Tagebuch der Studenten des Exzellenten Sommers 2023

Der Exzellente Sommer 2023 fand von 9.9. bis 7.10.2023 statt. Es waren 41 Studierende aus ganz Deutschland im Bayerischen Wald. Das Projekt lief in Kooperation mit den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Cham. Dort wurden Famulant*innen in ausgewählten Hausarztpraxen und Kliniken untergebracht. 

Was die Studenten während ihrer Famulaturzeit erlebt haben, können Sie hier nachlesen. 

Tagebuch des Exzellenten Sommers 2023

 

"Und du warst Léonie oder? Aus Nürnberg?" "Ne, aus Würzburg. Aber der Name hat schonmal gestimmt. Du warst Katharina aus München oder war es doch Hamburg?" "Nein, Franzi", antwortet sie mir lachend, "aus München. Aber Katharina würde auch gut passen." Schmunzelnd sitzen wir mit unserem Stockbrot am Lagerfeuer und schauen dem Holz (und unserem Stockbrot) zu, wie es verbrennt.

Es war ein aufregender Tag. Nach der abenteuerlichen Ankunft gestern (ich wusste nicht, dass so viele Leute und so viel Gepäck in einen kleinen Polo passen), ging es heute gleich nach dem Frühstück erst Mal mit einer kleinen Einführungsveranstaltung bei der AOK in Regen los. 

Auf dem Rückweg wurde schon der weitere Verlauf des Tages diskutiert. Denn Floßbauen stand auf dem Plan. Ob wir wohl sinken werden? Wie viele sollen überhaupt auf ein Floß passen? Und ganz essentiell: Wie wird überhaupt ein Floß gebaut?

Tatsächlich war das Floßbauen erfolgreicher als ich es mir anfangs gedacht hatte. Kein Floß ist gekentert und wir sind nur nass geworden, weil wir unbedingt noch im Regen (ein Fluss) schwimmen wollten. Ein voller Erfolg also. Gleich danach ging es mit Bogenschiessen und Klettern weiter. Beim Klettern waren unter uns einige Profis dabei, die das Klettern an der Kletterwand so leicht aussehen ließen, dass ich überrascht war, wie schwer ich mich doch getan habe. 

Ausgepowert sitzen wir jetzt also am Ende des Tages am Lagerfeuer und genießen die gemeinsamen Gespräche bevor es morgen schon mit dem nächsten Programmpunkt weiter geht: Wandern auf den Silberberg.

Tag 2 im BLSV-Sportcamp Regen.  Der Tag beginnt ähnlich früh wie gestern und um kurz nach acht finden sich Alle, mehr oder weniger fit, im Speisesaal zum Frühstück ein. Weil es am Abend zu den Unterkünften gehen soll, packen wir anschließend unsere Sachen zusammen, bevor wir zu einer kleinen Wanderung auf den Silberberg aufbrechen. Mit viel Sonnenschein und guter Laune erreichen wir nach einem kurzen Höhlenabstecher und leichten Orientierungsschwierigkeiten schließlich das Gipfelkreuz. Die schöne Aussicht bildet einen guten Abschluss des Wochenendes im Sportcamp.

Nach dem Mittagessen erwartet uns die offizielle Begrüßung und Projektvorstellung durch Dr. Blank. Hier werden nochmal alle wichtigen Details zu den Unterkünften, Famulaturen und Teachings besprochen und die Vorfreude auf das bevorstehende Projekt geweckt.

Jetzt sind wir auch auf die Unterkünfte gespannt, in denen wir die nächsten 30 Tage gemeinsam wohnen werden. Haus Grafenau gelingt es zum Glück gut, alle Personen und Gepäckstücke in den Autos zu verstauen und es geht mit Dr. Blank bald los in Richtung Ferienhaus. Dort müssen vor allem erstmal die Zimmer aufgeteilt und Gepäck ausgepackt werden. Bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen im Haus gibt es einen riesigen Topf Nudeln mit Pesto, von zuhause mitgebracht. Zusammen planen wir die Woche, teilen unsere Gruppe in Kochteams auf und schreiben eine lange Einkaufsliste für die Woche. Es ist dann auch schon etwas später und alle sind müde vom ereignisreichen Wochenende. Während ich diesen Tagebucheintrag schreibe, machen die Anderen Rückenyoga im Wohnzimmer oder entspannen auf dem Sofa.

Heute geht es früh ins Bett, in Erwartung auf den ersten Famulatur Tag. Wir freuen uns und schauen mal was wird.

 

 

Der dritte Tag im Bayrischen Wald ist angebrochen und somit der erste Famulaturtag in unseren Praxen und Kliniken. Nach einer harten Nacht durch viele Mücken konnte unser Auto ein bisschen später aufstehen als die Anderen in Haus Grafenau. Der Kaffee war glücklicherweise schon gekocht und wir haben zusammen gefrühstückt.

Nachdem es für meine Famulaturpartnerin und mich nur 7 Minuten in die Klinik nach Grafenau ging und wir unsere Umkleide und Kleidung gezeigt bekommen haben, ging es für uns los mit der Frühbesprechung, an der alle Ärzte der Inneren Abteilung teilnehmen. Wir wurden freundlich empfangen und direkt in die ZPA geschickt. Da die Innere Medizin in Grafenau hauptsächlich auf Kardiologie spezialisiert ist, kommen relativ viele Patienten mit kardiologischen Problemen in die Aufnahme. An der ersten Patientin durften wir auch direkt eine Anamnese und klinische Untersuchung durchführen. Danach ging es für uns weiter in die Funktionsabteilung, wo wir bei einigen Echos zugucken durften und sogar selbst etwas schallen durften.
Zum Feierabend wurde es dann nochmal etwas aufregend, da das HKL, in dem unsere Umkleide war, schon zu hatte. Nach einigem hin und her sind wir dann aber doch noch an unsere Sachen gekommen.

Am Abend haben einige noch zusammen Sport gemacht und waren Joggen.
Ich war im Kochteam und es gab Curry mit Reis. Einige Andere haben noch unseren Vermieter auf seinem Bauernhof besucht und eine große Schüssel frische Kuhmilch geschenkt bekommen, die wir natürlich auch direkt probieren mussten.
In gemütlicher Runde haben wir den Abend beim Essen ausklingen lassen und fallen alle müde aber zufrieden in unser Bett. 

 

Punkt 6:00 Uhr klingelt mein Wecker und verdutzt realisiere ich nach einigen Minuten, dass ich mich in einem wunderschönen bäuerlichen Haus an einem Waldrand von Viechtach befinde. Die letzten Tage haben Vorfreude auf das gemacht, was wir hier im bayrischen Wald erleben werden und nun nach mehr als 6 Monaten Vorbereitung war es endlich soweit um das erste mal in der früh in unsere hausarztpraxen zu fahren. Bei idyllischem Sonnenlicht dass sich gerade so durch das Wolkennetz seinen weg bahnte und  dichten Nebelterassen die sich über die hügelige Landschaft legte, genossen wir erstmals die traumhafte Schönheit des bayrischen Waldes. Nach einer kurzen Vorstellung bei meinem Arzt , Dr. Deml der sich in den nächsten Wochen um mich kümmern wird ging es auch schon direkt los und die ersten Patienten trudelten in das Behandlungszimmer. Direkt durfte ich mein Können in Sonographie, Impfen und klinischer Untersuchung beweisen.  Im Rahmen meines Blockpraktikums habe ich zwei Wochen lang erleben dürfen was es heißt Hausarzt in einer großen Stadt zu sein und ich war sehr verwundert wie sehr sich die ländliche Versorgung von der in der Stadt unterscheidet. Dr. Deml nahm sich sehr viel Zeit für seine Patienten und egal ob ein Patient ein dermatologisches oder internistisches Problem mit sich brachte gleich überlegten wir zusammen verschiedene Differentialdiagnosen. Ich war es gar nicht gewohnt dass ein Arzt sich soviel Zeit für seinen Famulanten nahm und sichtlich auch daran Spaß hatte sein Wissen weiterzzugeben. Um 12:00Uhr war die Sprechstunde vorbei und nach einer kurzen Mittagspause machten wir uns auf den Weg zu drei Hausbesuchen. Obwohl die Zeit drängte nahm sich Dr Deml einen Moment um mir den ehemaligen Grenzverlauf und die Wachposten zu Zeiten des Kalten Krieges auf der Tschechien Seite zu zeigen. Am Ende des Tages kann ich sagen, dass ich sowohl medizinisch als auch historisch eine Menge über die Menschen hier gelernt habe und ich mit Zuversicht auf die kommenden 4 Wochen blicke.

 

 

Punkt 6 Uhr riss mich das Piepen meines Weckers in Lalling ziemlich abrupt aus dem Schlaf. Zum meinem großen Glück stand der Kaffee aber schon frisch gekocht in der Küche bereit (danke Ole :)) & garantierte mir so gemeinsam mit zwei Nutellabroten einen guten Start in den Tag! 

Laut mitsingend kurvte ich anschließend durch den Wald zur orthopädischen Fachklinik Schwarzach zur alltäglichen Frühbesprechung. Perfekt im Zeitplan ging es dann pünktlich um 8:00 mit der von Prof. Dr. Martini geführten Chefarztvisite los. Zielstrebig zog der gewaltige Tross aus Ärzten, Physiotherapeuten und Pflegepersonal von Zimmer zu Zimmer. 

Anschließend durfte ich bei Dr. Halasi hospitieren der jeden Dienstag die orthopädische Kindersprechstunde leitet. 

Gemeinsam hangelten wir uns durch zahlreiche interessante Fälle: von der Ultraschalluntersuchung eines Babys mit Hüftdysplasie war über Knick- und Klumpfüße bei Kindern im Grundschulalter bis zu einem 17-Jährigen Teenager der aufgrund von starkem Übergewicht unter einer Epiphyseolysis capitis femoris litt wirklich alles dabei! 

Zwischendurch gab es für mich noch ein schnelles Mittagessen in der Cafeteria.

Um 14:15 fiel mein Blick dann ganz erschrocken auf die Uhr: Mist, Teaching schon in 45 Minuten. Jetzt aber fix Feierabend machen und dann ab nach Regen! 

 

Auch ich wachte gegen 6 Uhr in Viechtach auf und Jessi aus meiner Fahrgemeinschaft hatte da schon für uns alle Kaffee gekocht. Auf mich wartete der zweite Tag in der Anästhesie im Krankenhaus Cham, das wir trotz des erhöhten Verkehrsaufkommens zum bayerischen Schulanfang pünktlich zu meiner Frühbesprechung erreichten. Ich begleitete einen Anästhesisten bei mehreren Operationen, indem ich bei der Maskenbeatmung und Intubation half und ihn mit Fragen zu Narkosemedikamenten löcherte. Gegen 12 Uhr war der Tag im Krankenhaus für meine Fahrgemeinschaft schon wieder vorbei. Wir machten einen kleinen Zwischenstopp im Ferienhaus, bevor es dann schon wieder weiter ging zum Teaching nach Regen.

Hier wartete eine Assistenzärztin aus der Hausarztpraxis von Dr. Blank mit einem Seminar zum Thema Wissen in der Hausarztpraxis auf uns. Wir diskutierten das Konzept Evidenz-basierte Medizin, beschäftigten uns mit Leitlinien der DEGAM und diskutierten Quellen, an welchen man sich als praktizierende/r Arzt/Ärztin gut orientieren kann, um Patienten nach aktuellem Wissensstand angemessen zu versorgen.

Der krönende Abschluss des Tages waren das Salatbuffet und der Milchreis auf unserer Sonnenterrasse in Viechtach.

 

Es ist 6.00 Uhr und der Wecker klingelt. Heute bin ich allerdings schon 10 Minuten vor meinem Wecker aufgewacht. Am 3. Famulaturtag haben wir uns wohl schon gut eingewöhnt! Routiniert startet der Tag mit duschen, Zähne putzen, Kaffee und Porridge kochen. Bei einem Nachrichtenpodcast und guter Musik fahren wir dann durch den schönen, nebeligen Bayerwald und genießen den Anblick des Morgenrots. Pünktlich um 7.30 Uhr betreten wir die Sana-Klinik in Cham. Im Kreißsaal begrüßt mich die Hebamme freundlich und nach einem netten Gespräch tausche ich meine Alltagskleidung gegen einen blauen Kasak. Nach der Frühbesprechung nehme ich bei den Patientinnen der gynäkologischen Station Blut ab. Bei der Visite darf ich die neugeborenen Wunder begrüßen, die am vergangenen Abend das Licht der Welt erblickt haben und den frisch gebackenen Familien gratulieren. Nach ein paar gemeinsam durchgeführten Untersuchungen darf ich bei einer Schwangeren beim transabdominellen Ultraschall nach einigen Messungen das aktuelle Gewicht des Fötus berechnen und die Fruchtwassermenge beurteilen. Meine betreuende Oberärztin erklärt mir alles ganz genau und beantwortet geduldig meine Fragen zu CTG, Geburt und Schwangerschaft. Im Anschluss darf ich einen transvaginalen Ultraschall durchführen und ein Myom bei einer Schwangeren in der 28. SSW kontrollieren. Nach dem Schreiben des Arztbriefs und dem Dokumentieren im Mutterpass, darf ich den eröffneten Muttermund einer Schwangeren in der 39. SSW tasten und ein Beratungsgespräch mitverfolgen.   

Zwischen Famulatur am Vormittag und Teaching am Nachmittag gehe ich mit den anderen Famulantinnen aus der Klinik zum Mittagessen in den Speisesaal. Satt und gestärkt starten wir unsere erste Erkundungstour durch das malerische Örtchen Cham. Nach einem ausgedehnten Spaziergang entlang des Regen, durch das Biertor und über Marktplatz treffen wir uns mit Hanna auf eine Tasse Kaffee und Gebäck in einer urigen Bäckerei. Um 15 Uhr beginnt dann unser Sonographiekurs in der allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis von Dr. Hauser, Dr. Etti und Dr. Holzinger. Hanna, die dort ihre Hausarztfamulatur macht, kennt sich dort schon gut aus und zeigt uns die Praxis. Zu Beginn zeigt uns Dr. Hauser sein routiniertes Vorgehen bei der Abdomensonographie. Als Nächstes fokussieren wir uns auf die einzelnen Organe und Dr. Hauser erklärt detailliert die Besonderheiten dieses Organs beim Ultraschall. Jetzt dürfen wir selbst den Schallkopf in die Hand nehmen und die piezoelektrischen Kristalle (fast) glühen lassen. Durch das Feedback des Hausarztes können wir alle viel lernen und zahlreiche Tipps & Tricks mitnehmen. Nach drei Stunden fleißigem Üben begeben wir uns auf den Rückweg zum wunderschönen Ferienhaus Gierl. Auf dem Heimweg tauschen wir uns über die Erlebnisse des Tages aus. In unserem temporären Zuhause angekommen beginnt meine Fahrgemeinschaft direkt mit dem Kochen. Nach dem Abendessen sitzen alle gemütlich im Wohnzimmer beisammen, quatschen und feiern in Isis Geburtstag rein.  

 

 

 

Liebes Tagebuch,

heute war ein richtig schöner Tag. Nachdem ich heute aufgewacht bin, während die ersten MitbewohnerInnen schon fast mit einem Fuß im OP standen, habe ich mit den anderen nett gefrühstückt. Um 7:30 Uhr ging es dann los zu unseren Praxen. Da wir alle zu jeder Zeit mindestens 120 % geben, waren wir schon vor 8 Uhr in unserer Praxis und haben bereits die erste Schilddrüse geschallt. Es folgte der übliche Praxisalltag, den wir durch eigene Anamnesen über körperliche Untersuchungen und weiteren Ultraschalluntersuchungen unterstützten. Perfekt war das gestrige, lehrreiche Sono-Teaching, denn dadurch konnten wir direkt die erlernten Skills am Patienten anwenden und weiter festigen.

Nachdem der spannende und lehrreiche Vormittag wie im Flug verging, stand der erste freie Nachmittag der Woche auf dem Programm. Diesen nutzten wir, um uns die wunderschöne Natur des Bayerischen Waldes zu erkunden. Die Wanderung führte uns hoch hinauf über die Martinsklause, das Teufelsloch bis zum Lusen. Währenddessen hatten wir viel Gelegenheit, uns über unsere Eindrücke und Erfahrungen in den Kliniken und Praxen auszutauschen. Die Gespräche mit den anderen FamulantInnen über den Umgang mit den verschiedenen PatientInnen mit ihren jeweiligen Erkrankungen bereichern mich in diesem Projekt besonders und motivieren mich für die nächsten Tage. Nach einer wunderschönen Wanderung mit kurzem Trinkstopp in der Lusenschutzhütte kamen wir nach 5 Stunden hungrig, müde und zufrieden wieder in unserem neuen Zuhause an.

Nach einem leckeren Couscoussalat fielen wir alle satt, müde und zufrieden ins Bett.

Wir freuen uns auf morgen und schauen mal was wird.

 

 

Wie schnell die Zeit verfliegt! Es ist schon der letzte Tag der ersten Famulaturwoche, haben wir heute morgen auf dem Weg zur Arbeit festgestellt. Nach einem kurzen Frühstück und dem obligatorischen Kaffee am Morgen haben wir uns routiniert, wie wir mittlerweile sind, gegen sieben Uhr auf den Weg zur Arbeit gemacht. Und auch heute haben wir unterwegs wieder die wunderschöne Sicht über die Bergwiesen und Täler genossen, an der wir uns in der Zeit hier wohl nie satt sehen werden.

In unseren Praxen haben wir uns mittlerweile gut eingelebt. Nachdem wir jetzt schon bei vielen Anamnesegesprächen gelauscht und bei einigen Untersuchungen über die Schulter geguckt haben, durften wir spätestens heute selbst Hand und Stethoskop anlegen. Auch wenn für viele von uns der bayerische Dialekt noch wie eine Fremdsprache klingt, fühlen wir uns sicherer im Umgang mit Patienten. Von der Vielfalt der auftretenden Erkrankungen in den Hausarztpraxen sind wir jeden Tag aufs Neue überwältigt: Von Angstzuständen über COPD-Exazerbation bis hin zu angeschlagenem Zeh war wieder alles dabei.

Nach einem schnellen Mittagessen hatten wir nachmittags unser erstes "Fälle-Teaching"! Anhand von selbstmitgebrachten Fällen haben wir uns in den einzelnen Häusern mit dem Ablauf einer strukturierten Anamnese befasst. Wir haben verschiedene Differentialdiagnosen von zum Beispiel Brust- und Rückenschmerz besprochen und sind auf die Redflags eingegangen. 

Danach begann dann auch schon das Abendprogramm: Während einige die letzten Sonnenstrahlen des Tages am See oder im Wald genossen haben, waren andere noch Spikeball spielen oder haben zur Freude der Anderen nach dem Einkauf schon das Essen zubereitet. Nach dem wirklich leckeren Abendbrot wurde dann das erste Wochenende in den Unterkünften mit netten Gesprächen und einigen Spielen eingeleitet.

 

 

 

03:58 Uhr

Ich starte die Kaffee Maschine, Ole kommt in die Küche und sagt „Es gibt manche Entscheidungen, die bereut man“. (Spoiler-Alert: Ich bin mir sicher, dass die, früh aufzustehen, um den Sonnenaufgang auf 1.373 Metern zu bewundern, nicht dazugehört.)

05:33 Uhr
Angekommen am Ausgangspunkt unserer nächtlichen Wanderung stellen wir fest, dass der Kaffee die etwa einstündige Anfahrt leider nicht überlebt hat. 

06:11 Uhr
Mit Othoskop, Stirnlampe und Pupillenleuchte ausgestattet bahnen wir uns den Weg durch den dunklen Bayerischen Wald hinauf zum Berg Lusen mit seinem gewaltigen Blockmeer. 

06:43 Uhr
Aus den Nebelseen ragen die Hügel und Berge des Nationalparks und über dem tschechischen Horizont steigt eine leuchtend rote Sonne auf. Wir genießen den Moment. 

10:07 Uhr
Alle Teilnehmenden des Exzellenten Sommer Programms kommen erneut in der AOK in Regen zusammen. Herr Blank stellt das heutige Programm und seine geschätzte Kollegin Frau Achatz vor. 

12:02 Uhr Hands on! Im ersten Teil des Untersuchungskurses teilen wir uns in vier Gruppen ein und auf 3 PJlerinnen und einen Assistenzarzt auf, die freundlicherweise den Untersuchungskurs betreuen. Wir üben den Umgang mit Reflexhammer, Stimmgabel, Othoskop, Pupillenleuchte und Stethoskop und untersuchen unsere KollegInnen auf Herz und Niere (und Auge, Ohren, Lunge und Bauch). 

13:26 Uhr
Im zweiten Teil üben wir in 3 Großgruppen das gezielte Anamnesegespräch. Im Anschluss an die simulierten Gespräche im Hausarzt Setting gibts Sandwich-Feedback zur Sprache, der Stimmung und Körperhaltung und der inhaltlichen Vollständigkeit im Gespräch. 

 

18:01 Uhr

Ole feierte diese Woche Geburtstag und hat zum gemeinsamen Grillen im Haus Grafenau eingeladen. 

22:18 Uhr

Zu später Stunde spielen wir am Lagerfeuer sitzend eine Runde Werwolf. 

23:51 Uhr

Sternenstunde! Zurück in Lalling werfe ich nochmal einen beruhigenden Blick in den Himmel. So dunkel, so sternenreich, so still und weit. Und wir so dankbar für diesen Tag und diese gemeinsame Erfahrung.

Der erste richtige Sonntag und das bedeutet besonders eins – Ausschlafen. Ausnahmsweise ist mal kein Wecker zu hören und so erwacht das Haus Viechtach eher schleichend. Während ich die ruhigen Morgenstunden dafür nutze, um mit meinen Liebsten zu telefonieren, sind andere schon am Gewichte stemmen oder trinken ihren ersten Kaffee auf der Veranda. Langsam aber sicher treffen sich dann doch alle beim Frühstück im Aufenthaltsraum und diskutieren das Tagesprogramm. Schnell stellt sich heraus, dass sich die Mehrheit das schöne Wetter nicht entgehen lassen will und es wird auf Empfehlung die Wanderung zum großen Falkenstein ins Auge gefasst. Kurz wird noch die Autosituation geklärt – hat auch jeder einen Platz, der mit möchte? 40 Minuten Autofahrt und dann kann die Wandergruppe auch schon losziehen. Knapp 2 Stunden lang spazieren wir an plätscherenden Flüssen durch den Laubwald, erklettern steilere Bergabschnitte und halten uns dabei mit dem ein oder anderen Gruppenspiel bei Laune. Am großen Falkenstein angekommen wartet das Schutzhaus zur Einkehr auf uns. Bei Käsnockerln, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel und dem schönsten Blick in die Weiten des bayrischen Waldes kommen wir ein wenig zur Ruhe und tanken neue Energie für den Abstieg. Noch schnell ein Schlenker übers Gipfelkreuz, Gruppenbild abhaken, und dann geht’s auch schon wieder bergab. Dieses mal ist der Weg sehr viel angenehmer und die 20 Leute die wir sind teilen sich ein wenig in kleinere Gesprächgrüppchen auf. So vergeht die Zeit auch wie im Flug und wir sind nach weiteren 2 Stunden wieder am Parkplatz angekommen. Zurück in Viechtach werden noch die letzten Vorbereitungen für den folgenden Tag in der Famulatur getroffen, bevor der Abend mit einigen Gesellschaftsspielen einen Abschluss findet.

 

An diesem Montagmorgen fuhren wir wie gewohnt um 6:10 Uhr zur Zwieseler Klinik los. Die Strecke ist sehr idyllisch und hält jeden Morgen neue Assoziationen, Tiere und Co bereit. Um 7 Uhr beginnen wir dann auf den uns zugeteilten Stationen Blut abzunehmen oder begleiten die Visite. Um halb acht geht es zur Röntgenbesprechung. Danach geht eine von uns drei Chirurgie-Famulantinnen in ihren zugeteilten Bereich. Diese Woche geht es für mich in die Notaufnahme. Verschiedenste Verletzungen des Wochenendes kamen vorbei: ein geschwollener Knöchel, ein geprelltes Steißbein, eingeklemmte Finger etc. wurden untersucht, geröntgt und versorgt. Somit durfte ich den Ärzten v.a. bei der Auswertung der Röntgenbilder und der Beratung der Patienten beiseite stehen. Beeindruckendere Fälle werden natürlich dann operativ versorgt. Sogar Hamstrings-OPs werden an diesem „kleinen“ Krankenhaus im Bayrischen Wald durchgeführt.

Somit fuhren wir am Abend nach einem angenehmen Famulaturtag wieder zurück in unsere Unterkunft. Dort erzählten alle von ihren Eindrücken und mit Kartoffeln und Spinat zum Abendessen kehrte langsam Abendstimmung und Ruhe ein.

Nun freuen wir uns auf den nächsten Tag und schaun mal was wird. Was wird.

Wie jeden Morgen unter der Woche klingelte der Wecker heute wieder um 5:30- nur problematisch, wenn man am Vorabend später als 21:00 Uhr ins Bett gegangen ist. Weil unsere Fahrerin sich leider eine fiese Erkältung zugezogen hat und heute sich zu Hause auskuriert hat, wurden wir von Vivien mitgenommen. Mit einer guten Stunde Verspätung erreichen wir das Krankenhaus. Schnell umgezogen und meinen (absolut tollen) Assistenzarzt Dr. Paukner angerufen, ging es auch schon mit ihm auf Visite. 

Verpasst habe ich nur die morgendliche Blutabnahme und die radiologische Konferenz, wo Fälle vom Vortag besprochen werden. Auf Visite schaue ich mir mit den Ärzten und Pflegern die Wunden der Patienten im Verlauf an und plane die nächste Schritte der Therapie. Eigentlich wäre danach etwas Zeit im OP eingeplant für mich, aber mit einem Blick auf den OP Plan war klar, dass ich meine Zeit etwas besser nutzen kann, als bei kleinen Eingriffen zuzuschauen. Also sind wir ins Arztzimmer gegangen, wo mir ausführlich verschiedene Themen erklärt wurden. Wann und wie lege ich eine Thoraxdrainage? Welche Arten der Osteosynthesen gibt es? Was ist der Zweck einer Stellschraube? Und woher kommt das Klischee des dummen Unfallchirurgen? Schließlich haben wir einen Patienten besprochen, den ich letzte Woche in der Notaufnahme aufgenommen habe und wo ich gestern im OP zuschauen durfte- 120% für die Fallbesprechung morgen Nachmittag. 

Eine kurze Mittagspause zu Hause und schon ging es mit einem EKG Lineal bewaffnet zum Teaching in die AOK Regen. Jetzt sind wir natürlich Profis in Sachen Lagetyp, Schenkelblöcke und Infarktlokalisationen.

Und wer denkt, dass nach 12,5 Stunden Programm, Klinik, Fahrerei und Teaching Feierabend ist, hat falsch gedacht. Zum krönenden Abschluss des Tages gibt es noch einen Vortrag zu Mythen der Allgemeinmedizin; Wer verdient wohl mehr? Ein Hausarzt oder ein Oberarzt in der Klinik? Für die Antwort vielleicht einfach am nächsten Exzellenten Winter teilnehmen. Nach einem ganz kurzen Pizza-Verdauungs-Spaziergang sitzen wir noch ein paar Minuten beisammen im Wohnzimmer und lesen die Tagebucheinträge der letzen Tage. Gleich gehts dann etwas zu spät ins Bett, aber wir freuen uns auf morgen und schauen mal was wird. 


Wie immer klingelte der Wecker um 06.34 (06.30 wäre ja viel zu früh). In der Küche stand ich einige Minuten unkoordiniert herum, bis ich richtig aufgewacht bin und den anderen auch einen guten Morgen wünschen konnte. Dies hat für großes Gelächter gesorgt und ich habe mich gefreut, dass ich den anderen einen schönen Morgen bereiten konnte. In der Praxis habe ich nach einigen Blutentnahmen und Impfungen zwei Knieuntersuchungen durchführen dürfen, konnte Fäden ziehen und meinen Hausarzt auf einen Notarzteinsatz in ein Altenheim begleiten, wo ich sehr eindrücklich das erste Mal die „Totenstille“ eines Ileus gehört (oder eben nicht gehört) habe. Nach einer kleinen Mittagspause im Haus Viechtach mit Kaffee und gemeinsamem Yoga ging es dann nach Regen zum EKG-Kurs, der mir sehr gelegen kam, da das letzte Herz-Kreislauf-Modul bei mir schon etwas her war. Wir sind schrittweise nochmal alle wichtigen Punkte einer EKG-Befundung durchgegangen und konnten an vielen passenden EKGs üben. Da abends noch ein Vortrag per Zoom geplant war, haben wir uns Pizza bestellt, waren am Regen spazieren und sind dann ins Klinikum nach Viechtach gefahren, um über die größten Mythen der Allgemeinmedizin zu sprechen und zu fragen, wie das eigentlich mit der Facharztausbildung aussieht und was nochmal Tarifverträge waren. Um 21.30 Uhr waren wir endlich daheim und sind ohne Umwege nach diesem langen Tag endlich ins Bett 

 

Um 6:10 Uhr klingelt mein Wecker und reißt mich aus dem Schlaf. Auf dem Weg ins Bad höre ich schon den Kaffee, der Tropfen für Tropfen durch die Filterkaffeemaschine fließt. Ein gutes Zeichen!

Ich fahre mit Hanna gemeinsam Richtung Deggendorf. Man merkt, dass der Herbst vor der Türe steht. Der Nebel hängt in weißen Schwaden tief in den Tälern. Angekommen in Deggendorf beginnt um Viertel vor Acht die Frühbesprechung der Neurologie. Der Chefarzt, Dr. Fortwängler stellt die Patienten der Intensiv-, Stroke- und Normalstation vor und bespricht mit den anderen Ärzten die, am heutigen Tage, anstehenden Untersuchungen.

Wieder zurück auf Station erhalten wir einen Anruf aus der Notaufnahme. Gerade wurde ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall mit dem Rettungsdienst eingeliefert. Die Dringlichkeit der Lage wird dadurch verdeutlich, dass wir die Treppe statt dem Aufzug nutzen (ungewöhnlich!!!). In der Notaufnahme angekommen, wird der Patient schon auf den CT-Tisch umgelagert. Bei einer kurzen Untersuchung sticht die Diagnose sofort ins Auge: Hängender Mundwinkel, verwaschene Sprache und Hemiparese der rechten Seite. Eine Minute später bestätigt das CT die Verdachtsdiagnose. Ein ca. 2 cm großer hämorrhagischer Schlaganfall im Bereich der linken Stammganglien. Der Patient wird auf unsere neurologische Station verlegt und der Blutdruck medikamentös eingestellt. Ziel ist ein systolischer Druck von maximal 140 mmHg. Am Mittag nehme ich mir noch einmal Zeit, den Patienten vollständig neurologisch zu untersuchen. Schon hier fällt eine Verbesserung der Symptomatik auf. Eine deutlichere Aussprache und mehr Kraft im rechten Arm. Bis die Symptomatik vollständig zurückgegangen sein wird, werden wohl noch ein paar Wochen vergehen.

Nach einem intensiven Kliniktag kommen wir alle in unserer Unterkunft in Lalling an und essen gemeinsam zu Mittag. Danach folgt eine gemeinsame Fällebesprechung mit einer Ärztin aus dem Ort. Jeder hat einen interessanten, spannenden oder ungewöhnlichen Fall aus dem Praxisalltag mitgebracht und wir besprechen gemeinsam das beste Vorgehen. Von der Anamnese zur Untersuchung bis zur Therapie.

Zum Abschluss des Tages fahren wir alle gemeinsam auf den Sportplatz des Ortes und spielen, im Licht der untergehenden Sonne, ein paar Runden Roundnet (Das Spiel mit dem runden Trampolin und dem kleinen, gelben Ball). Der Teamsport der Unterkunft Lalling. (An die anderen Unterkünfte: Macht euch auf unser gemeinsames Abschlussturnier gefasst!)

Nach einem sehr leckeren Abendessen (Danke Juline und Leonie) und einer Runde „Codenames“ fallen wir alle müde ins Bett.

 

 

6:35 - der Wecker klingelt. Zum Glück scheint schon die Sonne durch unser Dachfenster, da ist das Aufstehen gleich viel angenehmer. In der Küche steht das Frühstück schon auf dem Tisch und der Kaffee ist auch schon gekocht- dass wir aufgrund der verschiedenen Arbeitszeiten schichtweise frühstücken, hat auch seine Vorzüge. Gut gestärkt kurven wir durch den Nationalpark zu unseren Praxen. In meiner Praxis angekommen, darf ich eine U-Untersuchung machen. Der kleine Junge ist kerngesund und nachdem wir mit seinem Spielzeuglastwagen einmal über den Boden gerutscht sind, lässt er sich auch von mir untersuchen. Die nächste Patientin ist über 80 und kommt zur Diabetes-Einstellung, wobei ich neben den Medikamenten gleich noch eine kleine Einführung in die Fremdsprache Niederbayrisch bekomme. Dass in der Praxis von 0-99 Jahren wirklich alle Altersstufen vertreten sind, sorgt wirklich für Abwechslung. Mit vielen PatientInnen sind die Ärzte in der Praxis auch privat bekannt und wissen genau über deren Lebensumstände Bescheid, was es erleichtert, die individuell passende Therapie zu finden. Im Laufe des Vormittags impfe ich noch ein paar Kinder, wir behandeln Husten, Schnupfen und Rückenschmerzen. Zwischendrin haben wir sogar Zeit für eine Kaffeepause, bei der mir die Ärztin von ihren spannendsten Fällen erzählt. So verfliegt der Vormittag nur so, und es geht zurück nach Grafenau.

Mittags bekommen wir Besuch von Patty, einem sehr gutmütigen und flauschigen Zeitgenossen, der erst einmal mit Streicheleinheiten verwöhnt wird. Mit im Schlepptau bringt er seinen Hundebesitzer Dr. Blank, der sich mit uns in gemütlicher Runde in den Schatten eines Apfelbaums in unserem Garten setzt. Bei Kaffee und Kuchen besprechen wir spannende Fälle aus unseren Praxen oder Kliniken. Gemeinsam diskutieren wir mögliche Differentialdiagnosen und versuchen, unser diagnostisches Vorgehen zu strukturieren. Von FSME nach einem Zeckenbiss bis hin zu Harnverhalt ist viel Spannendes und auch Überraschendes dabei, und wir stellen wieder einmal fest, wie sehr man vom Austausch mit anderen profitieren kann.

Danach statten wir den Ziegen und Kälbern nebenan einen Besuch ab und spielen Spike- und Volleyball im Garten. Den Abend lassen wir mit veganen Burgern ausklingen. Wir freuen uns auf den nächsten Tag und schauen mal, was wird. Was wird.

Mittlerweile haben wir uns schon nach fast 2 Wochen an eine gewisse Routine, aneinander und den Bayerischen Wald vor unserer Haustüre in Pfaffenzell gewöhnt. Wie jeden Morgen in der Woche haste ich nach zu langem Snoozen meines Weckers auf den Dachboden, wo das wenig genutzte Bad sich befindet und ich mich nebst 2 anderen Mitbewohnerinnen in diesem schon etwas eingenistet habe- oder zumindest wurde der Kulturbeutel schon etwas auf die ein zwei Ablagen entleert und schmückt nun die ersten Eindrücke meines frisch angebrochenen Tages. Nach einer kurzen, aber intensiven Pflege stürze ich in derselben Windeseile die zwei Etagen des dreistöckigen Hauses welches ich mir mit 20 anderen lieben Menschen teile, hinunter in die Küche. Das Haus ähnelt besonders am Morgen einem mittlerweile perfekt eingespielten Bienenstock, in dem jede Person weiß wie sie, ohne andere zu stören, sich durch das Labyrinth des Hauses zu bewegen. Das Frühstück im Stehen muss reichen, denn es geht fix weiter damit die Mädels meiner mittlerweile liebgewonnenen Fahrgemeinschaft nicht warten müssen. Wir fahren nämlich von Pfaffenzell jeden Tag exakt 35 Minuten weiter nach Cham, wo sich unsere Lehrkrankenhäuser die Sana Klinik und die medbo Cham befinden. Wir sind somit eines der ersten Autos, die sich auf den Weg zu Ihrem täglichen Famulaturplatz machen. Die Fahrt über können wir uns an der schönen Natur erfreuen, die besonders in nebenverhangenem Licht nahezu mystisch erscheint. In Cham angekommen, fahren wir mit imaginär gehissten Flaggen und einem Remix der Titelmelodie des bekannten Filmes ,,Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘‘ in die knapp 17.000 Seelenstadt Cham ein. Die kleine Tradition gibt uns den Kickstarter für den Tag und schafft gleichzeitig auch noch einen kleinen Moment der Gruppenidentitätsbildung der kleinen Fahrgemeinschaft, die wir so liebevoll die ,,Cha(r)mings‘‘ nennen. Der Tag auf der psychiatrischen Station beginnt erstmal mit einem Kaffee und der Übergabe des Nachtdienstes an das Team des Frühdienstes, welches aus Ärzt*innen, Pflegekräften, der Physiotherapie und den Psychologinnen besteht. Hier wird deutlich, dass wirklich interdisziplinär gearbeitet wird. Eine direkte und klare Kommunikation im Team sind hier ein stringentes Merkmal der Arbeitsweise auf Station. Als erste Famulatur wurde mir gesagt, sei dies eine untypische Wahl. Ich meinerseits bin sehr zufrieden mit meiner Wahl, da ich so besser eines meiner präferierten Fachgebiete recht früh schon für mich ausloten kann. Außerdem geht es auf der Station aufgrund des regelrechten Stationsablaufes langsamer zu als auf somatischen Stationen auf denen z.B. auch operiert wird, was ich als Famulatureinstieg auch ebenfalls für gut befinde. Auf Station wird mir die Möglichkeit geboten, jeder Therapie beizuwohnen und auch in die Arbeit anderer Berufsfelder reinzuschnuppern, welche mit an der Therapie der Patient*innen beteiligt sind und diese maßgeblich mitgestalten. Noch am Vormittag darf ich der ausführlichen Kurvenvisite beiwohnen, bei der die weiteren Therapieschritte der stationären Patient*innen und deren Verlauf und Entwicklung auf Station besprochen werden. Die Atmosphäre bietet es an, währenddessen Fragen zu stellen, um deren ausführliche Beantwortung besonders unsere Oberärztin Fr. Dr. Heyder bemüht ist. 

Am Nachmittag sind alle 41 Exzellenz Teilnehmende eingeladen in der Grundschule Cham an einem Kinderuntersuchungskurs mit Grundschulkindern teilzunehmen, diese zu untersuchen und letztlich auch von diesen untersucht zu werden. Hinterher gab es noch eine große Runde Ballspielen und ein Gruppenfoto. Zumindest mein Grundschulkind konnte ich glaubhaft von dem Weg ins Medizinstudium überzeugen. Vielleicht bleibt eine solche Erfahrung bei den Kleinen hängen und ebnet ihnen womöglich wirklich den Weg in den Ärzt*innen-Beruf. 

Gegen Abend wurden wir vom Landkreis Cham, der AOK und den Landarztmachern zu einem gemeinsamen Abendessen mit den Famulaturärzt*innen besonders denen aus den umliegenden Praxen eingeladen, um miteinander über grundlegende Fragen der hausärztlichen Versorgung auf dem Land zu sprechen, aber auch um persönlichere Fragen stellen zu können. Uns geduldig zugehört und unsere Fragen ausführlich beantwortet hat uns Herr Dr. Igl von den Hausärzten Cham - Dr. Igl & Dr. Krämer, obwohl dieser sogar in Rufbereitschaft für seinen Notdienst war. Das Glück stand auf unserer Seite und so wurde dieser erst gegen Ende des Essens zu einem Einsatz gerufen.

Im Hause angekommen gab es das altbekannte Gewusel in der Küche und einen persönlich von meiner lieben Mitbewohnerin und Gesprächspartnerin Hanna zubereiteten heißen Kakao zum Verfassen dieses Tagebucheintrages. Alles in allem ein sehr reicher und wertvoller Tag dieser Exzellenz-Erfahrung! 

 

Draußen ist es ungewöhnlich düster als der Wecker morgens klingelt. Das Niesel-Wetter macht einem das Aufstehen heute nicht unbedingt einfach, trotzdem sitzen wir kurz darauf zu viert im Auto auf dem Weg nach Zwiesel. Angekommen in der Kinderarztpraxis von Dr. Bekelaer werde ich sogleich vom Praxisteam mit einem Cappuccino empfangen. Danach geht es direkt los zu unseren kleinen Patient:innen. Wie immer stehen einige Vorsorgeuntersuchungen auf dem Plan, bei denen die Entwicklung der Kinder mit Sprach-, Hör- und Sehtest und einem Gespräch mit den Eltern kontrolliert wird. Vom 4 Wochen alten Baby bei der U3 bis zum Teenager bei der J1 ist alles dabei, was den Arbeitsalltag in der Praxis so schön abwechslungsreich macht. Den restlichen Vormittag kann ich viele Kinder untersuchen und mehrmals einen Nierenultraschall machen. Beim Impfen begrüßen mich die Kinder meist mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie mich nach dem Piks vorwurfsvoll anschreien. Mit einem bunten Pflaster und Gummibärchen ist der Ärger aber meist wieder schnell vergessen.
Nach der Sprechstunde geht es durch den Nationalpark zurück nach Grafenau. Dort wird erstmal noch die Spekulatius-Packung geplündert, denn bei manchen kommt angesichts des regnerisch-kalten Wetters schon Adventsstimmung auf. Da wir heute unseren F-R-E-I-E-N Nachmittag haben, fahren wir bei Regen nach Bodenmais. Dort machen wir eine Führung durch das Bergwerk Silberberg und erkunden ausgestattet mit gelben Helmen die Unterwelt des Bayrischen Waldes. Abends werden wir mit einer leckeren ukrainischen Suppe nach Omas Rezept verwöhnt und fallen danach müde ins Bett. Wir freuen uns auf das Wochenende und schauen mal was wird.

 

Um 6:30 klingelte mein Wecker im Ferienhaus Gierl in Viechtach. Nach einem noch leicht verschlafenen Kaffeefrühstück stiegen wir in mein Auto und fuhren eine halbe Stunde mit Musik durch wunderschöne Wälder, mit Aussicht auf Täler in denen noch Morgennebel hing.

Mein Tag in der Gemeinschaftspraxis Lam startete mit einer Gesundheitsvorsorge, in der ich mit dem Patienten fällige Impfungen, Krebsvorsorge und sein Risiko für Gefäßerkrankungen besprach, und eine körperliche Untersuchung mit Hautkrebsscreening durchführte. Dann kam Dr. Sperl dazu, überprüfte, dass alles vollständig war und klärte noch offene Fragen. Im den nächsten Stunden führte ich bei mehreren Patient*innen Anamnese und körperliche Untersuchung durch, stellte Dr. Sperl daraufhin die Patienten vor und besprach mit ihm zusammen das weitere Vorgehen. Von Gicht und Beinvenenthrombosen über Blutdruckkrisen und Schilddrüsenknoten bis hin zu infizierten Katzenbissen, chronischen Wunden und Plattenepithelkarzinomen, habe ich in den letzten zwei Wochen schon zahlreiche verschiedene Krankheitsbilder gesehen, die ich in so einer Vielfalt nicht erwartet hätte.

Gegen 11 Uhr fuhren Dr. Sperl und ich weiter nach Hohenwarth, zum anderen Standort der Gemeinschaftspraxis. Da dort zu dem Zeitpunkt alle Sprechzimmer mit Ärzt*innen belegt waren, ging ich stattdessen noch für eine Stunde bei Dr. Oberkötter mit, einem der anderen Hausärzte, der vorwiegend Kinder behandelt. Ich durfte die Säuglinge und Kleinkinder, die zu Vorsorgeuntersuchungen oder mit akuten Beschwerden kamen, untersuchen, und bekam dazu viel erklärt. Dann konnte ich am Anfang der Mittagspause noch mit der PJlerin Christine, die ihr Wahltertial dort macht und mir auch viel erklärt, an einer der Medizinischen Fachangestellten kurz Abdomenultraschall üben.

Schließlich fuhr ich los nach Arrach, um Katha wieder abzuholen, und dann ging es über kurvige Bergstraßen zurück ins Ferienhaus. Da wir den Nachmittag ausnahmsweise frei hatten, aber es sehr viel regnete, gab es nur eine kleine motivierte Truppe, die noch spazieren ging, während der Rest im Haus entspannte. Abends wurde dann mit allen gemeinsam leckeres Ofengemüse gegessen und noch ein gemütlicher Spieleabend bei Kaminfeuer veranstaltet. 

6 Uhr morgens irgendwo nahe Viechtach am Waldrand. Die Rehe laufen noch unbedacht durch die Wiese vor dem Haus. Es ist still. Zu still. 
Noch klingelt kein Wecker, das Ringen um die großen Kaffeetassen hat noch nicht begonnen, kein Ingwershot wird püriert.
Alle liegen im Bett und schlafen aus - jedenfalls bis acht Uhr.
Dann gibt es Frühstück, Hannah hat für alle Pancakes mit Früchten und Schokolade gemacht. 
Jetzt schnell den Kaffee leertrinken und los, meine Fahrerin wartet bereits im Auto um uns zum Teaching nach Regen (diesmal die Stadt, nicht der Fluss) zu fahren.
Das heutige Thema lautet "Der chronisch kranke Patient".
Patienten mit chronischen Erkrankungen sind in der Hausarztpraxis ein täglich Brot und werden hauptsächlich durch diese betreut. Umso wichtiger ist heute die Wiederholung der großen Volkskrankheiten KHK, Asthma/COPD, Herzinsuffizienz und Diabetes.
Wir werden herzlich von den DozentInnen im Veranstaltungsraum der AOK-Regen empfangen. Schnell haben wir uns in Kleingruppen von ca. 10 Leute aufgeteilt und für mich geht es mit dem Thema Herzinsuffizienz los.
Was ist Herzinsuffizienz, welche Einteilungen, welche Symptome gibt es und wie verhindert man eine Verschlechterung?
Weiter geht es mit der KHK- oder auch Koronare Herzkrankheit. Wie sieht die Diagnostik aus, wie therapiere ich und warum ist die KHK so gefährlich? Alles viele Fragen, die wir stellen, und zusammen mit den Dozierenden bearbeiten können.
Nach einer kleinen Pause geht es weiter mit dem Thema COPD und Asthma. Wir interpretieren Lungenfunktionen, bearbeiten Patientenfälle und Therapiepläne.
Die letzte Stunde befassen wir uns jetzt noch mit Diabetes. Wir besprechen das Disease-Management-Programm, die Blutzuckergrenzen und üben ein Patientengespräch.
Neben den Teachings haben wir zusätzlich die Möglichkeit die Ärzte zu fragen, wie sie ihre Facharztausbildung gestaltet haben, sie mit Kind arbeiten oder ihre Work Life Balance verbessern.
Es war ein tolles Teaching, in dem ich super viel wichtiges gelernt habe.
Danach sind wir zurück zur Wohnung gefahren und haben Pläne für den restlichen Abend erstellt.
Ein Teil ist nach Zwiesel wandern gefahren, ich war mit anderen in Deggendorf noch in einer schönen Saunawelt. Ausgleich muss sein ;) 
Am Abend gibt es noch eine lecker gekochte Kürbiscremsuppe und eine Runde Kartenspielen.
Dann aber ab ins Bett. Morgen klingelt der Wecker wieder um kurz nach 6.

 

Mit Ausschlafen war heute nichts - um 6:30 Uhr klingelte bereits der Wecker. Doch schnell stieg meine Laune, da in der Küche fertiges Möhrenporridge bereit stand, was mittlerweile zu unserer sonntags Tradition geworden ist. 

Dann ging’s mit dem Auto in Richtung Drei-Länder-Eck: Deutschland, Tschechien und Österreich. Am Dreisessel trafen wir uns bei perfekten Wetterbedingungen um 9 Uhr mit der Bergwacht Passau. Wir haben uns in 2 Gruppen aufgeteilt. Pro Gruppe gab‘s eine Verletzte, die gerettet werden musste. 

Ich habe eine verunglückte Wanderin gespielt, die sich das Sprunggelenk verletzt hatte und durfte die Rettung aus Patientensicht miterleben. Mit vereinten Kräften wurde ich von meinen 20 Kollegen/innen mit einer Vakuumtrage geborgen. Die Bergwacht hat uns alles erklärt und drüber geschaut, dass nichts schief geht. 

Ich fand die Perspektive aus der Verletztenseite sehr spannend. Ich war so gut auf der Trage fixiert, sodass ich nicht mal meinen Kopf anheben konnte. Der Transport fühlte sich ein bisschen an, wie auf einem Schiff. Die Rettung hat aber insgesamt problemlos funktioniert. Nach einer Schnellheilung konnte ich wieder auf meinen Füßen stehen. Die Bergwacht hatte uns noch ihre Ausrüstung gezeigt und unsere Fragen beantwortet.

Dann haben wir uns eine Bergmesse in der kalten Morgensonne angeschaut.

Anschließend sind wir dankbar in das Gasthaus Dreisesselhaus mit wunderschöner Aussicht eingekehrt und konnten uns mit Linseneintopf und Knödeln aufwärmen. Nach ein wenig Klettern auf den natürlich entstandenen Granitformationen wurden wir auch schon von einer Rangerin der Umgebung, mit der wir den Nachmittag verbringen konnten, darüber aufgeklärt wie diese entstanden sind. In den nächsten Stunden lernten wir das Naturschutzgebiet des Dreiländerecks näher kennen und erfuhren von Auerhühnern bis zu Torfmoos interessante Fakten über das windige Habitat und dessen Bewohner. Zur Abwechslung die medizinische Welt verlassen zu können, und sich stattdessen genauer mit der umliegenden Natur zu beschäftigen, tat sehr gut. Nach einer erfolgreichen Gipfelbesteigung war unser Ausflug dann auch schon am frühen Nachmittag vorüber. Die Fahrtgruppen verstreuten sich in alle Richtungen, um ihren Vorstellungen von einem entspannenden Sonntag nachzugehen, und ein paar Stunden ohne Program auskosten zu können. Von einem Thermengang in Passau über einen Sprung in den erfrischenden Blaibacher See bis zum früh nach Hause einkehren war alles dabei, um hoffentlich ausgeschlafen und mit neugewonnener Energie in die nächste Woche starten zu können. Dabei durfte die abendliche Runde Werwolf im Hause Viechtach natürlich auch nicht fehlen.

 

6 Uhr

Mein Wecker klingelt, ich schrecke hoch, schlüpfe in meine Klamotten und stolpere die Treppe runter, dem Kaffeegeruch folgend, der aus der Küche lockt. Schnell Ingwershots mixen, den Porridge, den Elisabeth gezaubert hat, verschlingen und weiter geht’s.

7 Uhr

Wir warten ewig auf DaLe. Gefühlte Stunden vergehen, bis sich der Herr aus dem Haus ins Auto bequemt hat und wir uns (mit ganzen 4 Minuten Verspätung!) endlich auf den Weg machen können. Der Motor heult auf (Lenni hat’s eilig) und „sprengt“ eine Gruppe von Rehen „hoch“.

Aufm Weg nach Cham bestaune ich noch etwas verträumt die goldenen Sonnenstrahlen, die sich durch die Baumkronen schlängeln. DaLe singt und pfeift bei jedem Lied mit, das rückt in den Hintergrund und ich denke an eine Patientin, die sich letzte Woche mit Myalgien unklarer Genese vorgestellt hat und heute zur weiteren Besprechung in die Praxis Holzinger/Etti/Hauser kommt.

8 Uhr

Frau Dr. Etti winkt mich energetisch zu sich in den Sono-Raum, ich darf die Schilddrüse einer jungen Patientin schallen: unscharf begrenztes, wolkiges Parenchym: "meine" erste Hashimoto-Thyreoiditis.

9 Uhr

Herr Dr. Holzinger führt geduldig zum wiederholten Male ein Aufklärungsgespräch mit einer non-complianten Diabetespatientin. Die Situation erinnert mich an das Teaching von vergangenem Samstag und ich merke, wie wichtig es ist, sich genügend Zeit für seine Patient*innen zu nehmen. 

10 Uhr

Ich treffe einen Patienten an, den ich letzte Woche aufnehmen und untersuchen durfte. In der Sonografie war eine vergrößerte Gallenblase mit Wandverdickung aufgefallen, der Patient wurde mit V. a. Cholezystitis in die Klinik geschickt. Nun liegt er vor mir, mit mehreren kleinen Stichinzisionen von der laparoskopischen Cholezystektomie. Der Patient ist quietschfidel und berichtet mir während des Verbandwechsels locker-flockig von alldem, was in der Zwischenzeit passiert ist.

12 Uhr

Dr. Hauser winkt mich zu sich ins Sprechzimmer: die von Myalgien geplagte Patientin ist wieder da! Leider haben sich ihre Symptome unter der Prednisolon-Therapie nicht gebessert. Die Detektivarbeit geht also weiter, wir nehmen weitere rheumatische Antikörper ab- es bleibt spannend!

14 Uhr

Mein Magen knurrt, also schlendere ich durch Cham und hole mir beim Bäcker ein kleines Mittagessen. Im Stadtpark setze ich mich auf eine Bank und lese mir in Vorbereitung für den Nachmittag schnell den Amboss Artikel zum Thema orthopädische Untersuchung der Schulter durch.

17 Uhr

Nach einem ereignisreichen Tag in der Praxis fährt das EDV-Auto zurück nach Pfaffenzell. Léonie berichtet mit strahlenden Augen von ihrer neuen Praxis und Lenni erzählt eine Geschichte, in der es um eitrige Daumen geht- ich bin froh, dass ich auf dem Rücksitz nicht alles verstehe.

18 Uhr

Wieder zu Hause, ich schlüpfe in meine Laufsachen und jogge in der Golden Hour los durch Wald und Wiesen. Es duftet nach frisch gemähtem Gras und Kuhwiesen. Als ich auf dem Rückweg bin, ist die Sonne fast schon untergegangen, vorm Haus Gierl spielt eine Gruppe Spikeball. 

19 Uhr

Das Kochteam hat Gnocchi in Gemüsesauce gezaubert. Alle machen sich glücklich über die Mahlzeit her und tauschen Geschichten aus ihren Praxen und Kliniken aus.

23 Uhr

Ich sitze allein am Küchentisch, denke über den Tag nach und schreibe den Tagebucheintrag. Krass, dass schon die dritte Woche begonnen hat! Jetzt wirds aber auch Zeit fürs Bett- gute Nacht!  

 

Liebes Tagebuch,

um 6:10 klingelte mein zweiter Wecker und ich ging verschlafen die Treppe hinunter in die Küche. Nachdem ich das Radio angestellt und mir mein Brot zum Mittagessen geschmiert hatte, kamen ein paar andere in die Küche und wir frühstückten gemeinsam.

Auf der Fahrt zu unseren Praxen konnten wir den Sonnenaufgang genießen (Beifahrer*innen) oder wurden von ihm geblendet. Wie jeden Morgen kam uns der Busfahrer Tobi entgegen, der die Schulkinder aus dem Nachbarort einsammelt.

Als ich um 7:40 Uhr in der Praxis ankam, half ich als erstes im Labor und nahm ein paar Diabetes-Patient*innen Blut ab, die jedes Quartal im Rahmen des DMP-Programms in die Praxis kommen. Danach begleitete ich Dr. Wieland beim Ultraschall und durfte zu den Patient*innen vorgehen, um sie schonmal zu sonografieren.

Später begleitete ich die offene Sprechstunde. Wenn immer es etwas Spannendes zu sehen gibt, werde ich dazugerufen, wodurch ich viel lernen kann. Hier gibt es nur offene Sprechstunden, weswegen es immer eine Überraschung ist, wer als nächstes in die Praxis kommt, und Patient*innen sehr flexibel vorbeikommen können.

Mein Mittagessen genoss ich auf der Terrasse der Praxis mit wunderschönem Blick über den Bayrischen Wald.

Montag Nachmittag steht immer der Hausbesuch bei zwei Pflegeheimen an. Heute begleitete ich Dr. Empl ins Pflegeheim Rosenium. Ich finde es spannend, die hausärztliche Versorgung und die Zusammenarbeit mit den Pfleger*innen in Heimen kennenzulernen.

Von 16-18 Uhr war nochmal offene Sprechstunde in der Praxis. Heute Nachmittag kamen unter anderem Patient*innen mit akuter Appendizitis und Verdacht auf tiefe Beinvenenthrombose. Ich finde es sehr faszinierend, wie vielfältig die Krankheitsbilder in einer Praxis auf dem Land sind. Außerdem versuchte ich mich in die Schilddrüsensonografie einzuarbeiten.

Erschöpft vom langen Tag kam ich um halb 7 nach Hause und schon bald gab es eine leckere Kürbissuppe. Freundlicherweise organisierte uns René Kurtz, Leiter der GesundheitsregionPlus aus Freyung-Grafenau einen Beamer, weswegen heute Abend unser erster Filmabend stattfinden konnte und wir in Kindheitsheitserinnerungen schwelgten. 

Nach dem Film fielen wir alle erschöpft ins Bett.

Wir freuen uns auf morgen und schauen mal was wird.

Es ist Tag 19 unserer Zeit im Bayerischen Wald und damit haben wir knapp 2/3 der Famulatur bereits geschafft. Oder in anderen Worten: Lediglich 1/3 ist noch übrig. Der Herbst rückt mit großen Schritten näher und anstatt durch Sonnenstrahlen geweckt zu werden, hängen nun dicke Nebelschwaden über den Feldern von Schildertschlag. Den Sonnenaufgang bekam ich schon gar nicht mehr mit, da ich zu dieser Zeit bereits in der Hausarztpraxis von Dr. Gahbauer in Grafenau saß und die Laborergebnisse der gestrigen Blutentnahmen sichtete: Ein leicht erhöhtes TSH (vereinfacht gesagt ein Hinweis auf Schilddrüsenunterfunktion), ein erhöhter HbA1c (Langzeit-Blutzucker) und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (Entzündungszeichen) bei Verdacht auf chronisch entzündliche Darmerkrankung sind die auffälligen Ergebnisse des Tages. Im Gegensatz zu manchen Ergebnissen von denen Student*innen aus der Notaufnahme berichten, erfordern diese Laborwerte keine sofortige Handlung und können  den Patient*innen bei den bereits geplanten Besprechungsterminen mitgeteilt werden. Und so konnten wir die reguläre Sprechstunde starten, die sich grob in die drei „P“ einteilen lässt: Primärversorgung von  Erkrankungen (heute zum Beispiel eine eitrige Tonsillitis und unkomplizierte Harnwegsinfekte), Prävention von schwereren Erkrankungen (heute eine FMSE Impfung und Vorsorgeuntersuchungen von Diabetiker*Innen) und persönliche Beratungen (z.B. zur besonderen Ernährung bei Darmerkrankungen). 

Ich habe derweil mein eigenes Sprechzimmer vorbereitet und führe Untersuchung und weitere Diagnostik selbst durch. Anschließend stelle ich meine*n Patient*In einem der anwesenden Ärzte vor und mache einen Therapievorschlag, der entweder abgenickt oder korrigiert wird. So verfliegt der Vormittag in Windeseile und die Mittagspause stand an.

Nach einer gemeinsamen Brotzeit in unserem Ferienhaus ging es direkt weiter in die Asklepiosklinik in Schaufling, wo Herr Dr. Buvar uns einen Überblick über die orthopädische Untersuchung der Wirbelsäule gab: Was sind die wichtigsten anamnestischen Fragen? Welche Red Flags muss man beachten? Welche klinischen Tests sind einfach durchzuführen und aussagekräftig? Nach diversen gegenseitigen Untersuchungen können wir nun in unter 5 Minuten alle häufigen Gründe für Rückenschmerzen abklären - ein wichtiges Tool, dass sich in den nächsten Tagen in der Hausarztpraxis bestimmt noch lohnen wird. 

Am Abend stand nach der ausgeprägten geistigen Arbeit noch ein kurzes körperliches Auspowern am Spikeball Netz an und wir besuchten das heute Nacht geborene Kalb vom Bauernhof nebenan. Jetzt fehlt nur noch eine zünftige Portion Kaiserschmarren zum Abschluss des Tages. Wir freuen uns auf morgen und schauen mal was wird.

Wie jeden Morgen klingelt 6.15 Uhr mein Wecker. Nach einer kleinen Yogaeinheit mache ich mich noch Schlaftrunken auf den Weg zur Kaffeemaschine. Irgendjemand hat zum Glück schon Kaffee gekocht, so dass ich mich nur bedienen muss. Am Frühstückstisch wird noch schnell das Horoskop des Tages vorgelesen – für manche von uns scheint es ein sehr erfolgreicher Tag zu werden - bevor wir uns zu viert auf den Weg in die Aberlandklink nach Viechtach machen. 8.00 Uhr startet die Morgenbesprechung. Anschließend machen wir uns auf die Stationen, um Blut abzunehmen und Zugänge zu legen. Nach nun über 2 Wochen klappt das wirklich auch immer besser. Die Arbeit auf Station ist für mich damit erstmal erledigt, damit aber trotzdem keine Langeweile aufkommt mache ich mich auf den Weg in die Notaufnahme. Dort komme ich direkt zu dem ersten Patienten dazu, welcher über auffällige Sprachstörungen klagt. Ein CT wurde bereits gemacht und so erklärt mir die nette Assistenzärztin noch schnell den CT-Befund des Patienten. Sehr viel Zeit bleibt dabei aber nicht, denn im Nebenzimmer wartet auch schon die nächste Patientin auf uns. Sie klagt über Beinschmerzen und wurde vom Hausarzt mit dem Verdacht auf eine Beinvenenthrombose geschickt. Im Verlaufe des Sonos bestätigt sich dieser und ich bin fasziniert von dem gut sichtbaren Thrombus in der V.poplitea. Nach eingen weiteren spannenden Fällen geht es mittags für kurze Zeit wieder zurück in die Unterkunft nach Viechtach für eine Mittagspause. Einige von uns nutzen sie für gemeinsames Spikeball spielen. Ich erkunde einen der zahlreichen Trails im Wald hinter unserem Ferienhaus und bin wieder aufs Neue von der Natur des bayrischen Waldes fasziniert. Viel Zeit, um das herrliche Panorama zu genießen bleibt aber nicht, den um 15.00 Uhr steht schon wieder das Teaching zum Umgang mit Patientinnen mit Depressionen in der Medbo Klinik in Cham an.  Zwei Studentinnen aus dem Hause Viechtach absolvieren dort gerade auch ihre Famulatur. Das Teaching beginnt mit einem Patienten, welcher nun zum dritten Mal innerhalb von einem Jahr in der Klinik ist. Er erzählt uns von seinem Leben mit den Depressionen, von seinen Sorgen und Ängsten, von Rückschlägen, aber auch von Therapierfolgen. Nach dem Gespräch haben wir alle viele Fragen im Kopf. Gemeinsam mit der Oberärztin erörtern wir nicht nur die typischen Symptome einer Depression, sondern vor allem die Frage, wie man im hausärztlichen Setting mit Patientinnen umgeht, wenn der Verdacht auf das Vorliegen einer Depression fällt. Welche konkreten Fragen stellt man, um eine akute Suizidalität auszuschließen? Welche Therapieoptionen gibt es bei Depressionen abseits einer medikamentösen Therapie? Wie kann man Familie und Angehörige mit einbeziehen? Einige Studentinnen haben auch Fallbeispiele aus ihren Praxen mitgebracht und so versuchen wir gemeinsam anhand dieser die aufkommenden Fragen zu klären. Am Ende fahren wir mit neuen Denkanstößen und praktischen Tipps zurück in unsere Unterkunft. Während die Kochgruppe nun in der Küche tanzt und den Kochlöffel schwingt, üben andere an Bananen schon mal die perfekte Nahttechnik für das morgige Teaching, spielen im Garten Spike Ball oder joggen noch eine Runde im Wald. Bei einer leckeren Spinat-Kichererbsen-Suppe wird über das kommende Wochenendprogramm diskutiert, was bei 21 Menschen mit verschiedenen Interessen doch schwerer ist als gedacht. Am Ende schaffen wir es aber wie immer uns zu einigen.

06:10 - der erste Wecker klingelt. Wie mittlerweile eingeübt, bewegt sich keiner von uns beiden. Als der zweite Wecker klingelt ist mein Zimmergenosse wohl doch schon aufgestanden, ich höre die Dusche. Beim dritten Wecker stehe ich auf - verdammt nur noch eine halbe Stunde bis zur Abfahrt.

In der Küche dann das gewohnte Bild, die einen bereits das blühende Leben - wir anderen, naja…

Der Weg zur Praxis im Nachbarort dauert für mich nur eine Viertelstunde. Allerdings bin ich wie jeden Morgen wegen der Fahrtgemeinschaft schon eine gute halbe Stunde zu früh da. Zeit für eine Folge „Die Diagnose“-Podcast, um mich medizinisch schonmal einzustimmen. Kurz vor acht kommen dann die Mitarbeiterinnen und erste Patient*innen und wenn der Doktor dann um 20 nach acht in der Praxis erscheint, konnte ich mich bereits in Ruhe mit zwei Fällen vertraut machen. Heute sind ein paar spannende Fälle dabei. Es sind jüngere Patient*innen, wo noch nicht die führende Diagnose vorbekannt ist, sondern ich noch etwas knobeln darf: Migräne, Hämorrhoiden, neu aufgetretene Rückenschmerzen nach Autounfall.

Nach dem letzen Patienten um kurz vor zwölf verlasse ich die Praxis. Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit bis mich die Kommilitoninnen abholen. Zeit für einen kurzen Mittagsschlaf auf einer sonnigen Bank auf dem Dorfplatz von Hengersberg.

Zuhause angekommen gibt es Mittagessen auf der Terrasse mit Ausblick auf Lallings Hügellandschaft. Heute bleibt sogar noch etwas Zeit für eine Runde Stadt-Land-Vollpfosten. Natürlich werde ich letzter.

Wir brechen zu unserem Nachmittags-Teaching „Nahtkurs“ auf. Nach einer halbe Stunde Fahrt kommen wir in der Aberlandklinik in Zwiesel an. Für uns bereit liegen hier über 40 Schweinefüße, für jeden einen. Chirurgen leiten uns an, erklären und üben mit uns die verschiedenen Techniken. Die Zeit verging wie im Flug und die praktischen Fähigkeiten waren wieder aufgefrischt. Auch wenn das ein oder andere Ekelgefühl und Mitleid dem Schwein gegenüber uns nicht erspart blieben.

Egal, am Abend gab es Schweinsbraten, zumindest für ein paar von uns. Das kann man sich ja nicht entgehen lassen, wenn der Landrat einen einlädt. Nicht nur ein Abendessen, sondern auch eine Runde Kegeln standen auf dem Programm. Wild gemischt mit Ärzt*innen, dem Vertreter vom Landkreis und der lieben Elisabeth wurde in zwei Gruppen gegeneinander angetreten. Leider wieder verloren.

Insgesamt war es trotzdem ein sehr schöner Abend.

Nach der Heimfahrt schaffe ich es gerade noch den Tag für das Tagebuch stichpunktartig festzuhalten und müde von einem anstrengenden aber schönen Tag schlafe ich ein.

Wie gewohnt klingelt der Wecker um Punkt 6:30 Uhr. Mittlerweile hat sich wirklich eine Routine gebildet. Aufstehen, ab ins Bad (auch hier haben sich schon feste Badslots etabliert) und dann runter in die Küche, Obst schnibbeln, Kaffee trinken, Müsli essen und dann geht es auch schon pünktlich um 7.20 Uhr mit meiner Fahrgemeinschaft los nach Viechtach!

In den Tälern und auf den Feldern hat sich noch der Nebel verfangen und zusammen mit der Sonne, die sich langsam ihren Weg durchbahnt, schaut die hügelige Landschaft hier im Bayerischen Wald wunderschön aus!

In meiner Praxis angekommen geht es auch schon gleich mit dem ersten Check Up eines Patienten los und es schließt sich direkt die sonografische Kontrolle eines Gallenblasenpolypen und eines Hämangioms an. Ich merke, dass sich meine sonografischen Fähigkeiten schon merklich verbessert haben – mittlerweile ergeben die Schwarzweiß-Bilder mehr Sinn. Im Anschluss darf ich zum ersten Mal Fäden ziehen. Das gestrige Nahtteaching hat sich also direkt gelohnt! Beim Ziehen fällt mir auf, dass die Knoten teilweise sehr tief liegen und es manchmal gar nicht so einfach ist den Faden unter dem Knoten zu erwischen (wäre vielleicht gar nicht so schlecht, wenn die Personen, die den Knoten machen, diesen auch wieder ziehen müssten. Dann würde das sicherlich nicht so häufig vorkommen). 

Gegen 13 Uhr verlasse ich die Praxis und das Wochenende steht vor der Tür!

Wir genießen unser Mittagessen bei schönsten Sonnenschein auf der Terrasse und erzählen von unseren Vormittagen. Auch heute sind wieder diverse Erlebnisse und Erfahrungen dabei. Im Anschluss heißt es Auspowern! Während sich ein paar auf den Weg in Richtung Kletterhalle in Deggendorf machen, spielen einige andere Spikeball und wieder andere machen sich auf einen ausgiebigen Spaziergang in den Wald auf. 

Wir sind alle bis zu den letzten Sonnenstrahlen draußen und kommen zum gemeinsamen Abendessen wieder im Haus zusammen. Heute gibt es leckeren Barbecue mit Nudelsalat, Ofenkartoffeln, Gemüse und Kräuterbaguette. Wirklich lecker, was die einzelnen Kochteams zaubern!

Nach zwei intensiven Runden Werwolf (auch dieses Spiel ist mittlerweile zur Routine geworden) heißt es dann ab ins Bett! Gute Nacht und nehmt euch vor den Wölfen in Acht!

Wie jeden Samstag stand auch heute Vormittag wieder ein interessantes Teaching an. Das Thema dieses Mal: Geriatrische Patient:innen.


In Kleingruppen aufgeteilt durchliefen wir vier Stationen: Zunächst haben uns zwei MFAs aus Dr. Blanks Praxis das hausärztlich-geriatrische Basisassessment nähergebracht und wir haben uns gegenseitig unter anderem im Chair-raising Test, Timed "Up and Go"-Test und dem Uhrentest geprüft. An der nächsten Station durften wir eine Kommilitonin mit Gehörschutz, verschwommener Brille, Handgelenksgewichten, Rollator und weiteren Accessoires ausstatten und haben an diesem Beispiel mit zwei Ergotherapeutinnen die typischen Probleme geriatrischer Patient:innen wie Gehör-, Seh- und Mobilitätseinschränkungen besprochen. 
Mit Dr. Blank haben wir anschließend anhand eines Fallbeispiels die Probleme von Übermedikation diskutiert und einen typischen Medikationsplan überarbeitet. Eine Physiotherapeutin hat uns mit Hilfe verschiedener Schienen Gangprobleme geriatrischer Patient:innen näher gebracht. Abgerundet wurde der Tag mit der ein oder anderen Fallbesprechung.

Im Anschluss haben sich die Häuser aufgeteilt: Eine Gruppe machte sich auf den Weg nach Regensburg, während andere nach Passau fuhren oder einen gemütlichen Nachmittag zu Hause verbrachten. Dort wurde zunächst noch fleißig Sport getrieben. Ob mit dem Rennrad oder in Laufschuhen bietet der bayerische Wald viele Möglichkeiten sich auszupowern. Nach einer gemeinsamen Brotzeit ließen wir den Abend mit einem Gläschen Aperol und Gesellschaftsspielen ausklingen. 

Heute erwacht das Haus Viechtach ausnahmsweise mal langsam und gemächlich. An unserem freien Sonntag genießen alle das Ausschlafen und kommen nur zögerlich aus ihren Zimmern. Wir haben uns gegen halb 10 in der Küche getroffen und zusammen unser geplantes Frühstück vorbereitet. Im Gegensatz zu unseren sonstigen morgendlichen Zusammenkünften, die mit einem schnellen Kaffee eher kurz gehalten werden, gab es heute Rührei, gebratener Tofu, Chiapudding und alles was das Herz begehrt. Wir hatten mit der Breakfast-Playlist von Spotify einen wunderschönen Morgen und so langsam sind alle schon ein bisschen traurig, dass unsere Zeit im Bayerischen Wald bald zu Ende geht. Gegen kurz vor 11 bereiten sich alle noch schnell ein Brötchen für die bevorstehende Wanderung auf den Rachel vor und packen ihre Wandersachen zusammen. Schon geht es mit dem Autos los und 45 Minuten später treffen wir uns auch schon mit Hause Lalling und Grafenau auf dem Wanderparkplatz. Die ersten 2 Stunden unserer Tour füllen wir mit Spielen wie „Wer bin ich?“ bis wir das Gipfenkreuz erreicht haben. Bei strahlenden Sonnenschein und traumhaften Ausblick genießen wir unsere vorbereiteten Brötchen. Nach kurzer Rast geht es weiter Richtung Rachelsee und wir erreichen 6 Stunden später mit schweren Beinen wieder unseren Parkplatz. Alle fallen erschöpft, aber glücklich in die Autositze. Zuhause angekommen zelebrieren wir mit Apfelkuchen und Gesang unser Geburtstagskind Helena und tauschen uns über die ereignisreiche Woche in unseren Praxen und Kliniken aus. Nach einer leckeren Bowl zum Abendessen setzen wir uns noch zusammen und schauen gemeinsam einen Film. Dem ein oder anderen fallen dabei schon langsam die Augen zu und so geht ein weiterer schöner Tag im Bayerischen Wald zu Ende. Morgen bricht unsere allerletzte Woche an und man kann gar nicht glauben, wie die Zeit hier verfliegt.


Im Haus Grafenau klingelte heute morgen ausnahmsweise mal kein Wecker, denn der heutige Sonntag stand uns zur freien Verfügung. Als ich um kurz vor neun in die Küche kam, wurden schon fleißig Pfannkuchen vorbereitet. Wir freuten uns unglaublich gemeinsam frühstücken zu können und genossen die Pfannkuchen in allen Zügen. Gegen Mittag machten sich einige von uns auf den Weg zum Wanderparkplatz Flanitzebene. Hier trafen wir uns mit Studierenden von Haus Viechtach und Haus Lalling. Von dort ging es steil bergauf durch den Wald bis wir nach über einer Stunde die ersten Ausblicke erhaschen konnten. Wir waren begeistert von der Natur der Bayrischen Waldes, von der wir seit der gemeinsamen Wanderung mit der Naturrangerin letzten Sonntag ja auch etwas mehr verstehen. Daher achteten wir auch darauf, keine Auerhühner aufzuschrecken bzw. zu "sprengen". Kurz vorm Gipfel erhaschten wir einen wunderschönen Blick auf den Rachelsee, dem wir später noch einen Besuch abstatteten. Am Gipfel des Rachels genossen wir unsere Brotzeit, die je nach Motivation am Morgen ganz unterschiedlich groß ausfiel. Unsere Doppelkekse hatten wir von Haus Grafenau natürlich wie immer am Start. Anschließend ging es an den langen Abstieg, den wir nutzten, um uns mit den anderen Häusern auszutauschen. Nach 6 h erreichten wir wieder den Wanderparkplatz. Den Rückweg nach Hause schafften wir sogar ohne Navi, so langsam kennen wir uns in der Gegend aus. Zu Hause angekommen starteten wir direkt mit dem Kochen für das Abendessen, während andere noch eine Runde Spikeball spielten und unseren Filmeabend vorbereiteten. Zum Essen gab es Gnocchi mit einer Mischung aus Bolognese und Chili, was unsere Vorratskammer halt so hergegeben hat. Nachdem wir uns mit dem leckeren Essen unsere Bäuche vollgeschlagen hatten, rundeten wir den Abend mit Teil 3 der "Vorstadtkrokodile" ab, der dieses mal sogar einen medizinischen Anteil hatte. Anschließend fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett. Wir freuen uns auf morgen und schauen mal was wird.

Wie gewohnt klingelt der Wecker um 6:00 Uhr morgens, die letzte Woche des Projektes beginnt. Langsam stehe ich auf, die 18km von gestern sind doch mehr auf Muskeln und Gelenke gegangen, als ich dachte. Was würde meine Ärztin wohl ihren Patienten mit den gleichen Beschwerden empfehlen?

Körperliche Schonung ist heute nicht drin, aber der erste Kaffee am Morgen bringt zumindest eine kurzfristige Linderung der Beschwerden.

Mit 4 Min Verspätung geht es Richtung Auto, erstes Ziel: die nächste Tankstelle, dank Selbstbedienung ist diese 24h geöffnet. Mit vollem Tank geht es über die nächsten Dörfer, Ziel ist Eging am See. Die Felder sind teilweise in Nebel gehüllt, am Ende der Fahrt wandert die Sonne endlich über die Wälder und die Maisfelder erleuchten in einem wunderschönen orangenen Ton. Rehe haben wir ausnahmsweise heute nicht gesehen, dafür die ein oder andere Katze.

Sobald ich Clara abgesetzt habe, geht es für mich nach Neukirchen zu Frau Dr. Blüml.

Bereits beim Einparken merke ich, dass heute ein ereignisreicher Tag bevorsteht. Durch die Vertretung zweier Praxen ist der Parkplatz bereits um 7:30 Uhr gut gefüllt.

Mein erster Patient kommt zu der Besprechung der Langzeit-Blutdruckmessung. Da er bereits Donnerstag und Freitag da war, kenne ich ihn mittlerweile und darf mit dem Gespräch allein beginnen. Die nächsten Patienten sind Vertretungsfälle, da wir bis jetzt nur vereinzelt oder gar keine Informationen in der elektronischen Akte haben, erfolgt eine etwas ausführlichere Anamnese. Bei der nächsten Patientin fiel in der routinemäßigen Gesundheitsuntersuchung bereits letzte Woche ein auffälliger Urin auf, übers Wochenende hat sich schlussendlich eine Harnwegsinfektion entwickelt. Eine Antibiotika-Therapie mit Cefuroxim wird eingeleitet. Natürlich dürfen die Infekt-Patienten nicht fehlen, seit Anfang September hat die Frequenz spürbar zugenommen.

Da heute der erste Tag im neuen Quartal war und morgen Feiertag ist, wurden wir für den Nachmittag von unseren ÄrtzInnen freigestellt. Schnell umziehen und ab gehts wieder ins Auto. Erst nach Eging, dann über Hengersberg nach Schwarzach. Dort werden die Fahrgemeinschaften zusammengeführt und mit zwei Autos geht es weiter nach Regensburg. Die zweite Hälfte der Fahrt wird schon eifrig genutzt, um den Tagebucheintrag vorzubereiten.

In Regensburg lassen wir uns von den bunten Gassen treiben, natürlich wieder mit einem Kaffee in der Hand. Später geht es nochmal zurück zur Rösterei, um sich für die Heimat einzudecken (Rehorik ist eine klare Empfehlung!). Nach einer mehrstündigen Sightseeingtour auf eigene Faust lassen wir uns mit leckerem vietnamesischem Essen an der Donau nieder und genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang. Der Verdauungsspaziergang führt uns zurück zum Parkplatz und die übrigen Autos werden auf dem Weg zurück nach Lalling wieder eingesammelt.

Gegen 21:15 Uhr sind wir wieder daheim, für die ersten geht es auf direktem Wege ins Bett, wir anderen liegen noch beisammen und schauen das Spikeball Finale der Frauen nach.

Mit den Gedanken an die Pläne für morgen geht es auch um elf für mich ins Bett.

 

Heute wachen wir wieder im gemütlichsten Zimmer des Ferienhauses Gierl auf. Zur Abwechslung weckt uns nicht der Wecker, sondern die innere Uhr, die endlich einmal ausgeschlafen bereit für den Start in den Tag ist. Leider haben wir uns über die letzten Tage ein sehr fragwürdiges Morgenritual angewöhnt... Zum Wachwerden und Motivation Finden hat da nur noch die Spotify Playliste „nervige Lieder zum Aufwecken“ geholfen (unsere persönlichen Favoriten: Guten Morgen Sonnenschein, Ferien in Algerien und Bodo mit dem Bagger). Diese Tradition muss natürlich auch heute weitergeführt werden, um die Ohrwürmer später am Tag sicherzustellen.

Nach dem klassischen Müsli-Frühstück geht es auf einen Spaziergang zur Burg Neunussberg. Ausnahmensweise können wir einmal ohne Autoanreise direkt vom Ferienhaus loslaufen. Mit ein paar Snacks bepackt starten wir also den Weg durch die mittlerweile bekannten moosigen Wälder, über kleine Bäche und grüne Wiesen. Die Anwohner in den kleinen Dörfern lächeln uns mit einem Servus nett zu. Nach einer guten Stunde kommen wir oben auf der Burgruine an. Noch ein paar Treppen hinauf, dann erwartet uns ein super Ausblick über die einzigartigen Landschaften des Bayerischen Waldes und hinab auf die sehr eindrücklichen Überbleibsel der mittelalterlichen Anlage. Vor der Burg setzen wir uns für eine kleine Stärkung in die Sonne, dann geht es wieder zurück.

In der Küche tummeln sich zur Mittagszeit schon einige Mitbewohner auf Essenssuche. Sehr beliebte Optionen sind hier das klassische Hummusbrot oder der gute Magerquark (Grüße gehen raus) in verschiedensten Variationen. An die regelmäßigen Ausweichmanöver in der kuscheligen Küche haben wir uns über die letzten Wochen ganz gut gewöhnt.

Zum Nachmittag finden sich Gruppen für vielseitige Aktivitäten zusammen und so schwärmen die meisten entweder zum Wandern, Baden im See oder in die umliegenden Städte aus. Ich habe mich heute für einen Trip nach Regensburg entschieden. Vollgepackt im schwarzen Käfer fahren wir also los und singen lautstark zu Skiaggu mit. Bald sehen wir zu unserer Rechten die Walhalla in der Ferne aus der Landschaft ragen und finden uns nur wenig später mitten in der schönen Altstadt Regensburgs wieder. Beim Umherschlendern lassen wir die eindrucksvollen alten Gebäude und kleinen Gassen mit den vielen Schmuckläden und Eisdielen auf uns wirken. Auf der steinernen Brücke gönnen wir uns dann auch selber eine schokoladige Erfrischung. Mit einem schnellen Rundgang durch den Dom beenden wir dann leider auch schon unsere Erkundungen der Stadt und machen uns wieder auf die Heimfahrt.

Im Dunkeln kommen wir ungefähr eineinhalb Stunden und zu viele Schlagersongs später den Berg zum Ferienhaus hinaufgefahren. Mittlerweile fühlt es sich für uns alle wie ein richtiges Nachhausekommen an. Dort werden wir schon zum gemeinsamen Abendessen (heute ein superleckeres Chili sin Carne) und dem anschließenden Werwolf Spielen erwarten. Wieder einmal geht unter dem schönsten Sternenhimmel ein langer und anstrengender aber erlebnisreicher Tag zu Ende und wir sind gespannt, was am nächsten Tag so wird... was wird.

Heute war ein richtig schöner Tag. Einer der letzten sonnigen und warmen Tagen bevor der Herbst beginnt.

Der Wecker hat um 5.40 Uhr geklingelt, zwei Bissen Käsebrot, zwei Schlucken Tee, noch schnell das Brot für das Teaching am Nachmittag backen und wir sind bereit für die Abfahrt in die Klinik. Kurz nach 7.00 Uhr beginnt unsere Famulatur. Nach zwei Wochen Allgemeinchirurgie, einer Woche Notaufnahme verbringe ich die letzte Woche in der Anästhesie. Alle Ärzte im Team sind super nett und beantworten gerne alle Fragen. In der Narkoseeinleitung darf ich Zugänge legen, mit Maske beatmen, bei der Intubation und Regionalanästhesie zuschauen. Wenn man will, bekommt man einen guten Einblick in die Anästhesie.

Heute hatten wir einen kurzen Tag. Um 13.30 nach der Mittagspause ging es dann direkt los zum Teaching. Noch ein kleiner Spaziergang am Regen entlang und dann beginnt unsere Balint Gruppe. Ich durfte einen Fall aus meiner Hausarzt Famulatur vorstellen, das, wie es sich herausgestellt habt, nicht nur ich, sondern alle Anwesenden ein bisschen herausfordernd fanden. Es war aber eine tröstende Erfahrung zu wissen, dass Gruppen existieren wo solche Fälle besprochen und durchgearbeitet werden können.

Die Energie die wir nach dem Teaching noch übrig hatten, haben wir beim SpikeBall Spiel rausgelassen. Als wir schon gemütlich zusammen im Wohnzimmer saßen und Brettspiele gespielt haben, kam die Nachricht von unserem Nachbar dass die Geburt eines Kälbchens kurz bevorstand. Das war natürlich das Highlight des Tages. Für viele ein einzigartiges Erlebnis. Alle diejenigen, die in der Gyn Praxis keine Geburt gesehen haben, konnten das heute auf jeden Fall nachholen:))

Danach gab es, wie immer, ein sehr leckeres Abendessen – Linseneintopf - vielleicht schaffe ich es auch nach dem Projekt mich wie ein normaler Mensch zu ernähren, mal schauen.  Der Abend hat uns alle erheitert und wir haben bereits ein Datum für das Wiedersehen ausgemacht. Das spiegelt wider was es eigentlich bedeutet zu 12 für vier Wochen in einem Bauernhaus zu wohnen. Das ist eine einmalige Erfahrung! Nachdem wir uns gewissenhaft vergewissert haben, das es dem Kälbchen gut geht und er auf seinen vieren laufen kann, fallen wir müde ins Bett und freuen uns auf die letzten Tagen des Projekts und schauen mal was wird.

 

 

 

Mittwoch?! Oder doch Montag? Nach dem Feiertag gestern ist die Verwirrung beim Klingeln des Weckers heute größer als an anderen Tagen.

Die ersten knallenden Türen und der Kaffeegeruch aus der Küche bringen aber schnell Klarheit, es geht fix ins Bad und dann an den Frühstückstisch.

Irgendwie sind immer noch alle sehr beflügelt von den Ausflügen der letzten Tage und die ein oder andere Anekdote wird noch geteilt.

Jetzt aber schnell ins Auto! In Viechtach ist wie jeden Mittwoch Markt und die Tradition, vor Praxisbeginn noch kurz dort einen kleinen Pausensnack zu besorgen, wird natürlich auch heute aufrechterhalten.

Nach dem Feiertag und zu Quartalsbeginn ist das Wartezimmer schon rappelvoll, als ich ankomme. Der Tag ist wie erwartet geprägt von vielen Überweisungen, Krankschreibungen und einigen akut Erkrankten. Mittlerweile hat sich ein routiniertes Zuarbeiten eingestellt und die Anamneseerhebung und Sonographie geht immer leichter von der Hand.

Heute kommt mein „Taxi“ sogar rechtzeitig, um vor der Balintgruppe am Nachmittag noch einen Zwischenstopp zu Hause einzulegen. Mit dem aufgewärmtem Chili-sin-Carne vom Vorabend darf ich in Gesellschaft unserer „Haus-Rehe“ draußen in der Sonne noch kurz durchatmen, bis der Tag nochmal ordentlich durchgerüttelt wird.

Es geht zur Balintgruppe nach Regen, wo wir von Dr. Egid Werner an das Konzept herangeführt werden.

Die Idee, schwierige Situationen im Patient*innen-Kontakt in einer kleinen Gruppe mit Kolleg*innen zu reflektieren und Lösungsansätze zu finden, weckt bei vielen Interesse. Ein sehr emotional geladenes Fallbeispiel wühlt allerdings alle mächtig auf und macht deutlich, wie wichtig es in unserer ärztlichen Zukunft sein wird, sich rechtzeitig Hilfe und Rat einzuholen.

Das alles soll nicht genug emotionale Achterbahnfahrt für einen Tag sein. Auch wenn wir alle die Hoffnung hatten, wir kommen ohne große Krankheitsausfälle durch den Monat, so soll es uns auf den letzten Metern wohl doch noch treffen.

Ein Corona-Fall im Hause Viechtach und nach einer schnellen Reihentestung auch der zweite positive Test. Schnell ist klar, dass somit wohl zwei plötzliche Abschiede anstehen und sich auch sonst einiges ändern wird.

Der Krisenstab wird zusammengerufen und ein Hygiene-Konzept, mit dem sich alle wohl fühlen können, erarbeitet.

Die große Abschieds-Backsession sieht somit anders aus als geplant, aber auch durch die Masken kann man die verlockend duftenden Kuchen im ganzen Haus riechen.

Ein verrückter Tag, mit vielen Wendungen und Emotionen geht dann jetzt aber auch zu Ende….

Mal sehen was wird!

„Was?!?! Schon Mittwoch?“ hab ich gestern beim Aufstehen gedacht…

Die letzten 4 Wochen sind wirklich wie im Flug vergangen – auch wenn ich das anfangs gar nicht so gedacht hätte. Kaum vorstellbar, dass die Anfangsaufregung und der daraus entwickelte 21er-WG-Alltag im Gästehaus Gierl mit einem Mal bald vorbei sein sollen und wir alle wieder individuellere Leben leben müssen – oder dürfen? Das liegt wohl im Auge des Betrachters…
Ich soll heute über den 5.10. berichten. Leider bin ich gestern recht plötzlich und heftig durch das größte Berufsrisiko des Gesundheitswesen – die Erkältung – niedergestreckt worden und habe zur Vermeidung einer weiteren Infektionsverbreitung meinen Aufenthalt frühzeitig beendet. So liegt mein Betrachtungsauge eindeutig auf der „Müssen“-Seite, denn ich hätte das Projekt sehr gern noch gemeinsam mit den ganzen lieben Menschen und neu gewonnen Freund*innen zu Ende gebracht.

Da ich am heutigen Tag entsprechend einfältig mit gesund-werden beschäftigt war, erzähle ich lieber etwas über einen meiner anderen Praktikumstage, an dem wir ebenfalls eine Teaching-Einheit „Fällevorstellung“ hatten und hoffe die Leserschaft begnügt sich mit diesen Ausführungen:

Es ist 6:30 Uhr und unser Zimmer wird durch immer penetranter werdendes Vogelgezwitscher aus meinem Handy geweckt. Nachdem wir alle 3 noch weitere fünf Minuten dösen, packt eine nach der anderen der Rappel: Aufstehen, anziehen, Frühstück herrichten und sich durch das morgendliche Horoskop der Thüringer Allgemeinen auf den Tag einstimmen. Gegen 7:20Uhr findet sich meine Fahrgemeinschaft in Sam (dem Auto) ein und wir fahren durch die nebelverhangene Hügellandschaft Richtung Viechtach und von dort weiter nach Regen in unsere Praxen.

Als ich in der Praxis ankomme, herrscht bereits geschäftiges Treiben, es wird Blut abgenommen, EKGs werden geschrieben und Dr. Höllein bespricht schon das erste Langzeit-EKG.

Mein Ziel in dieser Famulatur war es, eigenständig Anamnesen zu erheben, erste Diagnostik- und Therapieschritte zu überlegen und diese vorzustellen. Dazu habe ich hier jede Menge Gelegenheit: Sabine, die MFA, die heute die Patienten in den Zimmern platziert, begrüßt mich und sagt: „Dein erster Patient sitzt im Sono“. Los geht mein Tag mit einem Mann, der seit 3 Tagen Schmerzen im rechten Unterbauch hat. In meinem Kopf leuchtet das Lämpchen „Appendizitis“. Meine Anamnese und Untersuchung (incl. aller 6 Appendizitis-Zeichen) ergeben nichts weiter als diese sehr lokal-begrenzten rechtsseitigen Unterbauchbeschwerden. Alles andere sei unverändert, Stuhlgang und Miktion so wie immer und schlapp fühle er sich auch nicht. Da ich noch etwas Zeit habe und neugierig bin, halte ich den Ultraschall-Kopf auf die schmerzhafte Stelle. Leider sehe ich außer undefinierbaren Grautönen heute nicht viel. Gott sei Dank kommt Dr. Höllein dazu und während ich den Patienten mithilfe meiner bereits dokumentierten Anamnese vorstelle, sehe ich in der Akte, dass 2015 eine Chronisch-Entzündliche Darmerkrankung (CED) diagnostiziert wurde. Davon hatte der Patient gar nichts erzählt! Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich meine Frage nach Vorerkrankungen auch sehr beiläufig und unscharf gestellt…. – Wieder was gelernt! Auch der Profi sieht im Sono nur etwas mehr Luft in den Darmschlingen, als gewöhnlich. „Und was machen wir jetzt?“ werde ich gefragt. Ich erläutere meine differentialdiagnostischen Überlegungen, zu Appendizitis und einer Exazerbation der CED und schlage eine Blutentnahme zur Überprüfung der Entzündungsparameter und etwas zur Beruhigung des Darms vor. Dr. Höllein nickt, erklärt dem Patienten nochmals unsere Überlegungen, vereinbart mit ihm eine telefonische Besprechung der Laborwerte am Folgetag. Er bittet den Patienten, sich bei einer Verschlechterung unbedingt nochmal vorzustellen. Anschließend kann ich noch ein paar inhaltliche Fragen stellen.

Es folgen einige Patienten mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit und Schwindel und beliebiger Zusammensetzung und ich merke, wie sich mein Vorgehen mit jedem Patienten etwas mehr festigt. Gemeinsam gehe ich mit Dr. Höllein zu einem Patienten, der im Verbandszimmer darauf wartet, dass ihm die Fäden einer Platzwunde an der Nase gezogen werden. Der Patient berichtet zerknirscht über den Unfallhergang auf dem Münchner Oktoberfest alias einem Fahrradsturz und der anschließenden schmerzhaften chirurgischen Versorgung. Trotz seiner Skepsis, dass das Fäden-Ziehen genauso schmerzhaft werden könnte, darf ich sie entfernen – zu unser aller Wohle komplikationslos und zumindest schmerzARM.

Während der letzten Stunden ganz im Arbeitsflow versunken, bin ich ganz überrascht, als ich auf die Uhr schaue: 12 Uhr! Ich muss los - die anderen einsammeln, denn um 14 Uhr ist Teaching in Viechtach. Nach einer kurzen Mittagspause mit den Essenresten des Vortags zurück in Pfaffenzell starten wir in die 2. Runde Fällevorstellung mit einer Assistenzärztin der Inneren Medizin. Ein paar von uns haben Fälle aus ihren Praxis mitgebracht und gemeinsam mit der Dozentin gehen wir den Fall Schritt für Schritt durch. Wir überlegen uns Differentialdiagnosen zu den genannten Leitsymptomen und kommen durch eine gründliche Anamnese auf 2-3 Verdachtsdiagnosen. Wir diskutieren das weitere diagnostische Vorgehen, lassen uns die Untersuchungsergebnisse erzählen. Schließlich kommen wir auf das zugrunde liegende Krankheitsbild und das therapeutische Vorgehen. Dieses Schema spielen wir anhand von 5 Fällen durch und nach drei Stunden rauchen uns sowas von die Köpfe! Aber lehrreich, anschaulich und praxisnah war es – da sind wir uns alle einig.

Ich mache noch einen Spaziergang aufs Feld und schaue mir den Sonnenuntergang an. Als ich später aus der Dusche komme, wird es im Gemeinschaftsraum plötzlich wuselig und laut: 21 leere Mägen wollen gefüllt werden und ganz egal an welchem Tag: Das Essen war absolut lecker!

Abends spielen die einen Werwolf, die anderen machen ausgedehnte Spaziergänge unterm Sternenhimmel oder telefonieren noch mit ihren liebsten und ein weiterer Tag neigt sich dem Ende entgegen… bis morgen früh zum letzten Mal um 6:30 der Wecker klingelt.

Schon zum letzten Mal klingelte der Wecker 6:00 Uhr morgens. Als ich aus dem Bad kam, erwartete mich Leonie mit großen Augen: „Clara, ich glaube, wir haben ein Problem“ und hielt mir ihren Covid-19-Schnelltest unter die Nase. Nachdem in den letzten Tagen auch im Haus Lalling ein paar kränkelten, haben wir jetzt auch unseren ersten Corona-Fall. Statt Frühstück haben sich erstmal alle getestet und wir konnten aufatmen – bis jetzt sind alle anderen sieben noch negativ und auch Leonie geht es nicht allzu schlecht. Nach kurzem Überlegen und Rücksprache mit unseren Arztpraxen stand der Plan fest: jeder packte als kleines Abschiedsgeschenk an die Praxis bzw die Station einen Apfelkuchen ein (gestern gab es hier eine kleine Produktionsstraße und das Rezept kennen wir mittlerweile alle auswendig).

Leonie und ich setzten uns mit FFP2-Masken ins Auto und sie brachte mich in meine Hausarztpraxis in Eging am See. Trotz allem genossen wir die letzte Fahrt über die bayrischen Landstraßen, die noch in Nebel gehüllten Dörfer und die vereinzelten Sonnenstrahlen, die langsam hinter den Baumwipfeln hervorkamen.

In meiner Praxis angekommen, erwartete mich schon Dr. Stamm. Da auch bei mir langsam etwas Halskratzen aufkam, besprachen Dr. Stamm und ich, dass ich nicht normal am Praxisalltag teilnehmen würde. Stattdessen ließen wir die letzten vier Wochen nochmal Revue passieren: ich hatte die Vielfältigkeit und Komplexität eines Hausarztes kennengelernt, vor allem auch in der landärztlichen Versorgung. Es kommen sowohl Kinder als auch Ü90-Jährige in die Praxis und werden in der Regel jahrelang begleitet. Die Bandbreite der Krankheitsbilder ist riesig: von banalen Infekten bis zum Verdacht auf Schlaganfall und direkter Krankenhauseinweisung durch den RTW war in den letzten Wochen alles dabei. Dabei kamen wir wieder auf abwendbar gefährliche Verläufe zu sprechen, die Hausärzt*Innen immer im Hinterkopf haben und zu verhindern versuchen.

Nach einem Erinnerungsfoto und der Verabschiedung von den Arzthelfer*Innen, sammelte mich Leonie wieder ein. Die Stimmung im Haus Lalling war eher gedrückt – Leonie würde schon vorfristig die Heimreise antreten und der Abschied fiel uns allen schwer. In den vergangenen vier Wochen sind wir doch sehr zusammengewachsen! Aber zum Glück steht schon der Termin für die erste Reunion im Dezember.

Bevor wir nach Grafenau zu einer kleinen Abschiedsparty fuhren, haben wir uns noch von unserer Vermieterin verabschiedet und probierten alle (zumindest alle Nicht-Fahrer*Innen) den Blutwurz, ein Kräuterlikör der Region. Wolfgang und Elisabeth waren natürlich auch eingeladen und hielten eine kleine Rede über die letzten Wochen – ich bin gespannt, wer von uns für ein PJ-Tertial oder vielleicht sogar die Assistenzarztzeit wieder in den bayrischen Wald kommt. Bei Pizza und Getränken standen wir ein letztes Mal zusammen und überlegten, was wir seit dem ersten Wochenende in Regen alles erlebt hatten, und wer wen wo mal besuchen kommt. Sicher hat jede/r etwas andere Erfahrungen gesammelt, wir haben in verschiedenen Praxen und Stationen famuliert und in unterschiedliche Häusern gewohnt, aber ich glaube, wir sind alle gewachsen, haben viel gelernt und eine ganz besondere Zeit hier verbracht.

 

 

Heute ist Abreisetag. Was?! Schon?! Aber ich bin doch noch nicht so weit! Das kann noch gar nicht sein!

Heute erwachen wir alle mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits ist die Vorfreude auf zuhause groß, andererseits geht eine aufregende Zeit für uns zu Ende. Im Hause Gierl in Viechtach weht ein Geruch durchs Haus, der zumindest schonmal die Speichelzellen weckt. H. macht Pancakes! Das vertreibt erste dunkle Gedanken. Gemeinsam genießen wir unser letztes gemeinsames Frühstück und sind halbwegs erfolgreich mit unserer Reste-Vernichtung. Allerdings müssen noch einige Details zu den Fahrgemeinschaften für den Rückweg geklärt werden, viele Socken und weitere einsame Kleidungsstücke suchen noch ihren Besitzer und das Haus muss endgültig geputzt und auf Vordermann gebracht werden. In dieser allgemeinen Hektik fallen sich regelmäßig an jeder Ecke die Leute um den Hals, denn nach und nach fahren die Autos ab und wir verstreuen uns wieder in alle Winde.

Wir werden wohl alle den schönen Bayrischen Wald, die vielen tollen Menschen, die von Fremden zu Freunden geworden sind, die sehr nervenaufreibenden Werwolf-Abende, die lehrreiche und interessante Zeit in unseren Praxen und Kliniken und die vielen wunderschönen gemeinsam verlebten Momente vermissen. Allerdings trennen wir uns mit Freuden von dieser höchst merkwürdigen Plastik-Mülltrennung, die uns so einige Nerven gekostet hat. Und auch der Gedanke, das Abendessen nicht mehr in Mensamengen produzieren zu müssen, hat durchaus etwas für sich. Ich kann kaum glauben, morgen nicht mehr von H.s viel zu früh klingelndem Wecker und kurz darauf von einer hektisch durchs Zimmer eilenden E. geweckt zu werden. Auch D.s durchs Haus dröhnendes Lachen zu jeder Tages und Nacht Zeit und L.s „Servuuus“ werde ich doch ein bisschen arg vermissen.

Aus dem Auto werfe ich letzte Blicke auf den doch sehr malerischen Bayerwald und denke jetzt schon voller Dankbarkeit zurück, so viel gelernt zu haben, so viele faszinierende Menschen und Freunde kennen gelernt zu haben und so viele wundervolle Erinnerungen geschaffen haben zu dürfen. Hoffentlich bis bald mal wieder, Bayerwald und alle Teilnehmer*innen des Exzellenten Sommers 2023! Vielen Dank an alle Organisatoren und Sponsoren des Projektes, vor allem natürlich Elisabeth und Wolfgang!