mit Gero von „Stadt + Land = Liebe“ mit, wie er seine Traumfrau findet. Eine Datingshow wäre sicherlich auch kein schlechtes Konzept, um Landärzt*innen zu generieren …

Freitag 15.03.2024

Auch an diesem Tag klingelt mein Wecker pünktlich um 6 Uhr und läutete damit den dritten Freitag unseres Abenteuers im bayerischen Wald ein.  Da nun schon ein Großteil des Monats hinter uns liegt und ich mich an die wöchentliche Routine gewöhnt habe, stelle ich den Wecker einfach ab und schlurfe gemächlich dem Frühstück entgegen. Nach Kaffee und  Müsli, steigen wir ausnahmsweise pünktlich ins Auto ein. Während wir die ruhigen Straßen entlangfahren und den Ausblick auf die mit Nebel bedeckten Täler genießen, scheint die gemeinsame Anfahrt zu unseren  Praxen, von Tag zu Tag kürzer zu werden.Da ich der erste Halt unserer kleinen Fahrgemeinschaft bin, stehe ich wie gewöhnlich um 7:15 Uhr vor der Praxis. Dort wurde ich herzlich von den MFAs begrüßt und habe bis 8 Uhr noch genügend Zeit mir erstmal gemütlich einen Kaffee zu machen und anschließend, die unterschiedlichen Infarktlokalisationen des Myokardinfarkts zu rekapitulieren.

Wie  gewöhnlich füllt sich der Warteraum nach und nach mit Patienten. Zeit  für mich das Tablet beiseitezulegen und die morgendlichen Blutentnahmen abzuarbeiten. Im Anschluss daran stehen Sonographien und  die Befundung von EKGs auf dem Plan bevor ich mich, wie die Ärzte meiner Praxis, in die freie Sprechstunde stürze. Besonders spannend finde ich, die Fortschritte einzelner Patienten, welche ich während meines Aufenthalts mitverfolgen kann. So auch bei dem heutigen Whipple-Patienten, welchem ich nun nach einigen vorangegangenen Verbandswechsel und Entlastungspunktionen, endlich mit gezogenen  Fäden, die Praxis verlassen sehe.

Mein Praxistag endet wie immer um 12 Uhr. Da sich heute meine  Mitfahrgelegenheit verspätet, setze ich mich ins örtliche Café und  bestelle erstmal einen Cappuccino mit Sachertorte. Einige Zeit später trudeln auch meine beiden Mitfahrenden im Café ein und wir verbringen die ersten Nachmittagsstunden damit, uns bei Kaffee und Kuchen die  heutigen Highlights unseres Praxistages zu erzählen. Daraufhin folgt  eine kurze Shoppingtour im örtlichen Sportgeschäft, um für den morgigen Besuch des Baumwipfelpfads im Nationalpark, bestens gerüstet  zu sein. Als wir einige Zeit später in unserem Haus ankommen, starten wir wie geplant einen entspannenden Spaziergang durch die örtlichen  Täler. Wieder in unserem Haus angekommen, lassen wir den Tag mit  selbstgekochten Burgern und einigen Runden Activity ausklingen.

Samstag, 16.03.2024

Samstag – Wochenende, endlich frei und nichts zu tun. Leider nicht für die Teilnehmenden des Landarztmacherprogrammes, denn wir haben heute das letzte Samstagsteaching. (das „Macher“ in Landarztmacher steht dort vollkommen zu Recht).

Gestern Abend haben wir uns in der Therme getroffen, später im Haus Viechtach gemeinsam gekocht und bei geselligem Beisammensein ein paar leckere Getränke gezischt. Gott sei Dank begann unser Teaching in Regen erst um 10 Uhr, denn der Morgen kam schneller als erwartet.

Angekommen in Regen, begann sogleich das Teaching. Dieses befasste sich heute mit dem Thema „der geriatrische Patient“ und beleuchtete vier verschiedene Aspekte: Die Physiotherapie, die Ergotherapie, das Assessment und das Medikamentenmanagement bei geriatrischen Patienten.

Besonders eindrücklich war hier die Selbsterfahrung der verschiedenen Krankheitsbilder. Mit verknoteten Schnürsenkeln kann man beispielsweise das Gangbild bei Patient*innen mit Morbus Parkinson simulieren und am eigenen Körper miterleben, wie sich der komplette Gehablauf und die Körperhaltung ändert.  Neben den Selbsterfahrungen wurde noch lebhaft über das Medikamentenmanagement und das Assessment bei geriatrischen Patient*innen diskutiert. Hier wurden uns einige evidenzbasierte Tools, wie z.B. der arriba Rechner, für unseren Alltag gezeigt.

Um 14.00 Uhr war das Teaching beendet und der Nachmittag war zur freien Verfügung. Wir entschlossen uns den Nationalpark unsicher zu machen und erklimmten den Lusen. Die circa 2 Stunden bergauf wurden mit einem schönen Ausblick auf dem Gipfel belohnt. Nach einer stärkenden Brotzeit ging es weiter wieder den Berg hinab.

Zu Hause in Viechtach angekommen wurde der italienische Abend mit einem Aperol Spritz eingeleitet, welcher gegen 23 Uhr mit einer selbstgemachten Lasagne seinen Höhepunkt fand.

 

Sonntag, 17.03.2024

Drrrrrrr, drrrrrr es klingelt der Wecker. So langsam realisiere ich, dass die Sonne schon zum Fenster hereinschaut. Aber nein, ich möchte noch nicht herausschauen. Lieber nochmal umdrehen und weiterschlafen. Drrrrrr, drrrrrr. Aber hey! Es steht was Nettes an! Also raus aus den Federn! Ich gehe noch fix ins Bad, mache mich fertig, schnappe mir meine Kameratasche und die Jacke und auf geht's. Ich humple die Treppe hinunter in die Küche, wo Anna und Caro sich schon bereit machen. Wir sind neugierig, wie es wohl wird: die Einladung von der Regener Regionalmanagerin bekamen wir schon vor 3 Wochen, aber nun ist es so weit. Leider etwas anders als geplant. Ich wäre schon gerne von der Märchenalm auf den Harlachberg hinaufgewandert, um sich dort mit dem Ausblick und einem Frühstück zu belohnen. Aber das war leider nicht drin, mit dem frischen Supinationstrauma... naja, immerhin muss der zweite Teil nicht ausfallen.

Also los. Anna kutschiert die verschlafenen Mädels, wie eigentlich jeden Morgen, mit Musik Richtung Bodenmais. Ach, nur noch 5 Minuten? Aber das letzte Stück hat es in sich - im 2. Gang kriechen wir auf den Harlachberg hinauf. Und da wartet schon Melanie, die Regionalmanagerin, auf dem Parkplatz. Ganz freundlich lächelt sie uns entgegen, als wir aus Annas Auto aussteigen und sie begrüßen. Nach ein paar Schritten kommen wir gemeinsam am Restaurant an, und dort wartet Annas Arzt bereits mit seinem Hund, der einzige Wanderer an diesem Morgen. Ein andern mal sind wir auch wieder dabei. Bestimmt. Der kalte Wind lockt uns nach drinnen, wo ich ganz überwältigt bin von dem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Wow! Meine Sorgen, nichts Veganes zu finden waren vollkommen unbegründet! Das ist keine althergebrachte Hütte mit Wurst- und Käseplatte zum Frühstück, sondern ein hübsches Hotelrestaurant (Gutshof) mit mehreren Gebäuden und Frühstücksbuffet. 2 Minuten später kommt auch mein Arzt mit zwei seiner Töchter dazu, worüber ich mich echt freue. Es war nämlich noch nicht sicher gewesen, ob er kommen würde. Nachdem wir nun vollständig sind und einen schönen Tisch mit Blick übers Tal ausgewählt haben - noch bedeckt mystischer Nebel den vollständigen Ausblick, aber man ahnt schon, was sich verbirgt - verschafft sich jeder erstmal einen Überblick über das Buffet und ich decke mich mit der ersten Runde ein. Frisch gebackenes Brot, selbstgemachte Karotten-Kürbis Marmelade, Obst, Hafermilch, Orangensaft. Jeder kommt hier auf seine Kosten, denke ich. Und auch das Gespräch entwickelt sich entspannt, vom einen zum nächsten Thema. Ganz natürlich, als würden wir uns alle schon lange kennen. Studium, die Region, Pläne der nächsten Zeit, der Bergdoktor, Abendaktivitäten, Gesundheitsversorgung in der Region, Natur, Patientenfälle, ... wie ein Gespräch unter guten Bekannten eben.

Nach zwei Stunden macht sich so langsam innere Aufbruchstimmung bei mir breit. Aber hey, es gibt auch Sekt? Ein Sektfrühstück geht doch immer. Also cheers!

Draußen noch ein Gruppenfoto mit Blick in die Landschaft - Klick - und dann verabschieden wir uns, vom Ort und voneinander. Bis morgen! Zumindest zu unseren beiden Ärzten. Das war echt schön. Und lecker. Und nett.

Als wir gut gelaunt wieder in Pfaffenzell ankommen, ist ein Teil auf der Achttausender Wanderung, die nächsten am Laufen und eine weitere Gruppe macht sich so langsam auf, um mit den Wamü's den Lusen hochzuwandern. Bei dem Wetter zieht es fast alle nach draußen, kein Wunder!

Und ich? Hm... eigentlich wollte ich ja mal noch zum Glasdorf nach Arnbruck, Glaskunst scheint hier ja schon was Besonderes zu sein, manchen Gärten und den Ausstellungen in Bodenmais und Arnbruck zu urteilen... warum denn nicht jetzt? Hat jemand Lust, mitzukommen? Ja! Och, ja, warum nicht. Also los! Zu dritt fahren wir kurzer Hand nach Arnbruck. So voll wie der Parkplatz ist, so voll war das Lokal dort, wo man sich aus ca 20 Torten und Gebäck was aussuchen konnte. Aber dafür waren wir ausnahmsweise mal nicht hier. Eher um zu schauen. Und vielleicht was zu kaufen. Aber als erstes haben es uns die Zicklein und Lämmer angetan.

Da wir aber alle drei keinen Garten und Platz für die Glasdeko oder Vasen haben, sind wir mit neuen Eindrücken und etwas Vitamin D wieder zu unserem Ferienhaus zurückgefahren.

Oh, wie habe ich jetzt Lust auf Lasagne! Wie cool, dass von gestern Abend noch etwas übrig geblieben ist! Noch etwas Salat dazu und fertig ist das späte Mittagessen. Wir genießen es zusammen und plaudern und lachen dabei. Kurz darauf kommen auch schon unsere drei motivierten Wanderer von ihrer 17km Tour zurück - gar nicht so erschöpft, wie ich erwartet hatte. Oder so, wie ich es gewesen wäre. Von ihrem Tramping-Erlebnis erzählen sie uns selbstverständlich sofort, und auch vom Einsinken in den Schnee, und der tollen Aussicht natürlich.

Hat noch jemand was für eine weiße Wäsche? Na dann rein damit. Hinten hört man noch jemanden Saugen. Das war wohl auch mal wieder nötig.

Was wollen wir eigentlich heute Abend essen?

Nach ein bisschen lesen, plaudern, snacken fahre ich mit Sophia nach Viechtach zum Gottesdienst. Ein schöner Ausklang vom Sonntag und netter Denkanstoß. Das gemeinsame Singen tut mir jedes Mal gut. Und die freundlichen Blicke ebenfalls. Daheim angekommen - ja, irgendwie ist es tatsächlich mein "daheim" geworden, über die letzten 3 Wochen - machen wir uns noch eine Brotzeit mit Salat. Erstaunlich, wie lecker und schnell so ein Abendessen sein kann.

Da im Haus weder WLAN noch Handyempfang gut sind, habe ich mir angewöhnt, einen kleinen Abend-/Nachtspaziergang zu machen, um zu telefonieren. Und das mache ich jetzt auch wieder - nun ja, man könnte es auch Nachtverwurzelung nennen, so wenige Meter, wie ich zurückgelegt habe, aber egal. Zumindest der Empfang war gut, und das Gespräch umso schöner.

Müde aber voller Erwartungen, was die letzte (!?!) Woche so bereithält, falle ich heute ins Bett. Einige Gedanken schwirren mir noch durch den Kopf, bis sie sich beruhigen und ich langsam einschlafen kann. So ein netter Sonntag, denke ich noch...

Montag 18.03.

6:15 Uhr, der 1.Wecker klingelt. Im Halbschlaf suche ich nach meinem Handy auf dem Nachttisch neben mir und snooze den Wecker. Dann dreh ich mich nochmal um und schlafe wieder ein.

6:30 Uhr, der 2. Wecker klingelt. Schlaftrunken suche ich den Ausgang aus meinem Bett und beginne meine in den letzten 3 Wochen perfektionierte Morgenroutine – Lüften, Anziehen, Sachen packen, Kaffee trinken.  

Kurz nach 7 sitzen wir zu viert, auf dem Weg zu unseren Praxen, in dem kleinen roten Peugeot-Flitzer und viben zu Ariana Grandes neuem Album „eternal sunshine“.

Die Beats versetzten etwas in mir in Schwingung und langsam realisiere ich - Die 4. und letzte Woche der Famulatur im Bayerischen Wald hat begonnen!

Nach etwa 30 Minuten Fahrt halten wir am Marktplatz in Osterhofen. Zwei von uns steigen aus, während die anderen beiden noch ca. 20 Minuten weiterfahren bis zu Ihrer Praxis.  

Geplant für heute sind Sprechstunde, CheckUps und mittags ein Hausbesuch. Kurz vor 8 startet regulär die Sprechstunde.

Als erstes versorgen meine betreuende Ärztin und ich einen gespaltenen Analabszess. Bei der nächsten Patienten darf ich dann die Fäden ziehen. Bei den CheckUps mache ich unter Rücksprache die Anamnese, werte das EKG aus, kontrolliere Medikamente und untersuche die Patienten. Im Laufe des Vormittags stellen sich einige Patienten mit unterschiedlichen Arten Bauchschmerzen vor. Darunter auch jemand mit linksseitigen Bauch- und Druckschmerzen, den wir mit V.a. Divertikulitis anbehandeln. Meine Gastro-Herz schlägt höher!

Weiter müssen heute Medikamente angepasst, Impfungen durchgeführt, Ohren und Rachen angeschaut, Bescheinigungen für Haushaltunterstützung ausgefüllt  und eine operativ versorgte Katzenbisswunde kontrolliert werden.

Nach einem intensiven Tag in der Praxis geht es recht pünktlich wieder nach Hause. Zuhause tauschen wir uns mit den anderen aus unserem Haus intensiv über unsere Erlebnisse in unsere Praxen aus und lesen das ein oder andere Thema auf Amboss nach.

Später lassen wir den Abend mit einem leckeren Abendessen mit regionalen Käse vom Markt und erstklassigen Billig-Wein von Edeka ausklingen.

Dienstag, 19.03.2024

In den vergangenen Wochen fiel mir das aufstehen nie so schwer wie heute. Das liegt wahrscheinlich an der überwiegenden Wein-Komponente des gestrigen Käse- und Weinabends in unserer Unterkunft. Wie jeden morgen frage ich mich, wer von uns sich wohl heute wieder eine Erkältung eingefangen hat, aber zu meiner großen Überraschung sind diesmal alle fit. Wir überzeugen uns gegenseitig von unserer Fahrtüchtigkeit und los gehts in die Praxen. Die 50 minütige Fahrt vergeht einigermaßen zügig dank des neuen Ariana Grande Albums. Mittlerweile sind wir recht vertraut mit den Abläufen in der Praxis und können routiniert mitarbeiten. Zu meiner großen Freude werde ich zwei mal mit „Herr Doktor“ angesprochen und lasse das gerne so stehen (der Trick ist, sich immer demonstrativ das Stethoskop umzuhängen, dann wird man ernster genommen). Dann kann ich zu meiner Freude sogar selbst ein Asthma bei einer Patientin erst-diagnostizieren und anbehandeln.

Etwas früher als sonst machen wir uns auf den Weg zum Teaching, heute steht wieder eine Fallbesprechung an. Auf dem Weg gibt es die fast schon zur Tradition gewordene Butterbreze in Osterhofen. Alle haben spannende, teils ausgefallene, teils alltägliche Fälle aus dem Hausarzt-Alltag dabei und es wird hitzig diskutiert. 

Ähnlich ritualisiert wie die Butterbreze in Osterhofen gibt es in der Unterkunft erst mal Shrimp-Pasta. Unsere kleine Bäckermeisterin Kathi backt zur Freude aller einen Zupfkuchen der zur Enttäuschung aller nach dem Backen auf dem Boden landet. Aber da sind wir nicht so und lassen uns gemäß der 40-Sekunden Regel den ehemaligen Kuchen, und jetzigen Crumble schmecken. Dabei denken wir natürlich an der Flammkuchen, der in der ersten Woche auf dem Boden gelandet ist. Fürs Abendessen haben wir uns heute etwas ganz besonderes ausgedacht, es gibt Nudeln mit Tomatensoße. Allen mundet es und wir lassen den Abend entspannt bei einer Kicker-Partie und einem Spiel Activity ausklingen. So langsam wird allen bewusst, dass wir alle bald den bayerischen Wald verlassen. Umso mehr freuen wir uns auf die nächsten Tage.

Mittwoch, 20.03.2024

Es kräht der Hahn,
Es muht die Kuh,
Es geht wie jeden Morgen bei uns zu!

Nach einer kurzen und belebenden warmen Dusche am frühen Morgen und einem Müsli sitze ich schon im Auto auf dem Weg zu meiner Praxis. Heute früh bin ich besonders gut gelaunt. Die Sonne scheint schon kräftig und glitzert bei unserer Fahrt durch den bayerischen Wald in den Baumwipfeln.

Nach 45 Minuten Autofahrt bei bester Musik starte ich den Praxistag entspannt mit einer Streicheleinheit für den Praxishund. Nach einer kurzen Teambesprechung startet dann die Sprechstunde. Immer wieder fällt mir die enge Beziehung zwischen Arzt und Patient auf, die Vorteile und Nachteile bietet. Als Arzt kann man seine Patienten nach einer langen gemeinsamen Zeit gut einschätzen und bekommt seitens der Patienten viel Vertrauen entgegengebracht, andererseits hat man eine noch größere Verantwortung für seine Patienten.

„Kommuniziere mit deinen Patient*innen auf Herzenshöhe“ war ein Tipp meiner Ärztin, den ich im Hinterkopf behalte. Aufgrund des unterschiedlichen medizinischen Wissens ist ein Gespräch auf Augenhöhe manchmal schwierig. Trotzdem sollte man jedem Patienten empathisch gegenübertreten, sozusagen auf Herzenshöhe.

Nach einigen Routine-Check-Ups folgt dann ein schwieriges Patientengespräch.

Wie vermittelt man einem langjährigen Patienten empathisch, aber trotzdem unmissverständlich, dass seine Krebserkrankung weiter fortschreitet? An der Uni lernt man Gesprächstechniken und übt an Schauspielpatienten, aber das ist nicht die wahre medizinische Welt. Deshalb war ich sehr dankbar, bei diesem Gespräch dabei gewesen sein zu dürfen und von meiner erfahrenen Ärztin lernen zu können. Als ich die Praxis nach dem Gespräch verließ, weil meine Fahrgemeinschaft schon auf mich wartete, floss mir dann doch eine Träne über die Wange. Ich möchte Ärztin werden, um Menschen zu helfen. Jedoch besteht das Helfen nicht immer in Heilung, sondern auch in der Ermöglichung eines guten Lebens bei einer bestehenden Krankheit. Ich finde palliative Medizin hat sehr schöne Seiten und ist ein wichtiger Bestandteil der modernen Medizin, trotzdem muss ich noch lernen, die damit verbundenen Emotionen auf eine gesunde Art und Weise zu verarbeiten.

Auf unserer Fahrt nach Regen konnte ich mit meinen Mitbewohnern das Erlebte besprechen. Der gegenseitige Austausch bedeutet mir sehr viel, um mich selbst und die Situationen reflektieren zu können. Ein Zwischenstopp mit Kaffee und Kuchen brachte eine gute Erholung vor dem Teaching.

Angekommen in Regen konnten wir noch gar nicht richtig begreifen, dass unserer letztes Teaching bevorstand. Natürlich freut man sich auch wieder auf das gewohnte eigene Zuhause, aber die Zeit ging sehr schnell vorbei und man ist in der kurzen Zeit fest zusammengewachsen. Das Gemeinschaftsgefühl spiegelte sich auch während der Balint-Gruppe wider. Wir reflektierten gemeinsam schwierige Arzt-Patienten-Konstellationen nach dem Schema von Michael Balint und waren positiv überrascht. So hilfreich hätten wir uns unsere erste Balint-Erfahrung nicht vorgestellt.

Am Ende nutzen wir das letzte Teaching mit unserem Dozenten für ein kurzes Resümee unserer Famulaturen. Auch wenn manche von uns bestätigt wurden, sich in Zukunft eher als angestellter Arzt im Krankenhaus zu sehen, nehmen wir alle positive Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause, wofür wir sehr dankbar sind.

 

 

 

Das Ende der Famulatur rückt schnell näher. Da Clara F. uns schon früher verlassen musste, gab es heute Morgen bei uns ein kleines Abschiedsfrühstück. Nach Kaffee und frischen Brötchen mussten wir uns schnell fertig machen, um noch rechtzeitig zur Praxis zu kommen.

Pünktlich um 8 Uhr geht es dann mit der ersten Untersuchung los. Bei unklaren Bauchschmerzen durfte ich den Patienten schallen. Den Nabelbruch habe ich natürlich nicht erkannt, aber dafür das Pankreas gefunden. Weiter ging es mit grippalen Infekten, Kreuzschmerzen und OP- Vorbereitungen. In der wohlverdienten Pause gab es von einer Patientin selbstgebackene Muffins und einen Tee. Pünktlich um 12 Uhr haben wir dann den Vormittag beendet.

In Osterhofen haben wir noch Clara G. und Amelie eingesammelt. Dann ging es zu viert nach Hause. Nach einem schnellen Mittagessen räumen wir noch kurz auf bevor unser Dozent für das allerletzte (und auch beste) Teaching kommt. In den drei Stunden haben wir besprochen, was eine Balint Gruppe ist, zusammen in einer Balint Gruppe einen Fall durchgesprochen und anschließend noch Strategien gesammelt, mit welchen man schwierige Situationen besser bewältigen kann.

Nachdem der Dozent gegangen ist fängt ein Teil von uns an zu kochen. Der Rest spielt entweder Tischkicker, treibt Sport oder liest. Nach einem schnellen, aber sehr leckeren Abendessen ging es dann nach Grafenau. Dort haben wir mit anderen Studenten aus den Projekt zusammen einen Spieleabend gemacht. Gegen 23 Uhr ging es wieder zurück nach Lalling und schnell ins Bett, um noch möglichst viel Schlaf für den morgigen Tag mitzunehmen.

Donnerstag, 21.03.2024

Langsam, aber sicher neigt sich unsere Zeit im bayerischen Wald dem Ende zu. Heute Vormittag geht es zum vorletzten Mal für uns alle in unsere Praxen. Mittlerweile sind wir alle schon so an den Praxisalltag gewöhnt, dass der Vormittag wie im Flug vergeht und wir bald schon wieder im Auto zurück in die Unterkunft sitzen. Bei den obligatorischen Nudeln zum Mittagmnessen erzählen wir uns gegenseitig, was wir heute in der Praxis erlebt haben. Dabei ist von einer Bauchnabelfistel über eine Juxtafacettengelenkszyste bis zu einem Patienten mit Hand-Mund-Fuß-Krankheit alles mit dabei. Auch ohne Teaching wird der Nachmittag von uns heute produktiv genutzt. Die Unterkunft wird wieder auf Vordermann gebracht und es wird schon mit dem Packen begonnen. Für die Praxen werden Kuchen gebacken und Geschenke vorbereitet.

Abends sind wir bei unserer Vermieterin auf dem Hof noch zu einem Ratsch eingeladen. Nicht fehlen darf natürlich der „Blutwurz“, ein original bayerischer Kräuterlikör. Gemeinsam schwelgen wir in Erinnerungen der letzten 4 Wochen und unsere Vermieterin erzählt Anekdoten über die vorherigen Gruppen des Projekts. Für morgen wird uns versprochen, dass wir noch beim Kühe füttern helfen und Trekker fahren dürfen.

Zum Abschluss des Abends wird in unserer Unterkunft wie jeden Donnerstag Germany’s Next Topmodel geschaut. Gegen 22 Uhr gehen wir alle früh schlafen, um nochmals genug Energie für den letzten Tag zu sammeln.

Freitag, 22.03.2024

Es ist der letzte Tag, ich kann es kaum fassen
Ein letztes Mal fließt morgens Kaffee in Massen

Ab ins Auto, ich lasse mich in meine Praxis chauffieren
Heute darf ich das letzte Mal Patienten auskultieren

Ich komme rein mit Schlafentzug
Mich erwartet der neuste Fall mit BTM-Betrug

Ich werde gerufen in den Sono Raum
Und mal wieder sehe ich das Pankreas kaum

Der nächste Patient ist unzufrieden und muckt
Es stellt sich heraus er hat sich auf dem Medikamenten-Plan verguckt

Danach gehts ins Verbandszimmer, wir verpassen eine neue Bandage
Schon wieder mit Jodsalbe vollgeschmiert, was ne Blamage

Nach einem schweren Abschied in der Praxis gehts ein letztes Mal nach Haus
Hier wird geputzt und gepackt, der Müll muss raus

Danach geschwind nach Viechtach zum Abschieds-Suff
Wolfgangs Hund ist auch dabei, er macht Wuff

Müde und beschwipst landen wir spät im Bett
Zum Abschluss kann ich sagen die Famu - die war fett!

Samstag 23.03.2024

Um 8:30 am Morgen hat mich der Wecker geweckt,
meine tollen Mitbewohner haben den Frühstückstisch gedeckt.
Wir packten zusammen unsere letzten Sachen,
auf den Heimweg müssen wir uns leider machen.

Der Abschied fiel uns allen schwer,
lange seh’n wir uns nicht mehr.
Die Eva ließen wir am Bahnhof in Regen raus,
und weiter ging die Fahrt zum nächsten Haus.

In Viechtach sammelten wir Johannes ein,
und begannen die Fahrt im Sonnenschein.
Auf der Fahrt bekamen wir einen Unfall zu Gesicht,
wir dachten uns nur das gibt es ja nicht.
Das Auto schlug in die Leitplanke ein,
Christian schrie, wie kann das denn sein.

Als Ersthelfer haben wir das ABCDE-Schema abgespult,
denn darauf wurden wir im Praktikum perfekt geschult.
Verletzungen gab es zu gar keinem Stück,
da hatten die Verunfallten wirklich viel Glück.

Die Polizei und auch die Feuerwehr,
die machten uns das Leben schwer.
Nach einer Stunde ging die Heimfahrt weiter,
die Stimmung war am Ende doch noch heiter.

In den nächsten Stunden erinnerten wir uns an schöne Momente gern,
so verging die Zeit und die Heimat war nicht mehr fern.
Als erstes stieg Johannes aus,
und freute sich schon auf sein zu Haus.

Christian und ich verbrachten zusammen den Rest der Zeit,
mit guter Musik, Gesprächen in Freude und Heiterkeit.
So ging das das Projekt zu Ende,
hoch die Hände Wochenende.