Tagebuch der Studenten des Exzellenten Winters 2022

Der Exzellente Winter 2022 fand vom 5.3. bis 3.4.2022 statt. 32 Studenten aus ganz Deutschland nahmen am Projekt teil und hatten eine wunderschöne und lehrreiche Zeit im Bayerischen Wald. 

Tagebuch des Exzellenten Winter 2022

 

 

Freitag, 4.3.2022

Endlich ist es nun so weit- es geht los!

Bereits am Freitag reißt der Großteil unserer Gruppe an. Aus ganz Deutschland trudeln wir nach und nach im BLSV Sportheim Regen ein. Man merkt direkt, hier hat jeder Lust auf neue Freundschaften und wir tauschen uns freudig aus, woher wir kommen und wie unsere Unis die Onlinelehre umsetzten konnten. Zum Abendessen haben wir einen Tisch in einem super leckeren gut bürgerlichen Lokal reserviert. Auch wenn es bei dem ein oder anderen noch mit der Aussprache der bayrischen Gerichte gehapert hat, lecker war es allemal. Dr. Blank schaute ebenfalls für eine kurze Zeit bei  uns vorbei um sich vorzustellen. Wir waren uns alle einig, in echt ist er deutlich größer als man das im Onlinemeeting erahnen hätte können.  Lustige Gespräche, leckeres Essen und tolle Leute - ein perfekter erster Abend! 

 

Samstag, 5.3.2022

Liebes Tagebuch,
Nach einem guten Frühstück und dem ersten Kaffee ging das Kennenlernen der anderen 26 Menschen wie am Vorabend weiter. Man tauscht sich nochmal aus, woher/welches Semester und fängt damit an, das zweite Mal verlegen nach dem Namen zu fragen.
Um 10:00 wurden alle in Autos verpackt und zur AOK Regen gefahren. Dort fand die Einführungsveranstaltung statt, bei der uns die Organisator*Innen, Regionalmanager*Innen und lokalen Vertreter*Innen der AOK im Bayerischen Wald und zu unserer gemeinsamen Zeit herzlich willkommen hießen. Wie sich das Projekt entwickelt hatte und welche Erwartungen und Hoffnungen damit verbunden sind, wurde uns präsentiert.
In kleinen Gruppen hatten wir die Möglichkeit, die Regionalmanager*Innen der vier beteiligten Landkreise Freyung-Grafenau, Regen, Cham und Deggendorf persönlich kennenzulernen, da sie auch für die restliche Zeit unsere Ansprechpartner*Innen bei praktischen Problemen oder bei der Freizeitgestaltung sein werden. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto gab es im Sportheim unser Mittagessen: Käsespätzle Nummer 1.
Mit Tobi, unserem Guide für die Hüttentour, durften wir dann am Nachmittag auf den Kleinen Arber wandern. Durch verschneiten Wald, vorbei an kleinen Wasserfällen und an einem Fluss entlang schlängelten wir uns unseren Weg nach oben und zur Chamer Hütte. Auf dem Gipfel des kleinen Arbers konnten wir dann noch die Umgebung der nächsten Wochen von oben sehen.
Der gemütliche Hüttenabend begann dann ziemlich früh mit Kässpätzle Nummer 2 oder Kaiserschmarrn und ging weiter mit so manchen Lehren:
Bier mir Gabel umrühren = schwierig
Duschen klappt auch mit FFP2-Maske und vielen mehr.
Es wurde ein langer Abend mit Spielen, Unterhaltungen und Kennenlernen.
Nachdem alle Gitarrenklassiker mit Wonderwall, Let it Be usw. (gesungen von der ganzen Hütte) ausgeklungen waren, ging auch das Licht aus auf der Hütte und alle stiegen in die Schlafsäcke.

Moral des Tages: Obacht geben, länger leben :)

       

 

Sonntag, 6.3.2022

Unser Tag fing mit einem gemütlichen Frühstück auf der Chamer Schutzhütte an. Wer das richtige Timing hatte, konnte sogar eines der begehrten Laugenbrötchen ergattern.

Nachdem die Rucksäcke gepackt wurden, gab uns Tobi eine kurze Einführung in die Kunst des Rodelns.  Die geschwungenen Enden sind vorne und die geraden hinten. Das Motto des Tages war: „Obacht geben, länger leben.“

Ein entspannter Aufstieg von 2,5km und wir standen auf dem höchsten Berg im Bayerischen Wald, dem Großen Arber. Oben am Gipfelkreuz hatten wir einen fantastischen Ausblick bei Sonnenschein und ein paar Schneeflocken. Bei der ersten Abfahrt konnte man erstmal ausprobieren, wie der Schlitten so in den Kurven liegt, bevor es an die steilere Abfahrt in Richtung Bodenmais ging. Während die einen so schnell wie möglich runtergesaust sind, hatten andere etwas mehr Respekt vor den zum Teil vereisten Stellen, an denen der ein oder andere auch mal die Natur hautnah erleben konnte.

Trotz der Weginstruktionen und einem imponierenden Stoppschild haben es 22 von 27 angehenden Akademikern geschafft eine Alternativroute herunter zu düsen. Die „Belohnung“ war ein kleiner Aufstieg.

Zurück am BLSV Sport-Camp wurden wir bestens bewirtet und zum Nachtisch gab es neben dem obligatorischen Kaffee auch warmen Kakao und Kuchen. Bis zum Aufbruch in die verschiedenen Unterkünfte wurde noch fleißig Tischtennisrundlauf und Kicker gespielt. Schließlich befanden wir uns in einem Sportcamp.

Angekommen im Ferienhof Fernblick in Lalling wurden wir sehr herzlich von den Vermietern, den Hühnern und der Hofhündin Samira begrüßt.

Die Sonne neigt sich über die Landschaft in der Ferne und der Duft von Gemüsesoße zieht durch die Küche. Wir alle denken noch an das schöne Wochenende zurück, bevor es morgen in die Arztpraxen geht.

                    

Montag, 7.3.2022

„Bin ich hier richtig?“

Montag 6:30 Uhr: Der Wecker klingelt, aber im Haus ist schon Leben. Die hölzernen Stufen lassen sich die müden Augen langsam öffnen. Dann wird realisiert „Heute geht’s los!“ und die müden Augen sind schnell weit offen und das Adrenalin macht es leicht die Beine aus dem Bett zu schwingen. Der morgendliche Schnelltest ist negativ – chakka! Nach einem schnellen Frühstück geht’s dann ab in die Fahrgemeinschaft und auf durch den schönen bayerischen Wald zu den Praxen. Hier das erste Mal die Frage auf dem Weg „Bin ich hier richtig?“, da auf den malerischen Landstraßen für einige Minuten weder Häuser noch Schilder oder anderweitige Zeichen von Leben zu entdecken waren.

Doch der Verweis der Schilder zum kurzen Abschnitt auf die Bundesstraße brachte dann die Gewissheit und wir waren in Kürze an der Pforte zu unserer Praxis. Wir wurden warmherzig empfangen und angemessen eingekleidet. Nach dem Namenlernen der MFAs und Ärzt:innen ging es direkt zur Sache und wir konnten bei Wundversorgungen assistieren, unsere Ultraschallskills testen und Gespräche mit Patient:innen führen. Dann PIIIIIIIIEEEEEEEEEP!!!!!! Der Pieper unseres Arztes ging los und ein Platz im NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) war frei. Mit Blaulicht ging es vom Hof zur Einsatzstelle und das Adrenalin steigt immer weiter. Vor Ort konnte das Katecholaminlevel wieder durch die besonnene Anleitung unseres Arztes gesenkt werden und es ging im RTW zur Klinik in Cham. Nach ordnungsgemäßer Übergabe war dann der Rückzug in die Praxis angesagt und der Tausch des Piepers zur studentischen Kollegin. Nachdem diese kurze Zeit später auch ihren Einsatz fahren konnte, ging es zur Mittagspause. Nach angemessener Sättigung wurde zu Hausbesuchen aufgebrochen und eine andere spannende Seite der umfassenden Patient:innenversorgung beleuchtet.

Der erste sehr spannende, aber auch anstrengende Famulaturtag ist geschafft und der anschließende Einkauf für das gemeinsame Kochen wurde bereits am Supermarkt mit einem Feierabendbier gefeiert. In der Unterkunft angekommen berichteten alle von ihren ersten Erfahrungen und in Kürze wurden die geschlauchten Gemüter wieder heiter und die durch Lächeln und Lachen gekennzeichneten Diskussionen mussten in Kürze am Kickertisch fortgesetzt werden. Während dieser bebte und der Abend feucht fröhlich seinen Lauf nahm drang bereits der wohltuende Duft des Risottos aus der Küche in unsere Nasen. Kurze Zeit später waren alle Bäuche voll und es wurde leiser in der Wohnung. Die Müdigkeit des Tages hatte nun doch gewonnen und wir stapften nach und nach in unsere Zimmer mit dem guten Gefühl, dass der erste erfolgreiche Tag nur der Anfang eines großartigen Monats sein wird. 

        

Dienstag, 8.3.2022

Geweckt wurden wir heute an unserem 2. Arbeitstag von der Melkmaschine unseres Nachbarn um 5:30 Uhr. Da wir aber sowieso ein bisschen später aufstehen mussten, war das kein Problem für uns.

Wie auch am Vortag bereiteten wir wieder ein großes schönes Frühstück mit Porridge, Bananen, Äpfeln und Müsli vor und genossen den Morgen gemeinsam.
Dann ging es mit Guten-Morgen-Musik in die Praxen.
Obwohl es erst der 2. Tag ist, hat man in der Praxis schon das Gefühl, das ganze Team gut zu kennen, und alle Mitarbeiter sind sehr nett!
Nachdem ich am ersten Tag noch etwas überfordert mit den Abläufen war, fiel es mir heute deutlich leichter und ich schnappte mir gleich die ersten Patienten zur Anamnese.
Die 4h in der Praxis vergingen wie im Flug. Gut gelaunt fuhren wir zu 4. nach Regen und verbrachten dort im Kurpark mit Pizza unsere Pause, bis wir gespannt in die AOK zu unserem allerersten Teaching gefahren sind. Hierbei lernten wir viel über verschiedene Informationsquellen zum Nachschlagen und Recherchieren, sowie deren Vor- und Nachteile. Dieses Wissen wendeten wir dann gleich in Gruppenarbeit an unserem Fallbeispiel (Patientin mit akutem Gichtanfall) an.

Wir waren alle sehr begeistert und freuen uns schon auf das nächste Teaching.

Am Abend hatten wir viel Spaß beim gemeinsamen Abendessen, und bereiteten uns noch gemeinsam auf den am nächsten Tag folgenden Sonokurs vor, bis wir alle müde ins Bett fielen.

   

Mittwoch, 9.3.2022

Langsam aber sicher kommt man in die Morgenroutine. Während man sich noch verschlafen die Augen reibt, steckt der Abstrich schon im ersten Nasenloch und das Frühstück wird nur noch von manchen zuhause verspeist. 

Auf dem Weg zur Praxis wird der Podcast angeschmissen und die aufgehende Sonne grüßt blendend freundlich. Pünktlich um 7:20 Uhr komme ich an meiner Praxis an, klopfe an die Tür und grüße mittlerweile bekannte, wie auch ein paar neue Gesichter. Mein Arzt wartet schon im Zimmer, erkundigt sich über unserer letztes Teaching und notiert sich interessiert Deximed als Informationsquelle. Schon bald klingt das erste „Grüß Gott“ im Flur und der Praxis-Vormittag beginnt. Schon am dritten Tag sind nicht nur die Praxis-Mitarbeiter*Innen bekannt, sondern auch schon der/die eine oder andere treue Patient*In: Beim einen hat das Antibiotikum endlich geholfen, aber der Zucker ist noch total entgleist. Bei dem anderem hat die Pantoprazol nicht ausgereicht und das Sono-Gerät wird vorbereitet. Auch ich bekomme den Schallkopf in die Hand und mache mich in den vielen Grau-Tönen auf die Suche nach einer Ursache. Vier Stunden und viele Untersuchungen und Gespräche später, ist Feierabend und ich fahre bei strahlend blauem Himmel nach Hause. Auf dem Weg gabele ich noch eine Mitbewohnerin auf, die sonst jeden Tag von ihrer Famulatur in Lalling zurück wandert. 

Nach und nach trudelt jeder von seinem Praxis-Vormittag ein und große Begeisterung macht sich breit, als die letzte Truppe die Grundlage für eine gemeinsame Brotzeit vom Bäcker mitbringt. Nachdem sich das Brot schnell in Luft aufgelöst hat, macht sich die erste Gruppe schon auf den Weg zum Ultraschall-Teaching. Auch ich komme ein paar Sonnenminuten später mit zwei Mitbewohnerinnen in Schöfweg an. Hier erwartet uns schon eine motivierte Ärztin & PJlerin und in den nächsten drei Stunden wird kein Quadratzentimeter Abdomen und Hals in Ruhe gelassen. Die inneren Werte der Gruppe werden erkundigt & gelobt, Herzen gesucht und die Lieblingsorgane staunend dargestellt. 

Auf dem Rückweg verabschiedet sich der Tag mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Dieser lange Mittwoch hält uns im Haus aber nicht davon ab noch ans Licht gebrachte Zufallsbefunde zu recherchieren und uns gegenseitig zu untersuchen, wobei die Klamotten schnell fallen. Der Hunger wird durch eine selbstgemachte Lasagne gestillt und noch kurz Karten gespielt. Bevor uns der Schlaf übermannt, kochen bei UNO noch kurz die Gemüter hoch und es wird in Frage gestellt, ob man noch ganz Knusper sei. Es ist eigentlich noch viel zu früh, um ins Bett zu gehen, doch die Energie ist bei uns allen leer und der nächste Tag steckt schon in seinen Startlöchern. 

     

Donnerstag, 10.3.2022

Als um 6.30 der Wecker klingelt ist das Haus noch ruhig und verschlafen. Innerhalb kurzer Zeit finden sich fast alle in der Küche ein, um einen Coronatest zu machen und ein mehr oder weniger ausgiebiges Frühstück zu sich zu nehmen, bevor wir uns auf die Autos verteilen.

In der Praxis angekommen machen die MFAs große Augen als sie den Kuchen sehen, den wir als Dankeschön für die gute Betreuung am Vorabend gebacken haben.

Am Vormittag ist immer viel los und so vergeht der Tag schnell. Ich mache Anamnesegespräche, Blutentnahmen, laufe bei verschiedenen Ärzten mit und ziehe Fäden. Nach dem Sonokurs am Vortag habe ich nun die Gelegenheit das neu erworbene Wissen direkt anzuwenden.

Als es um 16.00 Uhr in der Praxis ruhiger wird, entlassen uns unsere Ärzte früher und wir nutzen die letzten Sonnenstunden für einen Spaziergang am Drachensee. Anschließend geht es nach Arnschwang zu einem leckeren Abendessen mit dem Landrat, den Ärzten und Ärztinnen und Vertetern der AOK. Dort werden wir noch einmal begrüßt und haben dann die Gelegenheit uns mit den anderen teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten aus der Region zu vernetzen.

Um 23.00 Uhr sind wir nach einem ereignisreichen Tag wieder zuhause und fallen sehr müde ins Bett.

 

Freitag, 11.3.2022

Voller Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende begann dieser Freitag wie die Tage zuvor: Ein ausgiebiges Porridge-Frühstück mit anschließendem hektischen Ausschwärmen in alle Himmelsrichtungen. Nach einem interessanten Vormittag in den Praxen (in welchen wir uns allmählich gut eingelebt haben) trafen wir Herrn Blank im Kulturpavillon in Grafenau. Das Highlight des Tages war aber neben den Anamneseübungen mit Yoga Pausen auf jeden Fall Paddington, der verspielte XXL Golden Retriever (Hovawart) von Wolfgang Blank.

Der Abend gestaltete sich ebenfalls wie die Tage zuvor: Nach ausgiebigem Kochen wurde Couscous-Feta-Rucola Salat mit Falafel bei Kerzenschein verspeist, auch Carl konnte das Essen nach LactoStop-Einnahme richtig genießen. 

Ein letzter vollkommen zusammenhangsloser Hinweis: Haare brennen klasse, Vorsicht bei eventuellen Abendessen bei Kerzenschein!

   

Samstag, 12. März 2022

Servus miteinand! Nach einer Woche im Bayerischen Wald ist dies die einzig passende Begrüßung, um die anderen Lallinger morgens am Frühstückstisch zu begrüßen. Ausgeschlafen und gestärkt brausen wir zu unserem Teaching, das sich an diesem sonnigen Samstag den wichtigsten Untersuchungstechniken in der Hausarztpraxis widmet – HNO, Neurologie, Thorax und Abdomen.

Nach der Mittagspause geht es darum, die gelernten Techniken mit Soft Skills zu verbinden und die Hälfte von uns spielt einen mitgebrachten Patientenfall aus der Hausarztpraxis vor, die andere Hälfte macht die Anamnese vor dem Rest der Gruppe. Im Anschluss bekommen diejenigen von uns, die ein Anamnesegespräch geführt haben, noch ein Feedback von den anderen. Zu einem Teaching gehört natürlich noch ein typisch bayerisches Mittagessen – Döner und Falafel in Regen.

Mit vollen Bäuchen geht es zum Abholen der Langlaufski bei Lisa, die uns diese wunderbarerweise von zwei lokalen Skiverleihen kostenlos besorgt hat. Mittlerweile ist es später Nachmittag, die Motivation, Skating-Ski am Bretterschachten in Bodenmais zu fahren ist groß. Laura, unsere Lallinger Alpin-Skilehrerin, versucht uns naiven Langläufern das Skaten näher zu bringen. So ganz knusper mag uns das zwar nicht gelingen, aber dennoch fahren wir zwei Stunden später glücklich und völlig müde von der ganzen frischen Luft und dem Teaching wieder zurück auf unseren Bauernhof.

Frisch geduscht bereiten wir noch einen Power-Salat und Brotzeit zum Abendessen zu. Danach sitzen wir wie jeden Abend noch gemütlich beisammen, bevor wir alle glücklich ins Traumland übergleiten.

  

 

Sonntag, 13.3.2022

Nach einer anstrengenden Woche nutzen wir den Sonntag um erst einmal auszuschlafen und gemütlich zu Frühstücken. Nachdem wir uns gestärkt haben, ist eine Gruppe zum Langlaufen am Bretterschachten aufgebrochen. Unerwarteterweise haben wir keinen Muskelkater von gestern, wo wir das erste Mal auf Langlaufskiern standen. Wir machen uns also hochmotiviert zusammen mit den Lallingern auf den Weg zur Chamer Hütte. Nach knapp 8km und einigen Höhenmetern war die Pause auf jeden Fall nötig und ich habe mich über einen Apfelstrudel gefreut.

 

Bevor es wieder zurück ging, haben wir dem kleinen Arber noch einen Besuch abgestattet. Auf dem Rückweg waren wir deutlich schneller, da es glücklicherweise hauptsächlich runter ging. Dennoch fahre ich deutlich lieber mit Alpin Ski den Berg herunter :D Trotz ein paar Stürzen und blauen Knien sind wir aber alle heile wieder unten angekommen.

Die andere Gruppe aus Viechtach ist auf die Neunußburg gewandert und hat dort oben eine ausführliche Mittagspause mit Brezeln in der Sonne gemacht. Sie sind durch wunderschöne Wälder gewandert und haben den einen oder anderen Waldmenschen entdeckt.

 

Abends gab es dann noch ein spontanes Teaching von Felix, unserem Orthopädie-Crack, zum Thema Knieuntersuchung, sodass wir alle fit sind, wenn demnächst ein Patient mit Knieschmerzen zu uns in die Praxis kommt.

 

Montag, 14.3.2022

Nach einem spannenden und erlebnisreichen Wochenende in den bayerischen Wäldern starten wir am Montag motiviert in die neue Woche. Gut gestärkt dank eines leckeren Frühstücks mit Beerenporridge, Schokomüsli, frischem Obst und einer großen Tasse Kaffee brechen wir pünktlich um 6:45 Uhr auf in unsere Praxen. Für einige von uns bedeutet dies eine neue Fahrstrecke, neue Umgebung und Eindrücke, da ihre "finalen" Ärzt*innen und Praxen die erste Woche krankheits- oder urlaubsbedingt geschlossen waren und dadurch auf andere Praxen ausgewichen werden musste.

Nachdem die Ergebnisse der Blutuntersuchungen des vergangenen Freitags kontrolliert und dokumentiert wurden geht es auch gleich schon los mit dem ersten Fall: Eine Patientin mit vorbekannten Schilddrüsenknoten kommt zur Kontrolluntersuchung. Ich schnappe mir also den Schallkopf und darf die Patientin schonmal vorschallen, bevor meine Ärztin die Untersuchung fortsetzt. Alles gut: der Befund ist stabil. Im Wartezimmer sitzt schon der nächste Patient mit fortbestehender Müdigkeit und Abgeschlagenheit nach Covid-19 Infektion. Ich darf die Anamnese führen sowie auf Herz und Lunge hören. Mit dem Wissen aus dem Untersuchungskurses von Samstag im Hinterkopf gelingt das zum Glück schon ganz gut. Zwischendurch darf ich einer Patientin eine Pneumokokkenimpfung verabreichen, bevor es plötzlich zu einem Notfall kommt: ein gerötetes Auge, getrübte Hornhaut, entrundete Pupille mit nebeliger Sicht - ein akuter Glaukomanfall! Schnell werden Vitalparameter gemessen, ein Zugang gelegt und die Notfallmedikation verabreicht. Für die Patientin geht es weiter in die Augenklinik nach Regensburg.

Für mich nach diesem spannenden Vormittag in die Mittagsbesprechung. Das Thema ist chronische Durchfälle. Wir diskutieren Differentialdiagnosen, Diagnostik und Therapie. Besonders schön für uns Studierende ist, dass wir in die Fallbesprechung aktiv miteinbezogen werden. Nach einer erholsamen Mittagspause, in der manche von uns zum Essen bei ihren Ärzt*innen eingeladen werden, folgt die Nachmittagssprechstunde. Bis zum Abend gibt es noch einige Anamnesen zu erheben, Lungen auszukultieren und EKGs zu befunden. Beeindruckt von all den neuen Erfahrungen und Eindrücken freue ich mich auf eine gemütliche Autofahrt mit meinen WG-Bewohner*innen heimwärts. Gespannt lausche ich den Erzählungen der anderen und freue mich schon auf das gemeinsame Abendessen: heute gibt es selbstgemachte, vegetarische Burger! Im Anschluss schleichen sich einige von uns noch einmal heimlich in die Küche: Da morgen eine von uns Geburtstag feiert, möchten wir ihr einen Schokokuchen samt Brownies backen. Nach diesem langen und ereignisreichen Tag fallen mir um kurz nach 23:00 Uhr praktisch wie von selbst die Augen zu.

  

 

Dienstag, 15.3.2022

6.17 Uhr, der Wecker klingelt und ein neuer Tag im bayerischen Wald beginnt. Um gut in den Tag zu starten, mache ich erst mal in der Küche Musik an. Es folgt der morgendliche Covid-Test und wenig später fahre ich Richtung Praxis, wobei Fahrerin Stine noch schnell einen Kaffee aus einer Tasse schlürft. Ich mache meinen morgendlichen Spaziergang durchs bayerische Dorf und esse auf einer Parkbank mein Frühstück. Dann schlendere ich zur Arztpraxis. Heute ist mein Arzt zu spät und ich unterhalte mich in der Zeit sehr lange mit einer Patientin, mache eine ausführliche Anamnese und untersuche sie. Dann helfe ich noch den Arzthelferinnen beim Blutabnehmen. Später gibt es noch eine Ultraschalluntersuchung und insgesamt geht der Vormittag sehr schnell rum. Die bayerischen Patient*innen verstehe ich mittlerweile immer besser. Da mein Arzt ursprünglich aus Tschechien kommt und auch ein paar tschechische Patient*innen betreut, lerne ich hier aber nicht nur Bayerisch.

Mittags werde ich wieder eingesammelt und als wir in Lalling ankommen, ist der Tisch für unsere gemeinsame Brotzeit inklusive Aufbackbrezeln schon gedeckt. Wir tauschen uns über den Tag aus und stärken uns für den Nachmittag. Danach geht es los zum EKG-Teaching nach Regen. Wir versuchen uns an der Auswertung von verschiedenen mitgebrachten EKGs und bekommen dabei Unterstützung von der betreuenden Ärztin. Auf dem Rückweg fahren wir noch zum Großeinkauf. Wir fragen uns wirklich, wie Herr Blank ankündigen konnte, dass man hier vermutlich Gewicht verlieren wird – das können wir bisher absolut nicht bestätigen. Wir planen tendenziell für 10 Personen, sind aber nur 8 und übrig bleibt nie etwas. Möglicherweise liegt das an unserem Muskelprotz Basti und seinen besonderen Essgewohnheiten, aber vielleicht ist das auch nur ein böses Gerücht. Zurück in Lalling gehen zwei etwas verrückte Mitbewohner*innen im Dunkeln bei Nieselregen joggen. Zum Abendessen gibt’s heute Flammkuchen und Salat und wir haben wieder mal einen sehr netten Abend zusammen. Wir schmieden noch ein paar Pläne für die nächsten Tage und das Wochenende und gehen dann früh ins Bett.

 

Mittwoch, 16.3.2022

Wie jeden Morgen unter der Woche klingeln die Wecker pünktlich um 6:15 Uhr. Nach den obligatorischen Corona-Tests gibt es ein schnelles aber doch gemütliches Frühstück mit allen am Frühstückstisch. Auf die Autos verteilt und los gehen die Fahrten durch den morgendlichen Bayerischen Wald.

In der Praxis angekommen, genieße ich die ersten 10 Minuten, in denen es noch ruhig ist, trinke einen von den MFAs selbstgemachten Punsch und bekomme ein bisschen mit, was so in der Praxis ansteht. Die nächsten vier Stunden vergehen wie im Flug, ich mache selbständig Anamnesen, darf mehrmals Ultraschallen, Fäden ziehen und einen Verband wechseln. Die beiden Ärzte vor Ort sind super nett, erklären mir alles und beantworten geduldig meine Fragen. Es macht richtig Spaß und voller positiver Energie verabschiede ich mich mittags. Auf einer Bank in der Sonne, mit tollem Blick auf die Störche von Cham, warte ich auf meine Mitfahrgelegenheit.

 

Wieder in Viechtach (unserem Ort) gibt es ein leckeres Mittagessen. Vor dem Teaching um 15:00 Uhr schieben wir eine schnelle Tischkickerrunde ein, in der ich mich leider 10:2 geschlagen geben muss. 

 

Den Nachmittag verbringen wir mit dem Teaching „Fallvorstellung“, in dem wir uns gegenseitig Patient:innen aus unserer Praxis vorstellen und den Anamnese/Diagnoseweg ausführlich durchsprechen. Mit viel neuem Input und kribbeligen Beinen, werden wir unsere überschüssige Energie beim Spikeballspielen los. Der Tag schließt mit einer gemeinschaftlichen Kochaktion und leckerem Ofengemüse. 

Donnerstag, 17.3.2022

Schneller als erwartet ist es schon wieder Donnerstag und die zweite Woche in unseren Praxen neigt sich dem Ende zu. Mir fällt auf, dass mir inzwischen einige Patient*innen bekannt vorkommen und ich so einen der Vorteile einer Landarztpraxis erleben kann: man sieht die unterschiedlichen Krankheitsverläufe und kann sich mitfreuen, wenn man hört, dass Beschwerden sich gebessert haben oder sogar verschwunden sind. Außerdem sind heute neben den üblichen Beratungsanlässen auch Patient*innen mit selteneren Erkrankungen in der Praxis und ich bin überrascht, dass ich so auch spezielleres Wissen aus der Uni mit den Lebensgeschichten, die ich höre, verknüpfen kann.

Die Mittagspause verbringen wir in unserer Unterkunft mit selbstgemachten Kaiserschmarrn, da wir erst gegen Nachmittag zum Teaching aufbrechen müssen. Heute steht der Nahtkurs in Zwiesel auf dem Programm. Um die wichtigsten Nahttechniken zu lernen und zu üben, bekommen wir jeder einen Schweinefuß und starten nach einer kurzen Anleitung mit dem Nähen. Je nach Kenntnisstand werden die ersten Einzelknopfnähte gemacht oder sich fortgeschritteneren Herausforderungen wie einer Sehnennaht gestellt. So können wir alle auf unserem individuellen Level unsere Fähigkeiten verbessern und am Abend zufrieden in unser Haus zurückfahren, um ein schnelles Abendessen zu kochen und nach einer kurzen Runde des Spiels „Asystole“ in unsere Betten zu fallen.

  

 

Freitag, 18.3.2022

Wie jeden Morgen riss uns auch heute morgen der Wecker viel zu früh aus unserem engelsgleichen und verdienten Schlaf. Je nach persönlicher Präferenz war das zwischen 6:15 Uhr (vor allem die übereifrigen Mädels) und 6:40 Uhr (eher die entspannteren Genossen)…. So waren die ersten vier Tage des Exzellenten Winters für uns alle aus Viechtach. Dann kam Corona; dieser Erkrankung trotzten von uns 14 Leuten leider nur sechs. Gestern Abend dann testete sich leider eine weitere Person bei unserer obligatorischen abendlichen Testrunde positiv. Wir anderen 5 waren demzufolge alle wieder alarmiert, extrem vorsichtig, panisch, deprimiert und begannen wieder damit, dauerhaft und überall eine Maske zu tragen. Eine weitere Person bekam heute morgen Symptome und unsere paranoiden überempfindlichen Augen konnten sich bereits einen minimalen Schatten auf dem morgendlichen Corona-Test einbilden, sodass diese Person nicht in ihre Praxis fuhr. Erstmals fuhren wir deswegen mit einem, statt wie anfangs mit fünf Autos in die verschiedenen Praxen.

Nach dem Testen wurde gefrühstückt; wie jeden Morgen aßen die meisten von uns ein schnelles Müsli und dann ging es für uns vier immer noch sicher Corona-negative aus Viechtach ins Auto. Meine Fahrerin wartete - wie jeden morgen - bereits seit ungefähr 5 Sekunden ungeduldig am Auto und fragte, warum ich schon wieder zu spät sei. In Eschlkamp angekommen, besuchte ich wie immer als erstes den örtlichen Bäcker, um nicht bis zum Mittagessen verhungert zu sein.

In der Praxis angekommen wurde ich als erstes mit dem Satz „Guten Morgen, du wirst schon sehnsüchtig von der Frau Doktor erwartet“ von einer der MFA‘s begrüßt. Die Ärztin erschien kurz darauf selber und schickte mich mit den Worten „dein Patient wartet in Zimmer 1“ direkt in den Praxisalltag. Ich machte den Tag über wieder Sonographien, Blutabnahmen, zog Fäden, legte Infusion und machte vor allem viele Anamnesen und plauderte mit Patient:innen. Mein absolutes Highlight war heute bei einer schwangeren Frau mit Zwillingen in der siebten Woche als erster den Herzschlag des einen Embryos im Sono detektieren zu dürfen. Da wir heute Nachmittag kein Teaching hatten, blieb ich ein bisschen länger in der Praxis und besprach noch einige Fälle mit meinen Ärzt:innen - meine Ärzt:innen hatten sich auch in den letzten beiden Wochen schon immer extrem viel Zeit genommen, mir Sachverhalte zu erklären, meine Fragen zu beantworten und eben gesehene Patient:innen durchzusprechen. Was bis jetzt leider in dem normalen hektischen Sprechstundenalltag in den Augen meiner Ärzt:innen ein bisschen zu kurz gekommen war, war das theoretische Durchsprechen einiger interessanter Fälle, was wir aber heute nachholten.

Aus Frust wegen der erneut unsicheren Covid-Situation in unserer zweiten Wohnung in Viechtach beschlossen wir immer noch Corona-negativen erst mal vietnamesisch essen zu gehen und danach einen kurzen Abstecher nach Tschechien zu machen, um dort günstig (hahaha guter Witz - dort waren die Spritpreise ebenfalls extrem teuer; umgerechnet allerdings nur knapp über 2€/l) zu tanken. Danach wollten wir eine kleine Wanderung um den nicht so kleinen Drachensee bei Furth machen. Wir genossen zu Beginn die fantastische Aussicht von der Plattform aus, stellten Titanic nach und machten uns dann an die Seeumrundung, bei der wir viele Gänse, weitere Vögel und auch verdächtige Biber-Spuren entdeckten. Eine Umrundung wurde es dann doch nicht, aufgrund intestinaler Probleme und des anstehenden Einkaufs mussten wir bereits vor der Hälfte umdrehen. 140€ ärmer (gestern waren es deutlich über 200€) kamen wir jetzt schon hundemüde wieder bei unserem Haus an, brachten den Coronis ihren Teil des Einkaufes (da die nichts zu tun hatten außer Teachings, kochen, schlafen und vor allem essen, waren das für diese acht Schlemmer:innen immer Unmengen an ausgefallenen und extravaganten Dingen…) und beschlossen erst mal kurz Pause zu machen. Dann wurde Tischkicker gespielt und wir aßen mittlerweile wieder zu fünft Abendessen (der PCR-Test von einer Person war negativ, der andere positiv; wir hatten also eine weitere Person nochmals separat zu isolieren, da nicht klar war, um welche Mutante es sich bei ihr handelt). Neuen Optimismus verlieh uns die Tatsache, dass sich heute einige der Corona-positiven erstmals negativ testeten und uns so langsam ein Licht am Ende des dunklen Corona-Tunnels erschien. Am Abend dann saßen wir fünf noch bei ein bis zwei Getränken gemütlich zusammen, erzählten uns lustige Geschichten und schalteten unsere einzelne positive Person via Zoom hinzu - die Arme muss sich jetzt für die nächste Zeit ohne Symptome komplett alleine isolieren. Nachdem die Durchführung des morgigen Teachings geklärt war, ging es für uns dann abends wieder in die gemütlichen Federn.

 

Samstag, 19.3.2022

Wachgeküsst von Hahn und Morgensonne sind wir heute in den Tag gestartet. Nach einem ausgiebigen Frühstück haben um 10:00 Uhr die Teachings begonnen. Heute waren chronische Krankheiten wie COPD, Asthma, KHK und Herzinsuffizienz an der Reihe. Anhand von Fallbeispielen wurde uns Tipps und Handwerkszeug für den praktischen Umgang mit Patienten mitgegeben.

Nach den Teachings haben wir uns gemeinsam auf zu einer kleinen Wanderung rund um unseren Hof gemacht. Unterwegs gab es eine kleine Lektion zum Thema Lagerfeuer machen und die besten Tipps für Famulaturen im Ausland sowie die besten Förderungen wurden ausgetauscht. Vor allem das Lernen von und miteinander halte ich für eine der großen stärken des Programms.

Jetzt sitze ich hier auf einer Bank vor einer kleinen Kapelle in der Abendsonne. Im Wald hinter mir zwitschern die Vögel während die Sonne langsam hinter den Bergen versinkt. Mehr Landidylle und Bayrischer-Wald-Feeling ist für mich kaum vorstellbar.

Während ich hier schreibe ist das Küchenteam schon fleißig am Burgerbrötchen formen. Heute Abend wird es sicher wieder, wie so oft, einen Spieleabend geben und die Wanderung für morgen ist auch schon geplant. Ich lasse mir jetzt aber erstmal unsere selbstgemachte Burger schmecken.

 

Sonntag, 20.3.2022

Von Covid verschont, von der Sonne verwöhnt – so lässt sich der Sonntag für die Crew aus Grafenau recht treffend beschreiben. Auch dieser Sonntag begann mit Benni’s wunderbaren Pancakes und einer Kanne tiefschwarzen Kaffee. Anschließend teilte sich die noch recht verschlafene Gruppe auf und schwärmte in zwei Richtungen aus.  

Der größere Teil suchte einen eher nordischen Flair und verbrachte den Tag mit einer Husky-Schlittentour inklusive Theorieunterricht, Schlitten-Parkourtraining sowie Kuscheleinheiten und Glühwein, während die Jungs den Tag auf bayerische Art und Weise mit Weißwurstfrühstück, Kaffee und Saunaaufenthalt in Passau verbrachten, getreu nach dem Motto „Weizen, Aufguss, Weizen, Aufguss“.  

 

Ein wenig sentimental stimmte uns die Erkenntnis der nun bereits zur Hälfte abgeschlossenen Erfahrung im Bayerwald – gleichzeitig sind wir überaus glücklich, dass wir bis dahin komplikationslos unseren Famulaturen und den zahlreichen Teachings nachgehen konnten.

Jetzt da wir uns zur Halbzeit gut eingelebt und eingearbeitet haben, freuen wir uns darauf, unser Gelerntes in den kommenden zwei Wochen anzuwenden und noch mehr Eindrücke zu sammeln.

 

 

 

 

Montag, 21.3.2022

Der Tag beginnt, im Vergleich zu den vergangenen Montagen, ungewohnt spät. Einer nach dem anderen trudelt ins Wohnzimmer ein, mehr oder minder verschlafen, hustend, sich den schmerzenden Kopf haltend oder mit einer Decke gegen den Schüttelfrost gewappnet. Der Teekonsum war nie höher und das gemeinschaftliche Frühstück nie weniger gesprächig im Hause Lalling. Nach dem Frühstück fahren wir zur Gemeinschaftspraxis in Lalling, um unsere Covid Infektion auch noch offiziell bestätigen zu lassen. Im Auto werden zudem eifrig Wetten abgeschlossen, wer von uns 7 Lallingern wohl den höchsten und niedrigsten CT Wert hat.

Gegen die Isolations-Langeweile ist vorgesorgt: direkt nach den PCR Abstrichen haben wir die Möglichkeit, am Teaching der Gemeinschaftspraxen Bayerischer Wald zum Thema Multiple Sklerose teilzunehmen, eifrig mitzudiskutieren und von den versammelten Ärzt*Innen viel aus Ihrer klinischen Erfahrung zu lernen. Direkt folgt ein weiteres Teaching zum Thema Synkope, diesmal jedoch mit Ärzt*Innen bayernweit. Auch diese Zoombesprechung gibt uns Studierenden die Möglichkeit, trotz Isolation viel zu lernen. Ganz erschöpft begeben sich die ersten nach dem vielen Input auf ein heilsames Nachmittagsschläfchen oder genießen die letzten Sonnenstrahlen auf dem Balkon. Einige Mitbewohner*Innen, die sich glücklicherweise noch einigermaßen gesund fühlen, lesen eifrig Leitlinien für die nächsten online-Nachmittagsteachings oder werden überschüssige Energie in einem kurzen Bobbycarrennen auf der Terrasse los.

Am frühen Abend kommt große Freude auf: Unser lieber Mitbewohner, der als einziger von der Covid-Welle verschont geblieben ist, kommt mit der ersehnten Essens- und Medikamentenlieferung von seinem Praxistag zurück. Draußen am Eingang, mit viel Abstand und doppelten FFP2 Masken erfahren wir ein paar Details seines Tages.

Nach dem Abendessen beschließen wir, dass das Energielevel gerade noch für ein gemeinsames Nachrichten- und Filmschauen ausreicht.

Alles in allem sind wir froh, unsere Erkrankung und Isolation an so einem wunderschönen Ort gemeinsam verbringen zu können, die Sonne auf dem Balkon und der Terrasse genießen, den Rindern beim Grasen zusehen und sich gegenseitig gut umsorgen zu können.

   

Dienstag, 22.3.2022

Auch an diesem Dienstag klingelte mein Wecker um 6:30 Uhr. Im Haus ist es noch still, was wohl daran liegt, dass wir gestern den Geburtstag einer Mitbewohnerin gefeiert haben und es etwas später als sonst wurde. Wie jeden Morgen folgen der Corona Test und ein kurzes Frühstück, zu dem nach und nach die restlichen BewohnerInnen des Hauses dazustoßen.

Bei der kurzen Autofahrt zu meiner Praxis in Viechtach genieße ich dann den Sonnenschein und die schöne Landschaft. In der Praxis ist heute mal wieder viel los, da zwei Praxen coronabedingt geschlossen haben und wir die Vertretung übernehmen. Neben einigen Blutentnahmen, Fäden ziehen, Schilddrüsen und Abdomen Ultraschall führe ich auch einige Impfungen durch. Viel zu schnell ist der Vormittag um und ich steige zu meiner Fahrerin ins Auto. In unserer Unterkunft angekommen bleibt noch genug Zeit für ein Mittagessen und eine Mittagspause in der Sonne bevor es dann mit der Online Fallbesprechung weitergeht. Nach einigen spannenden und lehrreichen Fällen machen wir uns zu dritt auf den Weg zur nahe gelegenen Neunussburg, um den Sonnenuntergang von dort anzuschauen. Der Tag endet mit leckeren Käsespätzle mit Salat von unserem Meisterkoch und der Planung des nächsten Tages.

 

 

Mittwoch, 23.3.2022

Die Sonne weckte mich heute schon vor meinem Wecker. Auf dem Weg zur Praxis genoss ich den Beginn eines warmen Frühlingstages und konnte den Bayerischen Wald von seiner schönsten Seite sehen. In der Praxis ging es erfreulich weiter mit vielen spannenden Fällen und reichlich Abwechslung. Ein paar Blutabnahmen, Sonos, EKGs, Verbände und Patientengespräche waren mit dabei. So durften wir alle wieder einen positiven Tag erleben, nachmittags sogar auf der schönen Terrasse des Dorfkulturhauses in Untermitterdorf bei strahlendem Sonnenschein. Man konnte sich dabei kaum vorstellen, dass viele Menschen, darunter auch Patientinnen und Patienten, die wir während des Praktikums in den Praxen gesehen hatten, diese Sonnenstrahlen mit ihrer positiven Energie gar nicht wahrnehmen konnten und einen solch schönen Tag schon lange nicht mehr erleben durften. Depression kann jeden treffen. Eine in diesem Zusammenhang viel zitierte Aussage, und doch steckt darin viel Wahrheit. Zusammen mit unserer Dozentin konnten wir heute viele Fälle besprechen, in denen uns Patienten mit Depressionen begegnet sind und welche Probleme sich dabei ergeben haben. Ohne die nötige Erfahrung, die einem in diesen schwierigen Situationen der beste Beistand ist, fällt es uns Studenten oft nicht leicht, die richtigen Worte zu wählen, Mitgefühl zu zeigen, aber gleichzeitig auch die nötige Distanz zu wahren. Das Teaching hat uns alle noch einmal für das Thema Depression sensibilisiert und auch dessen Relevanz für die Tätigkeit als Hausarzt aufgezeigt.

Mit der untergehenden Sonne, die uns in die Unterkünfte zurück begleitet, wo ein leckeres Abendessen diesen schönen Tag beendet, tragen wir die Motivation mit nach Hause, als zukünftige Ärzte und Ärztinnen depressiven Patientinnen und Patienten Aufmerksamkeit und die richtige Behandlung zukommen zu lassen, damit auch diese wieder positive Tage erleben können. 

Donnerstag, 24.03.2022

Wie auch an den anderen Wochentagen klingelte mein Wecker um halb 7, nach einem kleinen Frühstück ging es gleich los mit dem Auto zur Arztpraxis. Unterwegs wurde ich durch die wunderschöne Morgensonne und den strahlend blauen Himmel geweckt und konnte sogar einen Blick auf die Alpen erhaschen. Dann folgten gute 4 Stunden in der Hausarztpraxis: Anamnesen, Untersuchungen, Diskussionen über das weitere Vorgehen, Sonografieren, Verbandswechsel und Wundkontrolle waren nur einige der Aufgaben, die der Tag heute bereithielt. Nach einer kleinen Besprechung der Fälle des Tages mit meinem Hausarzt und der Klärung von Fragen genoss ich mein Mittagessen mit einem Ausblick auf die noch schneebedeckten höchsten Gipfel im Bayerischen Wald. Weiter ging es dann direkt zum Nachmittags-Teaching, dem Kinderkurs: Angeleitet von 2 motivierten Ärztinnen gab es neben einem kurzen theoretischen Input und einer Falldiskussion auch die Möglichkeit das Gelernte direkt im Umgang mit den Kindern anzuwenden. Es waren insgesamt 6 kleine Kinder mit ihren Eltern gekommen und sie waren sehr neugierig, was denn die ganzen Studierenden so von ihnen wollten. Nach den Untersuchungen gab es natürlich auch Süßigkeiten zur Belohnung während sich die Eltern an unserem Kaffee- und Kuchenbuffet bedienen konnten. Ganz herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft unser Teaching zu unterstützen! Beim Beobachten des Sonnenuntergangs in Kirchberg konnte der Tag dann angenehm ausklingen :)

 

 

 

Freitag, 25.3.2022

 

Sonnenschein und blauer Himmel; so begann unser wundervoller Freitag. Heute war der letzte Tag, an dem unsere beiden Häuser in Viechtach aufgrund von Corona getrennt waren – wir alle freuten uns seit Tagen wie Bolle auf den erneuten Zusammenzug und gemeinsame Abende! Mein Wecker klingelte luxuriöserweise erst um 7 Uhr, eine Uhrzeit, zu der andere bereits auf dem Weg zu ihren Praxen waren. Wie jeden Morgen schliefen wir beide Mitfahrerinnen unseren seligen verdienten Schlaf im Auto zu Ende, während unsere liebe Sophia uns zu unseren Praxen beförderte. Dort wurde ich liebevoll von den MFAs und den beiden Ärzten begrüßt und in den Praxisalltag katapultiert. Meine täglichen Aufgaben wie Sonographieren, Blut abnehmen, Patientengespräche führen und Verbände wechseln meisterte ich wie jeden Tag nach bestem Wissen und Gewissen. Besonders interessant war unsere liebe Dauerpatientin mit Abszess an der Mamma, bei der ich von Verbandswechsel zu Verbandswechsel einen kleinen Fortschritt beobachten konnte. Es ist schön, einige der Patienten im Laufe der Famulatur ein wenig kennen zu lernen und Einblicke in ihren Krankheitsverlauf zu bekommen!

Um 12 Uhr beendete ich meine Praxistätigkeit und wurde zuverlässig von meinem lieben kleinen Taxi abgeholt. Zusammen ging es zurück nach Hause, wo ich mit einem Kartoffelauflauf beglückt wurde. Danach wurde in der Sonne gechillt, geschlafen und anschließend Spikeball gespielt – wie immer ein großes Duell ohne Gnade ;)! Gegen Abend begann die Vorbereitung für unser Lagerfeuer zum Sonnenuntergang. Mit Nudelsalat, Couscous-Salat und vegetarischen Würstchen wurden unsere Gaumen verwöhnt. Wir ließen unseren Abend mit Bier und Stockbrot früh ausklingen, um für unser Teaching am nächsten Morgen bestens gerüstet zu sein.

   

 

Samstag, 26.3.2022

Unser wohlverdienter Samstag begann mit einem ausgiebigem Pancake-Frühstück - wie wir es im Hause Grafenau, bereits die letzten Wochenende taten. Glücklich und mit vollen Mägen, fuhren wir nach Regen ins Landwirtschatsmuseum für unser Geriatrie-Teaching. Dort durften wir lernen, wie es sich in der Haut von älteren Menschen anfühlt: mit Gewichten an den Beinen, dicken Brillengläsern, Schallschutzkopfhörern sowie Sensibilität und Mobilitätseinschränkende Pflaster an den Fingern. Ebenso eindrucksvoll war die Simulation einer Bein-Amputation und die durch zusammengebundenen Schnürsenkel simulierte Kleinschrittigkeit von Parkinson-Patient*innen.

 

Nach einer abschließenden Diskussion über Polypharmazie und einer Fallbesprechung, verabschiedeten wir uns von den Referenten. 

Die Grafenauer machten sich danach auf den Weg nach Deggendorf, um Bouldern zu gehen. Wir kletterten kniffelige Routen und motivierten einander immer höher hinaus.

 

Als Belohnung, gab es nach unserem Auspowern ein Eis in der Altstadt von Deggendorf, bevor wir uns auf dem Heimweg machten. Nach diesem aufregendem Tag kochten wir Shakshuka, eine israelische Köstlichkeit, und fielen darauf in unsere Betten.

      

 

Sonntag, 27.3.2022

Happy Birthday to you! Der letzte gemeinsame Sonntag begann im Haus Viechtach mit einem ausgelassenen Geburtstagsfrühstück für Tobi. Brötchen, Laugenbrezeln, Pancakes und Kuchen war der perfekte Start in diesen sonnigen Sonntag.

 

Anschließend mussten die ganzen Kalorien aber wieder verbrannt werden. Nach kurzer Verdauungspause auf den Sonnenliegen vor dem Haus bildeten sich bald zwei Gruppen für Volleyball und Spikeball. Nach kurzem Einspielen wurde der Kampfgeist geweckt und es wurde um Punkte und natürlich ums Gewinnen gespielt. Auf dem Volleyballfeld standen sich Team Fuchs gegen Team Lachs gegenüber. Nach einem spannenden hartumkämpften Spiel konnte jedoch Team Lachs das gegnerische Team klar besiegen.

  

Nachdem nun unsere Körper genug ausgelastet waren, waren die Köpfe dran. Unser Ortho-Experte Felix gab uns einen Crash-Kurs in Untersuchungen der Wirbelsäule. Von Hals über Rücken bis zum Becken lernten wir die wichtigsten Untersuchungstests. Zum Abschluss zeigte uns Felix noch zwei Handgriffe zum Manipulieren der Wirbelsäule.

 

Frisch eingerenkt schnappte sich das heutige Kochteam den Spätzlehobel, 3kg Mehl und 2kg Pilze und zauberten ein leckeres Geburtstagsessen. Um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen, wurde die Gitarre ausgepackt und gesungen.

Glücklich und zufrieden mit unserem letzten gemeinsamen Sonntag gingen wir früh ins Bett, um morgen frisch in den Praxisalltag zu starten. 

Montag, 28.3.2022

Montagmorgen, Grafenau im Bayerwald. Acht Wecker klingeln die Bewohner des hübschen Hauses im Schildertschlag aus ihren bequemen Betten - viel zu früh! Denn dank der Zeitumstellung gestern dringen nicht einmal die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster, als ich meinen müden Körper unter die Dusche schleppe.

Zum Auftakt unserer letzten Woche im Bayerwald frühstücken wir gemeinsam - in unserer WG gibt es nämlich glücklicherweise frühe Vögel, die Spaß daran haben, morgens extra früh aufzustehen, um ein Porridge zuzubereiten.

So bleibt Zeit für gemütlich-gehetzte 12 Minuten, in denen wir das gemeinsame Wochenende Revue passieren lassen: Als Highlight werden noch Fotos von unserer gestrigen Alpaka-Wanderung herumgezeigt. Diese fand ihren Höhepunkt in der Mittagspause, in der Philippes Lama (genannt "Spucki") die Gunst der Stunde nutzte, den viel zu lockeren Knoten am Strick löste und türmte.
6:30 Uhr am Montag und schon werden Tränen gelacht, als wir reihum Philippes panische Rufe "Nein, Spucki! Spucki, nein!" imitieren.

Auf der Autofahrt zur Praxis genießen meine Mitfahrerin Jojo und ich den Sonnenaufgang in den nebelverhangenen Wäldern, während wir uns mit dem Amboss-Podcast zum Thema Aortenstenose fortbilden.

Meiner selbstbewussten Aussage "Den Weg zur Praxis finde ich inzwischen ohne Navi!" wird ein Dämpfer verpasst: Eine riesige Straßensperrung bringt mich völlig aus dem Konzept und sorgt für eine Verspätung von 30 Minuten. Ups...

Der Tag in der Praxis hält dafür viel für mich bereit: Ich darf ein Kind auskultieren und otoskopieren, schaue bei einer Darmsonographie zu, demonstriere einem Asthma-Patienten die korrekte Anwendung eines Inhalators und übe mich weiter in Anamnese und körperlicher Untersuchung, wozu meine Ärztinnen mir immer unglaublich wertvolles Feedback geben.
Eine Check-Up-Untersuchung darf ich unter Aufsicht sogar komplett alleine durchführen (inklusive Abdomen- und Schilddrüsen-Sonographie) und bin unglaublich stolz auf mich. Wenn ich diese Leistung mit meinem Lernstand von vor drei Wochen vergleiche, merke ich, wie viel ich im Bayerischen Wald schon gelernt habe:
An jede körperliche Untersuchung gehe ich seit unserem Untersuchungskurs viel strukturierter heran; EKGs jagen mir seit dem EKG-Kurs keine Angst mehr ein und dank zahlreicher durchdachter Fallbesprechungen stelle ich meine Differentialdiagnosen viel breiter auf als zuvor.
Meine frisch geboosterte Selbstsicherheit wird natürlich direkt wieder ein wenig gedämpft: Bei einer Pleura-Sonographie halte ich den Schallkopf überzeugt auf die Leber in der Annahme, es sei die Lunge. Was soll ich sagen - man lernt eben nie aus...

Mittags stehen heute ausnahmsweise keine spannenden Hausbesuche mehr an und ich war in den letzten drei Wochen immer so lange in der Praxis, wie es ging - ausnahmsweise schickt mich meine Ärztin deshalb heute in einen wohlverdienten freien Nachmittag.
Ähnlich geht es meiner Mitfahrerin Jojo, die ich (mehr oder weniger) direkt (der Straßensperrung sei Dank) von ihrer Praxis abhole.
Das Wetter suggeriert uns schon seit Tagen, dass wir uns genauso gut im Exzellenten Sommer befinden könnten - unserem fröhlichen Feriengefühl tut auch der Trecker keinen Abbruch, der mit 30 auf der Strecke vor uns entlangtuckert, die zu kurvig für waghalsige Überholvorgänge ist.

Kurz darauf meldet mein Auto "Reifenluftdruck prüfen" - dieser Aufforderung kommen wir an einer süßen Tankstelle namens "Tankstelle Burghart" irgendwo im Nirgendwo nach. Die Preise werden hier noch nicht digital angezeigt, sondern noch manuell angehängt. Da wirken die haushohen Spritpreise momentan gleich viel weniger bedrohlich...



Unser nächster Halt ist der das Tierfreigelände im Bayerischen Nationalpark; einer der vielen Punkte, die noch auf unserer Bucket List stehen. Zwei Stunden wandern wir im wunderschön schattigen Wald umher und halten erfolglos Ausschau nach Wölfen, Bibern und Wisents. Stattdessen sichten wir aber drei Elche, diverse Vögel und einen Baummarder.

 

Auf dem Weg unterhalten wir uns über alles, was wir in den letzten drei Wochen hier erlebt haben, warum wir traurig sind, bald abzureisen und worauf wir uns zu Hause freuen.

Auf der Fahrt nach Hause sehen wir ein niedliches Café, wo wir spontan einkehren und uns im Sonnenschein einen Cappuccino gönnen. Das Leben ist schön!

Der letzte Stop für uns ist der ALDI, in dem wir uns inzwischen recht gut auskennen und in Rekordzeit den Großeinkauf für unseren 8-Personen-Haushalt für die nächsten paar Tage bewältigen. Wichtigste Lektion des WG-Lebens bisher: Kauf nur das, was auf der Einkaufsliste steht (und geh dafür am Besten nicht hungrig einkaufen)!

Das einerseits unerwartete und andererseits doch schon seit Tagen erhoffte Tages-Highlight erwartet uns beim Heimkommen: Alina, die die letzte Woche als einzige positive Grafenauerin völlig allein in Quarantäne verbringen musste, ist endlich wieder negativ!

 

Während das heutige Küchenteam uns einen delikaten Kichererbsen-Feta-Salat mit Baguette zaubert, genießen einige von uns den Sonnenuntergang auf unserem hübschen Balkon mit Blick auf die Felder von unserem Nachbarn und Hausbesitzer Herrn Schmalzbauer.


In meiner Praxis ist montags immer "Happy Socks Day" - und auch meine WG-Mitglieder sind begeisterte Träger von verrückten Socken. Heute bin ich besonders glücklich über meine Bienen-Socken, die mir eine der tollen MFAs in meiner Praxis letzte Woche geschenkt hat ("Weil du so ein fleißiges Bienchen bist."). Noch nie habe ich mich in einer Famulatur so willkommen und integriert gefühlt wie in meiner neuen Lieblingspraxis in Röhrnbach.

Das gemeinsame Abendbrot schmeckt gleich dreimal so gut, weil unsere kleine Familie mit Alina am Esstisch (statt per Telefon zugeschaltet wie an manchen Abenden in der letzten Woche) endlich wieder komplett ist.
Nach dem Essen sitzen wir wie so oft in den letzten Wochen gemütlich bei Kerzenschein und Rotwein zusammen.
Wie so oft bereiten wir uns auf das Teaching am nächsten Tag vor. Statt EKGs oder Sono-Bilder mit dem Beamer an die Wand zu projizieren oder uns gegenseitig abzuhören, erzählt Philippe uns heute etwas über Kreuzschmerzen, bevor wir uns gegenseitig orthopädisch untersuchen.
Wenn ich meinen Blick durch unser gemütliches Wohnzimmer schweifen lasse, merke ich: Die gemeinsame Zeit hat uns alle zusammengeschweißt. So unterschiedlich wir auch sein mögen - den Exzellenten Winter könnten wir uns ohne einander nicht vorstellen und wir sind alle dankbar für alles, was wir hier erleben, lernen und wie wir wachsen durften.


Wolfgang Blank, Lisa Ditz, Stefan Schuster (der mit größtem Elan Nachtrodeln, Huskey-Schlittenfahrt, Alpakawanderung und vieles mehr für unsere WG organisierte), die tollen Ärztinnen in "meiner" Gemeinschaftspraxis und die vielen tollen Dozent:innen der zahlreichen Teachings haben es geschafft: Eine Zukunft als Landärztin erscheint mir mit jedem Tag attraktiver als je zuvor.
Und wer weiß - vielleicht kehre ich eines Tages wirklich wieder zurück nach Grafenau...

Dienstag, 29.3.2022

Am Dienstag hatten wir Viechtacher uns schon etwas besser an die wochenendliche Zeitumstellung adaptiert und konnten wieder mit mehr Energie in unseren Praxistag starten. In meiner Praxis gab es wieder viele Gelegenheiten zum Ultraschall üben. Nicht nur die klassische Abdomensonographie, sondern auch das Schallen eines Pleuraergusses am Brustkorb und eine Beinvenenthrombose ergab sich heute. So konnten wir die in den letzten Wochen erlernten Ultraschallkenntnisse weiter vertiefen.

Mittags ging es für alle wieder kurz in die Unterkunft, stillten unseren Hunger und schmiedeten Pläne für unsere letzten Projekttage. Abschiedsgeschenke wurden vorbereitet und letzte Rezepte wurden ausgetauscht. Die unangenehmste Aufgabe bestand dann in der Entsorgung der Schweinefüße vom Nahtkurs beim Recyclinghof, für das sich am Wochenende ein Sondereinsatzkommando qualifiziert hatte. Danach ging es für alle zum Orthopädie Teaching in die AOK nach Regen. Nachdem wir uns alle von Kopf bis Fuß untersucht haben, besprachen wir noch einige Orthopädiefälle aus unserem Praxisalltag. Zum Abschluss entstanden noch einige Fachdiskussionen, besonders befeuert von den Physiotherapeuten im Projekt. Mit dem Veranstaltungsende mussten wir uns leider schon von einigen Projektteilnehmenden aus den anderen Häusern verabschieden, da es die letzte Veranstaltung in voller Runde war.

Nach dem Teaching ließen wir den Abend bei Fräulein Anna, einem gemütlich modernen Restaurant in einem der Glasdörfer im bayrischen Wald ausklingen. Bei (vegetarischen) Burgern, Wein und Bier quatschen wir noch etwas über unsere Erlebnisse und tankten Kraft für den nächsten Tag.

 

Mittwoch, 30.3.2022

Wie jeden Morgen habe ich das Vergnügen mit Milena zur Arbeit zu fahren und wie man sieht bin ich wie immer um 7 Uhr hellwach und offenen Ohres und Auges:

Wenngleich nicht auf das Wetter, so ist doch auf eines Verlass - die morgendliche Begrüßung von Lisa’s Trachtenstadl, welches Traditionistenherzen höher schlagen lässt:

 

Um etwa 12 Uhr ist dann schon wieder Feierabend, nach einem in meinem Fall sehr interessanten Arbeits(vormit)tag.

Um 15 Uhr beginnt dann auch schon unser Balintgruppenseminar. An dieser Stelle soll ein Lob an Dr. Werner für die tolle, empathische Gruppenleitung stehen.

 

Hat Annika auf dem Weg zum Seminar in weiser Voraussicht oder mit jugendlicher Intuition Milena’s Gesichtsausdruck nach dem Teaching erahnt?

Nach dem Teaching wieder in Lalling angekommen, ist Zeit zum Schickmachen für das Landratsessen oder in meinem Fall für ein gemeinsames Essen im Hause Waininger mit meinen Hausärzten und ihren 3 Töchtern. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal für die Einladung.

Nachdem  nun der Mythos “halber Joghurt zum Frühstück und halber Joghurt zum Mittagessen” aufgeräumt wurde, wage ich noch ein bisschen Netflix zu schauen…

…es stellt sich jedoch heraus, dass ich dafür heute wirklich kaum noch Zeit habe.

Ich bereite also noch einen Smoothie für Familie Waininger vor, um nicht mit leeren Händen zum Essen zu erscheinen, während meine Mitbewohner*innen sich schon auf den Weg zum Landratsessen gemacht haben.

Alleine mache ich mich auf den Weg zu den Waininger’s.

…wohl nicht ganz alleine. Mein Smoothie füllt wohl nicht nur Mägen, sondern auch leere Beifahrersitze

Bei den Waininger’s angekommen freue ich mich über die tolle und unterhaltsame Gesellschaft und das indische Essen, das uns Herr und Frau Dr. Waininger’s Tochter gekocht hat, worüber ich mich als Vegetarier besonders freue.

Während des Abendessens erfahre ich dann auch den eigentlichen Grund für meine Famulatur:

…jetzt verstehe ich das mit dem Ärztemangel auf dem Land.

Donnerstag, 31.3.2022

Ich schaue in den Spiegel und die Augenringe sind groß. Ich werfe mir Wasser ins Gesicht und versuche mein Spiegelbild anzulächeln, aber meine Gesichtsmuskulatur schläft noch. Noch während ich die Zähne putze, höre ich die anderen lachen und freue mich schon fast darauf mir gleich einen 15 cm Stab bis tief in die Nase stecken zu dürfen. Aber gut, der Strich ist zumindest genauso einsam wie ich, auf meiner einstündigen Autofahrt mitten durch die Prärie Bayerns.

Doch dann, nachdem die ersten Autos bereits losgefahren sind, höre ich ein „großartig, ne?“ aus dem Bad. Einer meiner liebsten Mitbewohner ist so lieb und hat sich dafür entschieden auszuschlafen und mein Angebot anzunehmen, und ausnahmsweise mal bei mir mitzufahren, statt bei den anderen. Arved, unser Sonnenschein, ist heute früh mein Kaffee und die Stimmungsbombe, die ich genau heute so sehnlichst gebraucht habe. Trotz des kleinen Umwegs nach Eschlkam, ist es wirklich schön mal nicht allein zu fahren.

Nach ungefähr 32mal abbiegen, 5 Rehen am Wegrand, 12 dicken Nebelschwaden, 2 alleinstehenden Fichten, und 3 gut bekannte Funklöcher später, bin ich endlich in Waldmünchen in meiner Praxis angekommen.

Heute sind eher weniger Patienten da, aber an einem so müden Tag wie heute, ist das auch mal ganz gut. Ich nehme einmal Blut ab, werte ein EKG aus, entführe den ein oder anderen Patienten in mein Sprechstundenzimmer und starte die Anamnese und körperliche Untersuchung. Sobald ich mir sicher bin nichts vergessen und eine Diagnosen-Theorie zu haben, hole ich meinen Arzt/oder meine Ärztin dazu und sie segnen entweder meine Theorie ab oder erklären mir Alternativen. Wenn notwendig mache ich dann auch anschließend noch ein Sono.

Heute war im Anschluss an die Praxis, das verschobene Bergwacht-Teaching geplant, das aber leider wieder aufgrund von Corona ausfallen musste :(

Nach der Praxis, um 12:00, fahre ich also zurück nach Eschlkam zu Arved und zusammen düsen wir dann weiter ins Schwimmbad nach Bad Kötzting.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir im Schwimmbad und in der Therme. Sophia und Tobi, unsere zwei Wasserratten und Wettkampfschwimmer, versuchen uns in die Künste des Kraulens einzuweisen. Leider scheitern sie aber an dieser großartigen Aufgabe, da die Rutschen deutlich interessanter sind…

Während dem Ausflug in die Schwimmbadeigene Pommes Bude, muss uns leider ein anonym bleibender Kamerad verlassen, da er vom Besitzer rausgeschmissen wird. Der Wicht verstoß unwissender Weise gegen die Hauseigene „Getränkeverzehrregel“. Grüße gehen raus an Louis, unseren Lagerfeuerkönig.

Der Abend endet genauso lustig, wie der Morgen zumindest für die anderen gestartet hatte. Und zwar mit einer riesigen Abschieds-Back-Runde mit fast 5kg Mehl, ganz viel Zucker, guter Laune und einer guten Menge Resteessen. Danach eröffnen wir noch den Bohnenmarkt und handeln dabei das ein oder andere Böhnchen, während die anderen in die Hauseigene Sauna verschwinden.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass, egal wie wahnsinnig müde ich morgens immer bin, ich bin wohl dennoch jeden Abend die, die mit am längsten wach bleibt, um keine Sekunde meiner Zeit hier, und auch keine Sekunde dieser wunderschönen, superlieben groß-WG zu verpassen. Meine kleine neue, Ersatz groß Familie <3

#nurliebe

 

Freitag, 1.4.2022

Heute hieß es Abschied nehmen. Von den Patienten, den Praxen und Ärzten. Von Dr. Blank und Lisa, die uns diese großartige Zeit hier ermöglichten. Und auch schon von unseren Häusern, bevor es am nächsten Morgen wieder in Richtung Heimat geht. Ich persönlich trete den Heimweg mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Nach einem spannenden letzten Tag mit leckerem Kuchen in der Praxis verbrachten wir einen geselligen und schönen letzten Abend in der heimeligen Unterkunft in Grafenau, die ein richtiges Zuhause geworden ist. Bei leckerem Essen und einem Gläschen Wein blickten wir beinahe sentimental auf vier spannende, lehrreiche und aufregende Wochen zurück, die jedes bisschen Mühe wert waren. Keinen Moment davon möchte ich missen und die Zeit hier für immer in sehr guter Erinnerung behalten. Vieles, was wir hier genießen durften, wird mir sehr fehlen: Die herzlichen Praxis-Teams, das gemeinsame Kochen, die lustigen Abendrunden, die wunderschöne Landschaft und die Gruppe, die zu richtigen Freunden geworden ist, sind hier nur ein paar Beispiele. Doch der Exzellente Winter entlässt uns alle einstimmig sehr positiv. Bei einer Feedback-Runde berichtet jeder von seiner persönlichen Entwicklung während des Projekts, von dem großen Schritt in Richtung der Ärztinnen und Ärzte, die wir alle einmal werden wollen. Erfüllt von neuer Motivation für das Studium und mit gestärktem Selbstbewusstsein starte ich nun ins neue Semester und bin dankbar für die großartige Erfahrung, die ich machen durfte. Danke LandArztMacher! Ihr seid exzellent. Servus!

  

 

Samstag, 2.4.2022

Was gibt es Schöneres als zu dem fröhlichen Gezwitscher von Vögeln aufzuwachen? Nicht viel, finde ich zumindest! Ich gehe gleich einmal zum Fenster- vielleicht sehe ich ja das ein oder andere Vögelchen und kann es benennen? Beim Blick nach draußen fällt mir wieder ein, dass es letzte Nacht geschneit hat und ich freue mich einen Moment über den schönen Anblick der schneebedeckten Wiesen und Wälder. Dann husche ich schnell ins Bad und werfe noch einen prüfenden Blick durch die Wohnung, schließlich ist heute unser letztes Wochenende hier im Bayerischen Wald, da will man auch nicht die letzten paar Stunden, die man gemeinsam verbringt, mit aufräumen verbringen. Huch, viertel nach neun ist´s schon, ich beeile mich und laufe über die verschneite Wiese zum großen Haus um mit allen gemeinsam zu frühstücken. Nachdem es gestern bei unserem Auf-Wiedersehen-Grillabend etwas später geworden ist, sind alle noch nicht so richtig in die Gänge gekommen, aber bis nach einem Festmahl von Frühstück wird das schon: Es gibt frisch aufgebackene Brötchen, leckeres Rührei und duftende Pfannkuchen. Wir setzten uns gemeinsam zu Tisch, für einige ist das das letzte Mal, denn sie reisen heute schon ab.  Andere bleiben noch um den ein oder anderen durch Corona verpassten Tag nachzuholen. Ein bisschen wehmütig werde ich, als ich in die Runde schaue und mir bewusst wird, dass morgen um diese Zeit viele der freundlichen Gesichter, die mir entgegenlächeln, nicht mehr mit am Tisch sitzen werden. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf versuche ich den Moment noch einmal ein bisschen mehr zu genießen und ihn fest in meinem Gehirn abzuspeichern, sodass er mich an all die tollen Menschen und die super Zeit hier erinnert. Nach dem Frühstück wird noch gemeinsam aufgeräumt und einige brechen auf. Es gibt jede Menge herzlicher Umarmungen und das ein oder andere feuchte Auge ist zu sehen, dann heißt es Abschied nehmen und ein paar von uns verlassen den Bayerischen Wald mit neuen Freunden, schönen Erinnerungen, neuen Fähigkeiten und einem Kuvert voller kleiner Abschiedsbriefchen, die wir für einander verfasst haben. Ich bleibe noch und werde sogleich von der flauschigen Katze der Vermieter getröstet, als ich im Baum ein Rotkehlchen entdecke, dass fröhlich vor sich hin zwitschert.

 

Sonntag, 3.4.2022

Nachdem sich gestern schon die Ersten auf den Heimweg gemacht hatten, stand für uns noch ein Abrechnungstag in der Praxis an.

Heute bekam ich einen besseren Eindruck, wie man welche Tätigkeiten abrechnen kann. Hierbei gilt es zu überprüfen, ob bei allen Patienten die Diagnosen und entsprechende Ziffern vermerkt wurden. Die MTAs waren darin schon sehr geübt und erklärten mir auf was man achten muss. Ich habe dadurch beispielsweise gelernt, dass es für Patienten im Hausarztmodell unterschiedliche Ziffern gibt, die man je nach Krankenkasse abrechnen kann.
Heute früh dachte ich, dass es ein sehr trockener letzter Tag werden würde, aber da habe ich mich getäuscht. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte auch in diesen Bereich einen Einblick zu erhalten.

Als ich dann auf dem Heimweg war, wurde mir so langsam bewusst, dass jetzt die Zeit im Bayerwald wirklich zu Ende geht. Ich musste mich schweren Herzens von den Letzten verabschieden, die Koffer packen und das schöne Ferienhaus in Viechtach hinter mir lassen.

Irgendwann geht nun einmal alles zu Ende, aber die neuen Fähigkeiten, zahlreiche Erinnerungen sowie die Freundschaften, die ich geknüpft habe, kann mir keiner mehr nehmen.