Tagebuch EXS 21

Der Exzellente Sommer 2021 fand vom 11.9.2021 bis 9.10.2021 statt. Es waren 37 Studenten aus ganz Deutschland im Bayerischen Wald. Das Projekt lief in Kooperation mit den Landkreisen Regen, Freyung Grafenau, Deggendorf und Cham. Dort wurden Famulant*innen in ausgewählten Hausarztpraxen und Kliniken untergebracht. 

Tagebuch des Exzellenten Sommers 2021

Was die Studenten während ihrer Famulaturzeit erlebt haben, können Sie hier nachlesen. 

Termin EXS 2021: 11.09.2021 bis 09.10.2021

Freitag, 10.9.2021

Was für ein Tag.

Meine Anfahrt begann damit, dass ich 10 Meter von meinem Haus entfernt einen Unfall mit meinem Auto baute. Zum Glück wurde niemand verletzt. Aber kaum losgefahren und dann sowas. Panisch rief ich meinen Vater an, der mir dann auch zur Hilfe eilte. In der Zwischenzeit hatte allerdings schon eine Passantin mit Hund meine Misere erkannt und sprach mich an. Ihr Ehemann war zufälligerweise Mechaniker und konnte meinen kaputten Reifen wechseln. Das nenne ich mal Glück im Unglück!

Dann ging es endlich los. Mit einer Stunde Verspätung kam ich am vereinbarten Treffpunkt an, wo ich meine beiden Mitfahrerinnen einsammelte. Die restliche Fahrt war dann glücklicherweise unfallfrei. Nach 6 Stunden und vielen lustigen Dorfnamen kamen wir dann endlich in der Aberland Akademie an. Hier lernten wir die anderen Teilnehmer, die bereits angereist waren, kennen. Viele Menschen, viele Eindrücke und Wolfgang mit seinem Hund. Morgen geht es erst richtig los und wir freuen uns alle schon sehr.

Jetzt Gute Nacht :-)

 

Samstag, 11.9.2021

Nach dem Frühstück in der Arberland-Akademie ging es zur AOK, wo wir dann endlich als vollständige Gruppe mit 37 Studierenden zum ersten Mal zusammentrafen. Dort haben sich sowohl die Organisatoren Wolfgang Blank und Lisa Ditz als auch Politiker, Ärzte und Vertreter der AOK vorgestellt und mit uns über unsere Vorstellungen vom Projekt und dem Bayerischen Wald diskutiert. Man hat gemerkt, dass alle Seiten vom Projekt begeistert sind und sich viel davon erhoffen.

Mittagessen gab es für alle im BLSV in Regen, bevor es mit der Bahn nach Bodenmais ging und von da aus ca. 5 km hoch zur Chamer Hütte gewandert wurde – vorbei an den Rießlochwasserfällen und von dem ein oder anderen Trekkingläufer überholt. Das angekündigte Gewitter hat sich glücklicherweise erst bemerkbar gemacht, als wir alle bei Leberkäs, Käsespätzle, Weizen und Aperol geduscht in der Hütte saßen.

Nussal, Birnchen und Himbeerchen haben im weiteren Verlauf des Abends immer mal wieder die Verdauung in Schwung gebracht und die Stimmung bei Kartenspielen, Kniffel und Scharade gehoben. Zum Namen-lernen wäre sicherlich eine Maßnahme sinnvoller gewesen. Aber dafür bleibt uns zum Glück auch noch der morgige Tag, bevor sich die gesamte Gruppe für eine Woche erstmal wieder in 3 Teile teilt. Dass sich alle gut verstehen und man zusammen eine witzige Zeit verbringen kann ist uns auch heute schon klar geworden.

 

Sonntag, 12.9.2021

Nach dem Teambuilding-Abend mit leckeren Käsespätzle und Kaiserschmarrn sind wir zu einem tollen Blick vom Großen Arber aufgewacht. Unser Guide Tobi meint, dass dieser Gipfel der König des Bayerischen Waldes genannt wird. Das stellt unser Ziel für heute dar, bevor unsere Famulatur am Montag losgeht.

Während des Aufstiegs werden wir von den Heiden und Blaubeeren ringsherum begleitet. Die steile und steinige Strecke kam uns durch die Unterhaltungen nicht lang vor, und das Finale: Das Exzellentsommer-Team stolz am Gipfel.

Die perfekte Luftqualität machte uns hungrig und wir kamen zum perfekten Zeitpunkt am Sportcamp des Bayerischen Landessport-Verbandes (BLSV) an. Hier erwartete uns eine große Salatbar und leckere Nudeln mit Tomatensoße. Die Angebote nach dem Essen sind vielfältig: von Spikeball bis Kajak fahren stand vieles zur Auswahl. Für die ausgepowerten Wanderer auch eine Tasse Kaffee und eine bequeme Unterhaltung

 

Nachmittags sammelten sich die Fahrtgemeinschaften nach Grafenau, Viechtach und Lalling. Mit der Begleitung von Dr. Blank fanden wir den Weg zu unserer Unterkunft für die nächsten 30 Tage. Die Katzen in der Wohnung hießen uns willkommen. Das erste gemeinsame Abendessen wurde zusammen mit Freude gekocht und die Aufregung für den ersten Tag der Famulatur wurde auf jeden Fall spürbar!

 

Montag, 13.9.2021

Unser Wecker klingelt um 6:00 Uhr und nach einem schnellen Frühstück inklusive einer wirklich unschlagbaren Aussicht und einer kleinen Katze machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Tag.

Wir vier aus unserem Haus Trum sind alle zusammen auf den zwei Inneren Stationen in der Arberlandklinik in Viechtach untergebracht und brechen im vollgepackten Auto gemeinsam mit Chrissi, die wir vorher noch zu ihrem Hausarzt bringen, auf.

In der Klinik angekommen werden wir sehr freundlich von Frau Dachs empfangen und dürfen nach dem Coronatest und frisch eingekleidet auf die Station, wo wir direkt an der Morgenbesprechung teilnehmen.

Alle Ärztinnen und Ärzte sind unglaublich freundlich und hilfsbereit, sodass wir uns sofort sehr willkommen fühlen. Unser erster Tag beginnt mit der Visite und den ersten Blutabnahmen und Zugängen und wir lernen die Stationen nach und nach kennen. Gemeinsam dürfen Isabelle und ich sogar schon bei einer ERCP assistieren.

Gegen vier Uhr fahren wir mit einem guten Gefühl wieder nach Hause und genießen das tolle Wetter, bevor wir uns noch einmal zum Einkaufen auf den Weg machen.

Beim Zubereiten des Abendessens lässt uns der Nachbarshund nicht aus den Augen. Gemeinsam mit Wolfgang und seinem Hund Paddy lassen wir dann den Abend gemütlich ausklingen und sind schon gespannt was uns in den nächsten Wochen erwarten wird. 

 

Dienstag, 14.9.2021

Auch heute Morgen starteten wir zu dritt um 7 Uhr mit dem Auto Richtung Arrach- diesmal mit einem klaren Blick über die Berge und Täler des Aberlandes. Etwas vor der Zeit erreichten wir die Hausarztpraxis in Arrach, in der ich meine Famulatur ableisten darf, während meine beiden Mitstudent*innen in den Nachbarort zu ihrer Hausarztpraxis fuhren. 

Die Praxis wird geleitet vom erfahrenen Hausarzt Dr. Vogl, der gemeinsam mit einer Internistin, einem Weiterbildungsassistenten und einem eingespielten Team von medizinischen Fachangestellten Patient*innen aus den umliegenden Orten versorgt.

Nach einer kurzen Unterhaltung über die Organisation der Impfstofflieferungen trafen die ersten Patient*innen ein. Wie auch schon gestern, überraschte mich die breite Alterspanne und die große Palette unterschiedlicher Erkrankungen und Anliegen beginnend bei einer Gastroenteritis bis zur Betreuung eines Patienten mit ALS. Zusätzlich zur regulären Tätigkeit in der Hausarztpraxis und zu Hausbesuchen teilt sich die Praxis von Dr. Vogl mit umliegenden Praxen die Notarztbereitschaft.

So klingelte mitten in einem Patientengespräch der Pieper, sodass der Weiterbildungsassistent den Patienten übernahm und Dr. Vogl und ich gemeinsam in den Notarztwagen sprangen.

Die Leitstelle in Regensburg informierte uns per Funk, dass es sich bei dem Notfall um einen Brand in einem etwa 30 min entfernten Hof handelte. Bei Eintreffen fanden wir dort 3 leicht verletzte Personen vor, die im Anschluss an die körperliche Untersuchung durch Dr. Vogl und mich mit dem Rettungswagen in die Klinik nach Viechtach verlegt wurden. Mit diesem spannenden ersten Einsatz mit dem Notarztwagen endete auch dieser zweite Praktikumstag, in dem ich wie auch schon gestern zum einen sehr viel erklärt bekommen, unterschiedlichste Patient*innen kennengelernt und nicht zuletzt auch einige Blutabnahmen, Impfungen und Untersuchungen vorgenommen habe.

Nach einem Mittagessen in der Unterkunft in Viechtach und Gesprächen über unseren Tag in den Praxen, fand das erste Teaching zum Thema „Wissensmanagement“ statt, das von drei engagierten Tutor*innen geleitet wurde. Aufgeteilt in Kleingruppen erarbeiteten wir gemeinsam, coronabedingt per zoom, welche Quellen zum einen uns als Grundlage für Diagnostik und Therapieentscheidungen in unserer späteren ärztlichen Tätigkeit dienen können und welche Möglichkeiten es für Patient*innen gibt, sich zu informieren. Nach diesem interaktiven und informativen ersten Teaching, nutzten wir die letzten Sonnenstunden noch für etwas Sport, Spaziergänge oder etwas Recherche.

 
Ausblick auf dem morgendlichen Weg zur Famulatur

Mittwoch, 15.9.2021

Ein kleiner Einblick in die Landarztfamulatur des Exzellenten Sommers 2021

Der strahlende Sonnenschein weckte uns im Lallinger Haus auch am dritten Tag in Folge und erleichterte dem ein oder anderen das Aufstehen zur frühen Morgenstunde;). Wir sind weiterhin sehr begeistert von der einmaligen Aussicht von unserem Ferienhof und auch während der Autofahrt zu unseren Praxen genießen wir den Ausblick auf die Felder und Wälder.

Der Vormittag in der Praxis verging durch die vielen Gespräche mit den Patienten wie im Flug. Besonders schön finde ich die Motivation und das Engagement der Ärztin auch zwischen den einzelnen Patienten meine Fragen zu beantworten, mich über die Vorgeschichte des nächsten Patienten aufzuklären und praktische Tipps zu geben.

Mittags gab es dann einen kurzen Abstecher für ein schnelles Mittagessen in unser neues Zuhause, bevor wir dann voller Spannung zu dem zweiten Teaching, dem Sonokurs, diese Woche aufgebrochen sind.

In drei Stunden hatten wir die Möglichkeit, uns in einer kleinen Gruppe aus vier Leuten am Sono-Gerät zu versuchen. Dabei zeigte uns Dr. Blank jeweils immer kurz, wo das jeweilige Organ zu finden ist, und danach übten wir fleißig an uns gegenseitig.

Da uns am Abend leider der Regen überraschte, verbrachten wir die Abendstunden in gemütlicher Runde beim gemeinsamen Kochen und regen Austausch über spannende Patienten aus der Klinik und der Praxis.

 

Donnerstag, 16.9.2021

Für die Meisten begann der Tag wie jeder Andere um 6:30 Uhr. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel: eine Gruppe begann mit einem spontanen Mechanik-Workshop und anschließender Transplantation der Batterie. Da Zuzana, wie auch die neue Batterie, richtig gepolt war, kamen alle pünktlich an.

 

Bei der Morgenbesprechung mit den Stationsärzten und dem Chefarzt werden alle Neuzugänge aus dem Nachtdienst besprochen. Danach ging es mit der Blutabnahme und der damit verbundenen Visite weiter. 

Im Anschluss erklärte der Stationsarzt alle wichtigen Fakten zu  den neuen Patienten und beantwortete sämtliche Fragen ausführlich.

Die Möglichkeiten sind vielfältig: man kann in der Notaufnahme, Endoskopie oder im Funktionsdienst assistieren. 

 

Die verdiente Freizeit wurde effizient genutzt: eine Gruppe hat den Viechtachern einen überraschenden Geburtstagsbesuch abgestattet, während die andere Gruppe nach Passau zum Bouldern fuhr. 

 

Wie man unschwer erkennen kann, hat es uns noch mehr als das viele Stehen in der Klinik geplättet. Nach einem leckeren Abendessen in Passau ging es über abenteuerliche Wege mit noch abenteuerlicheren Liedern fielen wir müde ins Bett.

 

Freitag, 17.9.2021

06:20 Uhr Wecker, 06:50 Uhr Abfahrt, 07:30 Uhr Ankunft, ab 08:00 Uhr Famulatur. Der Tag startet wie gewohnt. In der Praxis erwarten mich zunächst Patientengespräche und Untersuchungen, später wird Blut abgenommen, Fäden werden gezogen und Fragen zu spannenden Fällen besprochen. Nach einer gemeinsamen Kaffeepause mit dem Praxisteam vergeht der Vormittag wie im Flug.

Am Bauernhof in Schildertschlag angekommen, gibt es Sandwiches, Espresso und heißen Kakao, bevor wir uns im Kulturpavillon in Grafenau unter Wolfgangs Anleitung gegenseitig von interessanten Fällen aus der vergangenen Praktikumswoche berichten. Dabei steht das strukturierte differenzialdiagnostische Vorgehen im Vordergrund.

Wir nutzen das Treffen mit Wolfgang auch, um unsere Erfahrungen aus dem Praxis- und Klinikalltag zu reflektieren.

 

Während das Kochteam den Einkauf für den geplanten türkischen Abend erledigt, wird an der Unterkunft bereits Spikeball gespielt, Musik gehört und das Wochenende eingeläutet.

Bei Lahmacun und Couscoussalat lassen wir den Abend entspannt ausklingen.

 

Samstag 18.09.2021

Das zweite Wochenende im bayerischen Wald

Nachdem wir unsere erste Famu-Woche bei entspanntem zusammensitzen am Freitagabend ausklingen haben lassen, klingelte unser Wecker auch schon wieder für das Samstags-Teaching. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir noch kurz unser Frühstück auf der Terrasse, bevor wir uns dann auf den Weg nach Regen machten. Dort wurden wir in 4 Gruppen aufgeteilt und durften verschiedene Untersuchungskurse durchlaufen. An den Stationen wurde zunächst von engagierten Tutoren, Assistenzärzten und Fachärzten die Untersuchung der Bereiche HNO, Auge, Innere mit Abdomen und Herz/Lunge und Neurologie in der Theorie besprochen, bevor wir dann an uns üben konnten. Sehr hilfreich dabei waren die Tipps, die wir mit auf unseren Weg bekommen haben, welche uns einen realitätsnahen Einblick in die körperliche Untersuchung gaben, die so nicht im Lehrbuch stehen.

Nach einer kurzen Mittagspause stand das wichtige Thema der Anamnese auf dem Tagesplan. Bei simulierten Arzt-Patienten-Gesprächen in unserer Gruppe gaben wir uns selbst Feedback, sodass wir die verschiedenen Situationen, die uns so im Praxis-und Klinikalltag begegnen, analysieren und bestmöglich meistern können. Auch hier war die Erfahrung der Ärzte eine große Hilfe für uns Studenten.

Der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung. Nachdem wir in Regen noch einen Kaffee getrunken haben machten wir uns wieder auf den Heimweg nach Viechtach. Auch hier genossen wir noch die Sonnenstrahlen beim Beachvolleyball spielen oder Frisbee werfen. Abends wurden wir alle zu einem „italienischen Abend“ bei den Studierenden der Unterkunft in Grafenau eingeladen, wo wir alle zusammen den Abend bei Antipasti und Lasagne und dem ein oder anderen Bier ausklingen haben lassen.

 

Sonntag, 19.9.21

Nach einer sehr ereignisreichen und spannenden Woche konnte Team Viechtach heute endlich mal ganz entspannt und ohne Wecker ausschlafen. Der perfekte Start in einen freien Tag: endlich mal genüsslich in der Sonne auf unserer Terrasse alle zusammen frühstücken.

 

Dann haben wir uns aufgeteilt, ein Teil hat sich mit den anderen Häusern getroffen, um gemeinsam eine schöne Wanderung auf den großen Falkenstein zu machen. Leider blieb der erhoffte Ausblick wegen aufgezogener Wolken aus. Die Bewegung an der frischen Luft hat aber trotzdem allen gut getan.

   

Der Rest der Viechtacher nutzte die freie Zeit, um gemeinsam einen Ausflug an den Blaibachersee in Bad Kötzting zu machen. Dank schönstem Sonnenschein konnten wir sogar eine Runde baden gehen.

   

Am Haus wieder angekommen aßen wir noch – wie jeden Abend – alle gemeinsam und schauten das Triell zur Bundestagswahl kommenden Sonntag.

   

Insgesamt war es ein super schöner spätsommerlicher Tag!

Montag, 20.9.2021

Um kurz vor sechs klingelt der Wecker und nach einem schnellen Frühstück machen wir uns auf den Weg in die Praxen und die zweite Praktikumswoche kann beginnen. Mittlerweile weiß ich schon ganz gut über die Abläufe Bescheid und erkenne sogar einige Patienten wieder. Auch auf den Ultraschall Bildern kann ich mittlerweile mehr erkennen als nur Schwarz- und Grautöne. Und so vergeht der Vormittag wie im Fluge. Zwischen Patienten mit Ohrenschmerzen, Diabetes und Rückenproblemen findet mein Arzt trotzdem noch ein paar Minuten Zeit, um die Fälle kurz mit mir durchzusprechen. Nachdem der letzte Patient die Praxis verlassen hat, geht es zum Hausbesuch ins Altersheim und ich habe die Gelegenheit, mich mit einer Patientin über ihr Leben dort auszutauschen.

Meine Mittagspause nutze ich, um etwas zu essen und anschließend die Umgebung bei einem kurzen Spaziergang zu erkunden. Auch Nachmittags ist es wieder voll in der Praxis und ehe ich mich versehe, ist es schon Zeit, sich zu verabschieden.

Den Rückweg nutzen wir, um uns darüber auszutauschen, was wir den Tag über in den Praxen erlebt haben. Nach einer kurzen Pause geht es dann auch schon ans Kochen. Heute gibt es Käsespätzle. Beim Essen machen wir schon Pläne für die kommenden Tage, anschließend lassen wir den Abend gemütlich mit ein paar Spielen ausklingen.

   

Dienstag, 21.9.2021

Eigentlich wollte ich um 6:30 Uhr aufstehen. Leider fiel um 6:15 Uhr der Föhn in die Kloschüssel, was für Aufregung in der Viechtacher WG sorgte. Zeit für ein Glas Orangensaft und es geht schon los. Eva und ich haben eine Stunde Autofahrt vor uns bevor wir gegen 7:45 Uhr in der Praxis in Furth im Wald ankommen.

Kaffeemaschine anmachen, umziehen, und dann 5 Minuten Ruhe vor dem Sturm.

Seit Anbeginn der Famulatur wird uns viel Verantwortung übertragen. Das selbständige Arbeiten ist Voraussetzung.

Erstmals ging's dann ins Pflegeheim und zum Hausbesuch. Zurück in der Praxis ging es sofort weiter mit anderen Patienten. Blutentnahmen, Gespräche führen, Ultraschalluntersuchungen, Aufklärungen, Differentialdiagnosen mit den Ärzten besprechen und natürlich auch ein bisschen Späße machen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Der letzte Patient verlässt gegen 12:50 die Praxis und eine gewisse Ruhe im langen Gang der Further Praxis kehrt zurück. Kaum Zeit sich zu verabschieden, um 13:00 Uhr müssen wir wieder zurück. 

In Eschlkam in der Metzgerei wurde sich noch ein Leberkässemmel gegönnt, um den Heißhunger zu überwinden.

Nach einer kurzen Pause ging es dann gegen 15:00 Uhr mit dem EKG-Kurs weiter. Zuerst einen kleinen Refresher auf Zoom, dann in Kleingruppen EKGs befunden. Es hat Spaß  gemacht, aber die zweieinhalb Stunden waren anstrengend.

  

Dann ging es zum Einkaufen und anstatt sofort wieder nach Hause zu fahren sind wir ein bisschen rumgefahren, wir mussten ja an diesem Abend nicht für die Gruppe kochen. Die Autofahrt und der Austausch mit den Anderen hat richtig gutgetan. An einem Wildgehege sind wir auch vorbeigefahren.

  

Chilli sin carne gab es dann zum Abendessen, richtig lecker!

Noch kurz die Organisation vom Nahtkurs regeln, ein paar Whatsapp's verschicken und dann konnte man auch gemütlich den Abend bei einem oder zwei Gläsern Leitungswasser ausklingen lassen.

Unterm Strich wieder ein erfolgreicher Tag im Bayerischen Wald.

 

Mittwoch, 22.9.2021

Liebes Tagebuch,

mein Tag hat heute wie immer mit dem Klingeln meines Weckers um 6:30 Uhr begonnen und nach einem verschlafenen, schnellen Fertigmachen ging es runter in unsere Küche des Ferienhauses „Fernblick“. Beim gemeinsamen Frühstück zusammen mit den anderen „Lallinger Mädels“ ging es heute wieder lustig zu, als wir aus Spaß verschiedenste Medikamente nach dem Motto „A wie…“ gesammelt haben.

Um 7 Uhr fuhren wir dann los, um rechtzeitig im Klinikum Deggendorf anzukommen. Auf unserem Weg haben uns am Rande unseres kleines Dorfes Panholling bei den Maisfeldern zwei Rehe begrüßt, die uns beim Vorbeifahren ruhig nachgeschaut haben. Die Natur hier im bayerischen Wald ist wirklich unglaublich schön und wir genießen jeden Morgen das Panorama aus Hügeln, Feldern und Wäldern.

Um 7:45 Uhr kamen wir auf der Station Neurologie an und nahmen an der morgendlichen Besprechung der Ärzte teil, bestehend aus uns zwei Famulantinnen, den Assistenzärzten, der Oberärztin und dem Chefarzt. Bei dieser Übergabe werden die über Nacht neu aufgenommenen Patienten vorgestellt und die Aufgaben für den heutigen Tag geklärt.

Danach begleiteten wir die Chefarzt-Visite, die jeden Tag stattfindet, was uns sehr beeindruckt hat, weil wir das aus anderen Krankenhäusern auch anders gewohnt waren. Bei dieser haben wir heute wieder einige sehr interessante Patienten kennengelernt. Das Patientenalter reicht auf unserer Station von Anfang 20-Jährigen bis Mitte 90-Jährigen, was immer für viel Abwechslung sorgt. Auch die Krankheitsbilder sind sehr vielfältig, von Schlaganfällen mit Hemiparesen über Schwindel-Problematiken bis hin zu Epilepsien haben wir schon Einiges gesehen.

Um 10 Uhr ging es für uns dann weiter zu der Radiologie-Demonstration, die jeden Tag stattfindet und in der die neu aufgenommenen MRT-, CT- und Röntgenbilder des letzten Tages von Fachärzten der Radiologie vorgestellt und zusammen mit den Neurologen besprochen werden. Die Wichtigkeit dieser Besprechung wurde heute mal wieder deutlich, als bei einer Patientin mit einer vermeintlichen Eklampsie im MRT-Bild zu sehen war, dass sie sehr wahrscheinlich doch am sogenannten „PRE-Syndrom“ leidet. Diese zwei Krankheitsbilder ähneln sich von den Symptomen her, haben aber unterschiedliche Ursachen.

Nach dieser Besprechung durften wir heute bei einigen Patienten noch Blut abnehmen und führten eine neurologische Untersuchung und Anamnese durch.

Um 13 Uhr mussten wir dann schon wieder gehen, da uns ja heute Nachmittag ein Teaching erwartete. Auf dem Heimweg nahmen wir uns noch schnell ein Mittagessen aus der Klinik-Kantine mit und gingen Einkaufen.

Im Teaching heute von 15-18 Uhr haben wir eine Fällebesprechung über Zoom gemacht unter der Anleitung zweier sehr lieber und engagierter Ärztinnen. Diese Besprechung echter Fälle, die wir selbst aussuchen, soll uns helfen, eine strukturierte Herangehensweise in der Anamnese einzuüben und dabei vermeidbare gefährliche Ursachen für die Probleme der Patienten sicher zu erkennen.

Nach dieser langen, aber sehr lehrreichen Sitzung wollten wir uns die Füße vertreten und haben einen wirklich schönen Spaziergang durch unser Dorf gemacht. Auf diesem haben wir unter anderem die Kühe, Hühner, Hasen und den Hofhund des Bauernhofs neben unserer Unterkunft besucht, den Sonnenuntergang beobachtet und noch einige Rehe, Katzen und Hunde mit Herrchen getroffen.

Danach haben wir zusammen das Abendessen gekocht und gegessen und uns noch auf den morgigen Tag vorbereitet. Ich persönlich finde es richtig klasse, mit sechs anderen engagierten Medizinstudentinnen zusammen zu wohnen, mit denen man sich fachlich austauschen kann aber auch richtig tolle Aktivitäten erlebt, wie beispielsweise Bouldern und Wandern zu gehen.

Nach diesem ereignisreichen Tag ging es dann auch schon recht bald Richtung Bett, voller Vorfreude, was man morgen alles lernen und erleben wird.

Gute Nacht und bis morgen, liebes Tagebuch!

 

Donnerstag, 23.9.2021

Um 5:45 Uhr klingelt der Wecker. Noch ein paar Minuten dösen, dann schnell unter die Dusche, bevor das ganze Haus zum Leben erwacht. Nach einem hastigen Frühstück mit heißem Kaffee und einer Schüssel Müsli starten wir auch schon in Richtung Praxis.

Dort beginnt der Morgen für mich mit einigen Blutentnahmen und einer Impfung, bevor ich mich den ersten ausführlichen Patientengesprächen und Untersuchungen widme. Neben einer orthopädischen Sprunggelenksuntersuchung steht heute sogar ein Sono an. Auch bei einem kleinen lokalen chirurgischen Eingriff darf ich assistieren und dem Hausarzt über die Schulter schauen.

Die ersten Stunden des Vormittags vergehen wie im Flug, als plötzlich der Piepser meines Hausarztes losgeht -  eine Synkope in einem Wellnesshotel, ein Notarzteinsatz. Nach dem Einsatz habe ich dann eine kurze Mittagspause, bevor es in Richtung Zwiesel geht, dort findet nachmittags im MVZ Arberland der Nahtkurs statt.

Erst werden uns die richtigen Techniken demonstriert, im Anschluss dürfen wir selbst an Schweinefüßen üben. Es macht sehr viel Spaß, sich währenddessen über bereits erlebte Erfahrungen im OP auszutauschen.

Nach dem Nahtkurs nutzen wir die Gelegenheit, Zwiesel ein wenig näher kennenzulernen. Wir besuchen die Glaspyramide – die höchste Kristallglaspyramide der Welt. Nach dem kurzen Spaziergang durch die Stadt entschließen wir uns, gemeinsam indisch essen zu gehen. Auf der Heimfahrt über Frauenau stoppen wir noch kurz, um in der Bar Ädäms einen der legendären Cocktails zu genießen.

   

Freitag, 24.9.2021

Freitag! Die zweite Woche ist geschafft und bedeutet für uns Halbzeit in der Klinik und in den Praxen. Was wir in den ersten zwei Wochen gelernt haben? Man kann mit deutlich weniger Schlaf zu recht kommen, als gedacht.

So sind wir auch heute wieder mit einem Schlafdefizit aufgestanden und konnten uns aber dennoch effizient durch Bad und Küche schleusen, um pünktlich mit dem Auto nach Deggendorf zu starten. Mit der Musikbox an Bord haben wir uns schonmal für den Tag eingestimmt, und uns ehrlich gesagt nach der anstrengenden Woche schon im Auto auf das Wochenende gefreut.

Nach zwei Wochen meint man den Stationsalltag auf der Neurologie schon auswendig zu kennen: Besprechung, Visite, Blutentnahme, radiologische Besprechung. Aber die Arbeit auf Station ist immer für eine Überraschung zu haben, egal ob durch Notfälle oder einfach lustige Anekdoten von Patient*innen. Heute jagte eine Besonderheit die nächste. Neben einer Duplex-Sonographie und einer endoskopischen Schluckuntersuchung durften wir auch bei einer Operation dabei sein, bei welcher eine Biopsie eines Hirntumors genommen wurde. Durch den strengen Zeitplan mussten wir auf das „Naht Ende“-Kommando verzichten und sind zum Parkplatz gesputet, um unser privates Taxi zu erreichen. Das nächste Ziel war die AOK Regen und das Teaching zum Thema Kreuzschmerz. Das Teaching wurde von den wundervollen Buvars organisiert: Tamas, Unfallchirurg und Orthopäde mit seiner Ehefrau Kinga, Allgemeinmedizinerin, und ihrer tollen Tochter, Veronika. Mit seiner Tochter als Untersuchungsobjekt konnte Tamas uns die wichtigsten Untersuchungen bei Kreuzschmerzpatienten beibringen und das auf eine einfache und lustige Weise.

Nach dem gegenseitigen Untersuchen, sind wir dann eingerenkt, entspannt und gedehnt mit Freitagsstimmung nach Hause gefahren, wo ein atemberaubender Sonnenuntergang auf uns gewartet hat, der mit jeder Minute schöner wurde. Wir lieben unser Haus Fernblick!

Zwischen dem Abendessen und Vorbereitungen für unsere morgige Sonnenaufgangswanderung, haben wir noch Leitlinien für das morgige Teaching gewälzt und Fälle des Tages besprochen. Mal sehen, wann wir heute ins Bett kommen… Also ein richtig guter Tag für die Lallinger Mädels, so wie an jedem Tag.

Samstag, 25.9.2021

Endlich wieder Samstag! Das Wochenende ruft und wir freuen uns auf Beachvolleyball, Spikeball und nette Gespräche bei dem ein oder anderen Radler.

Aber natürlich steht zuerst noch das Teaching an:
Heute ging es um chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus, KHK, Herzinsuffizienz und Asthma+COPD. Wir wurden in Kleingruppen von ca. 7 Leuten aufgeteilt und hatten pro Thema eine Stunde, um unser Wissen mit den Tutoren und Ärzten aufzufrischen, um dann anschließend noch an Beispielfällen Theorie und Praxis zu vereinen.

 

Als wir uns draußen bei 23 Grad in der Sonne über die Pathophysiologie, Symptomatik und Medikation ausgetauscht haben und nebenbei Kaffee und Lebkuchen (Ja im September geht das auch schon!) verspeist haben, verging die Zeit wie im Flug.

Anschließend sind wir wieder nach Viechtach gefahren und wurden direkt von unserer Vermieterin mit selbstgebackenen Nussecken überrascht.

Natürlich wurde dann bei diesem perfekten Wetter Beachvolleyball, Spikeball, Tischtennis etc. gespielt, während andere durch Wald und Wiesen gewandert sind und den wunderschönen Sonnenuntergang genossen haben.

Später haben wir den Abend dann bei Lasagne, Cannelloni, Salaten und Wein ausklingen lassen.

Alles in allem mal wieder ein gelungener Samstag! Aber es hat natürlich auch niemand etwas anderes erwartet.

Sonntag, 26.9.2021

Gegen 8 Uhr morgens werden die ersten Viechtacher wach und es kehrt wieder Leben im Hause ein. Nach dem gestrigen Abend sind alle noch etwas müde, aber gleichzeitig auch in voller Vorfreude auf den heutigen Tag: es geht auf den Dreisessel zur Bergwachtstation.

   

Nach einem kurzen Frühstück und dem gewohnten morgendlichen „Wir müssen los“-Stress ging es dann für einen Teil von uns Richtung Dreiländereck. Zwei Stunden Fahrt, die aber mit guter Musik vergehen wie im Flug und sich vollkommen gelohnt haben!

Gegen 12 Uhr haben wir uns oben auf dem Dreisessel mit den Lallingern und Grafenauern getroffen. Die Bergwacht war schon groß vertreten, da heute die jährliche Bergmesse stattgefunden hat, die sich einige von uns auch angeschaut haben.

Nach einer kurzen Begrüßung durch die Bergwacht stellten einige schon ganz aufgeregt die ersten Fragen. Dann haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe ist bei den Autos der Bergwacht geblieben und konnte weiter Fragen stellen und hat verschiedene Rettungsmittel gezeigt und erklärt bekommen. Für die zweite Gruppe ging es zum Abseilen. Mit Helm und Sicherungsgurt (von der Bergwacht als „Windel“ bezeichnet) ging es dann auf einen kleinen Felsen von dem man sich abseilen konnten. Die dritte Gruppe durfte in den Genuss der großen Speisenauswahl des Berggasthofes kommen. Die Gruppen haben dann rotiert, sodass jeder sich abseilen und der Bergwacht Fragen stellen konnte.

Am Ende dieser wirklich tollen und einzigartigen Erfahrung bedankten wir uns bei der Bergwacht mit Pralinen und einer Spende, da diese komplett ehrenamtlich arbeiten.

An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an die Bergwacht Passau-Haidmühle!

   

Im Anschluss ging es wieder mit guter Musik nach Hause und direkt vor den Fernseher – Bundestagswahl 2021. Alle haben im Vorhinein per Briefwahl gewählt und sind gespannt auf die ersten Hochrechnungen.

Dann hat ein Teil noch gemeinsam einen Film geschaut und anschließend ging es für alle ins Bett, um für die nächste Woche wieder fit zu sein.

Montag, 27.9.2021

Wie jeden Tag reißt mich der Wecker um 6:15 aus dem Schlaf, nur ist es montags besonders schwer aus dem Bett zu kommen.

Da wir alle unterschiedlich weg müssen, kommen wir uns morgens nicht in die Quere und so wird nur das ein oder andere „Guten Morgen“ gebrummelt und die ein oder andere Tasse Kaffee weckt mich langsam auf. Schnell mache ich mich fertig und mache mich auf den Weg zu Fuß in die Klinik in Grafenau. Vorbei an Kuhställen, Maisfeldern und mit Landluft in der Nase vergeht die Zeit wie im Flug und ich komme wie immer kurz vor knapp im Krankenhaus an. Ich tausche meine Kleidung gegen den blauen Kasack und gehe als erstes auf die Frühvisite auf der Intensivstation. Übers Wochenende ist noch ein neuer Covidpatient dazu gekommen, die anderen Namen sind mir noch aus der letzten Woche bekannt. Wenn die Visite vorbei ist, kommen alle Internisten zusammen zur Frühbesprechung, die neuen Aufnahmen werden besprochen, Röntgenbilder und EKGs angeschaut und auch der ein oder andere Klatsch über Kommunalpolitik wird ausgetauscht.

Wir rotieren jede Woche in einen anderen Bereich und so beginnt für mich die neue Woche auf der Intensivstation. Dort angekommen, wartet schon die erste Aufgabe auf uns, der Covidpatient muss auf den Bauch gedreht werden, um die Sauerstoffaufnahme zu erleichtern, da die Lunge dann anders belüftet werden kann. Ein ganz schöner Kraftakt, vor allem wenn man auf tausend Schläuche und Kabel und vor allem auf den Beatmungsschlauch aufpassen muss. Danach musste noch in der Notaufnahme ausgeholfen werden, denn dort häuften sich Patienten mit Brustschmerz, Schwindel oder Atemnot an. Nach der Mittagspause konnte ich noch bei 2 ZVK Anlagen und einer Pleurapunktion zuschauen und dann war der lange Montag auch schon wieder vorbei.

Obwohl es heute morgen noch geregnet hat, scheint mir nun wieder die Sonne ins Gesicht und ich nutze den Abend noch um eine Runde joggen zu gehen. Ganz schön anstrengend, hier geht’s dauerhaft bergauf und bergab, eine gerade Stecke ist selten dabei. Aber die Weiten des bayerischen Walds entschädigen das Geschnaufe jedes mal!

Abends haben wir wie immer gemeinsam gekocht und beim Essen noch das ein oder andere Wahlinterview geschaut.
Ach ja, ich habe mir heute vorgenommen, die Male zu zählen, die ich täglich die niederbayerische Standartantwort bekomme. Denn egal ob ich frage „Wie geht es Ihnen?“ oder mich bei jemandem bedanke, zurück kommt: „BASST SCHO!“

Dienstag, 28.9.2021

6:25 Uhr der Wecker klingelt. Ich bin wie alle anderen die Tage zuvor überrascht wie müde man sein kann, obwohl man glaubt am Abend früh ins Bett gegangen zu sein.

Ich habe Glück, ich bin mit dieser Uhrzeit nicht die Erste, die aufstehen muss, so ist der Kaffee schon gekocht, wenn ich in die Küche runterkomme.

Das Müsli wird dann während der Autofahrt in die Klinik in Zwiesel gefrühstückt (es ist ein ganzes und nicht nur ein halber Joghurt) so schaffen wir es gerade rechtzeitig um 7:30 Uhr pünktlich umgezogen bei der Besprechung zu sein.

Ich mache meine Famulatur eigentlich in der Viszeralchirurgie, kann aber trotzdem morgens an der Besprechung der Orthopädie teilnehmen. Dadurch bekomme ich auch noch einen weiteren Einblick und habe die Möglichkeit Fälle, die ich in der Notaufnahme initial mitbekomme auch noch etwas weiter zu verfolgen.

Nach der Besprechung mit den OrthopädInnen gehe ich dann mit zur Visite auf der Intensiv und der Normalstation. Diese werden heute, wie auch an den meisten anderen Tagen relativ kurz gehalten, um dann in den OP zu gehen.

Die erste der zwei Leistenhernien, die heute operiert werden, ist offen, so dass ich am Tisch assistieren darf und zum Abschluss zunähen darf. In diesem Moment bin ich ganz froh, dass wir letzte Woche während des Nahtkurses die Möglichkeit hatten dies noch einmal zu üben.

Der Tag in der Klink vergeht schnell, es ist ja auch nur ein Halber.

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei uns in Schildertschlag, hier haben wir wirklich nur die Zeit für nen halben Kaffee, der leider noch der gleiche wie der von heute morgen ist und inzwischen vor allem abgestanden schmeckt, machen wir uns auf den Weg nach Grafenau. Pünktlich um 15 Uhr (Wolfgangs mahnende Worte im Kopf) können wir dort also die Fallbesprechung beginnen.

Im Anschluss findet sich noch eine kleine Gruppe, die obwohl eigentlich schon viel zu erledigt, noch nach Passau fährt um noch eine Runde bouldern zu gehen.

Nachdem wir dann noch ausgehungert einen Falafelladen überfallen haben und uns mit einem kleinen Getränk gestärkt haben geht es dann wieder zurück Richtung Grafenau.

   

So sitze ich jetzt hier, schreibe diesen Bericht und weiß jetzt schon, dass ich morgen, wenn der Wecker klingelt das Gefühl haben werde viel zu wenig geschlafen zu haben.

Mittwoch, 29.9.2021

6:30, der Wecker schüttelt uns aus den Federn Wir haben das Glück in den Aberlandkliniken in Viechtach unsere Famulatur zu absolvieren, sodass wir nur zehn Minuten Anfahrt haben. Schnell noch fertig gemacht, eine Kleinigkeiten gefrühstückt und um 7:30 machten wir uns auf den Weg in die Klinik.

Neben einer Koloskopie, einigen Blutabnahmen und einer Pleurapunktion, konnten wir Vier wieder eine Menge erleben. Jeden Mittwoch ist um 14 Uhr Fortbildung in der Klinik, wobei diesen Vortrag die Studenten halten durften. Die Thematik beschäftigte sich mit der Wirksamkeit der medizinischen Masken während der Corona-Pandemie.

Sofort danach ging es weiter nach Untermitterdorf zum nächsten Teaching. Das heutige Thema: Depression. Wir haben in einer netten Runde einige Fälle besprochen und konnten über viele interessanten Themen diskutieren.

Anschließend rafften wir uns dazu auf noch eine Runde Bouldern in Deggendorf zu gehen und verbrachten den Abend zusammen.  

10 Uhr, ab ins Bett. Gute Nacht!

 

Donnerstag, 30.9.2021

Der Geruch von Kaffee am Morgen ist das Beste, was einem beim Aufstehen vor sieben Uhr passieren kann. Sollte man dann doch etwas zu oft auf den Snooze-Button gedrückt haben, muss der Kaffee dann halt einfach mit ins Auto genommen werden – ganz ohne geht es halt dann auch nicht. Vor allem dann, wenn der Kaffee das Einzige ist, da man das Müsli, den Apfel, das Brot gegen ein paar Minuten mehr Schlaf eingetauscht hat und die anderen draußen schon fröstelnd vorm Auto stehen.

Nach der Visite gerne erstmal mit der nächsten Tasse des Lebenselexiers vor den PC und bei nem kleinen Sip gemeinsam mit dem Assistenzarzt überlegen, ob man dem Patienten eher eine Rhythmus- oder doch lieber eine Frequenzkontrolle angedeihen lässt. Das spindelförmige Holosystolikum über dem 2. ICR rechts parasternal Fortleitung in die Karotiden bei einer 92-jährigen Patientin mit Dyspnoe, erhöhter Atemfrequenz: Während man neben dem Oberarzt steht hört sich das selbstverständlich bei 4/6 genauso wie gerade beschrieben an. Ein paar Aufnahmen, wenige Entlassungen, hier ein paar Konsile und dort ein paar Langzeit-EKG-Auswertungen, später verabschiedet man sich mit einer letzten Blutabnahme und wird zum Teaching abgeholt.

„Pädiatrie -  Untersuchung von Kindern“ steht auf dem Plan. Kurze Einführung in die verschiedenen Untersuchungen mit Meilensteinen und Zeitpunkten – „und schon geht es los!“ Ein paar Kinder sind mit ihren Müttern extra zu uns gekommen, sodass wir uns nach dem Gespräch gleich an einer richtigen Untersuchung probieren konnten. Erstmal waren die Kleinen natürlich etwas überfordert mit der großen Anzahl an Leuten, die sie alle freudig mit den Stethoskopen schwingend und Reflexhammern wackelnd erwartet haben. Ein paar Kekse, Salzstangen und Gummibärchen später fanden sie uns dann doch gar nicht so übel. Aber bevor wir sie untersuchen durften, mussten wir das meistens natürlich erstmal kurz vorführen. Mit dem Hammer aufs Knie zu schlagen bei dem dann noch der Fuß ausschlägt – vollkommen überzeugt mit diesem Spaßfaktor. Auf Mamas Schoß und mit vier etwas angesabberten Salzstangen in beiden Händen war es dann auch möglich auf die Lunge und das Herz zu hören. Der Teddy und Schnuffel mussten aber natürlich auch noch kurz durchgecheckt werden, nicht dasS dem noch was fehlt… Das ein oder andere „ohh“ fiel zwischendurch natürlich auch immer wieder während des Kurses und plötzlich wollte jeder später irgendwie mit Kindern arbeiten. Geendet hat es mit ein paar lockeren Gesprächen mit den Ärztinnen und einem Winken für die Kinder.

Zurück im Auto mit den leeren Kaffeetassen an der Seite geht’s dann zurück in die Unterkunft zum Kochen. Ein entspanntes Curry soll es werden. Es wird geschnippelt, abgewaschen, nebenbei Apfelstrudel gebacken und sich über den Tag unterhalten. Musik darf dabei natürlich auf keinen Fall fehlen – gerade tönt „Eiskalt..“ von der Küche ins Esszimmer. Es riecht köstlich während ich hier am Laptop sitze - halb gedrückt vorm Kochen, mit dem Alibi Tagebuch schreiben zu müssen; tja, schade aber auch :D

Freitag, 1.10.2021

It´s Friday agaaaaaaaain!

Es ist 5:30 Uhr downtown Lalling als das Ferienhaus Fernblick langsam zum Leben erwacht. Von morgendlicher Müdigkeit keine Spur - DENN: IT´S FRIDAY AGAIN und der wohlverdiente teachingfreie Nachmittag steht vor der Tür.
Nach einer halben Tasse Kaffee und der obligatorischen Schüssel Müsli düsen wir bestens gelaunt mit dem Auto in Richtung Klinikum Deggendorf. Unterwegs werden wir wieder einmal von einer Reh-Familie am Straßenrand begrüßt.
Bei der Musik von Abba und angeregten Gesprächen über das bevorstehende Wochenende kommen wir bald schon in Deggendorf an, wo für Greta und Nevena der Famulaturtag in der Neurologie beginnt.
Für mich geht die Fahrt noch etwas weiter zur Orthopädischen Fachklinik Schwarzach. Seit Montag bin ich hier auf der Wirbelsäulenstation eingeteilt, nachdem ich in den vergangenen zwei Wochen – sowohl im OP als auch auf Station - die Endoprothetik und die kinderorthopädischen-Ambulanz kennenlernen dufte.
Der Vormittag vergeht heute mal wieder wie im Flug und ist sehr abwechslungsreich: Neben Visite, Aufnahmen und Entlassungsgesprächen darf ich auch bei den Wirbelsäulen-Infiltrationen dabei sein. 

Am Nachmittag machen wir „Lallinger Mädels“ uns nach getaner Arbeit dann auf den Weg nach Passau, wo wir gemeinsam mit einigen Viechtachern und Grafenauern bei bestem Wetter durch die wunderschöne Altstadt flanieren, den Dom besichtigen und uns beim Sonnenuntergang an der Donau über die Erlebnisse der vergangene Woche austauschen.

 

Daran, dass bald schon die letzte Woche unseres Exzellenten Sommers eingeläutet wird, wollen wir noch gar nicht denken…

Bei einem leckeren Abendessen in großer Runde lassen wir diesen schönen Ausflug ausklingen und fahren nun wieder glücklich zurück nach Lalling.

Samstag, 2.10.2021

Liebes Tagebuch,

Wie gewohnt startete unser Samstag unausgeschlafen aber halbwegs erholt bei einem Sonnenaufgang auf dem Lusen. Beflügelt von kalter Luft und isotonischen, alkoholfreien Hopfentrank waren wir perfekt vorbereitet für das heutige Geriatrie-Teaching.

Wir hatten die Chance, mit Hilfe unserer Schnürsenkel am eigenen Leib zu erfahren, wie es sich wohl anfühlen muss, an Parkinson erkrankt zu sein. Dazu schnürten wir unsere Füße aneinander und versuchten, normal zu gehen, was sich weder normal anfühlte, noch so aussah. Auch wenn wir nur einen kurzen Einblick erhaschten, waren wir froh, die Schnüre am Ende lösen zu dürfen. Generell konnten wir von den verschiedenen Tutoren sehr viel über das kontinuierlich wachsende Thema Geriatrie lernen.

Als die harte Arbeit getan war, haben wir uns mit einem eiskalten Eis bei sonniger Sonne belohnt. Zurück in der Unterkunft bekamen wir die Gelegenheit eine Kalbsgeburt live zu erleben. Die Kuh war nach 284 Tagen Schwangerschaft mindestens genauso froh, wie die Bauern, ihr Kind gesund auf die Welt zu bringen. Diese Geburt war eine sehr schöne Abwechslung zum normalen Alltag. Ebenfalls abwechselnd waren die Güllesprenkler, die unser Gesicht wie Sommersprossen musterten. Aber das gehört wohl zum Bauern-Dasein dazu. 

Danach hat Haus Grafenau getreu der allwöchentlichen Tradition das Haus trinkfest gemacht und wir konnten gemeinsam mit Viechtachern inkl. Haus Trum (sie haben darauf bestanden, erwähnt zu werden) und Lallingern den Abend gemütlich ausklingen lassen & in Sarahs 23. Geburtstag reinfeiern. 

 

Sonntag, 3.10.2021

Nachdem es am Samstagabend bei den meisten wieder etwas später geworden ist, starteten wir in Grafenau ganz gemütlich mit einem Weißwurstfrühstück in den Sonntag.  
Eine kleine Gruppe aus unserem Haus wollte das tolle Wetter voll und ganz ausnutzen und brach schon früh auf, um die zwölf Tausender (Berge über 1000 m) zu besteigen. Alle Gipfel an einem Tag zu erreichen ist schon ein ambitioniertes Ziel, aber die Sportskanonen kamen sogar pünktlich zum Abendessen wieder zurück!

Der Rest wollte sich aber die großartige Aussicht vom Gipfel auch nicht entgehen lassen und schaffte zumindest drei der zwölf Berge zu bewandern. Dank des großartigen Wetters konnte man von oben sogar in der Ferne die Alpen erkennen. Die herbstlich bunt eingefärbten Laubbäume komplettierten den wunderschönen Ausblick.

Nach drei Wochen im Bayerischen Wald grüßten wir die anderen Wanderer auch schon souverän mit einem herzlichen „Servus!“.
Den Sonnenuntergang genoss die Gruppe Viechtach auf der Burg Neunussberg.

Den Abend ließen wir in unseren Häusern entspannt ausklingen und gingen früh schlafen, um morgen fit in unsere letzte Praktikumswoche zu starten.

Montag, 4.10.2021

Nach einem schönen und ereignisreichen Wochenende ging es für uns heute wieder in die Praxen und Kliniken. Durch den veränderten Fuhrpark wurde schon die Fahrt am Morgen zum Erlebnis. Um viertel vor sieben ging es mit dem alten Praxis-Twingo das erste Mal an den Arbeitsplatz. In der Praxis bin ich inzwischen sehr gut angekommen und es ist ein komisches Gefühl, dass jetzt die letzte Woche unseres exzellenten Sommers angebrochen ist. Nach dem normalen Praxisalltag, sowie Blutentnahmen, Abdomen-Sono, Psychotherapie und einer U-Untersuchung ging es für mich zurück nach Schildertschlag in die Unterkunft. Auf dem Heimweg konnte ich noch die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages genießen.

Das Programm für den späten Nachmittag war dann eine Laufrunde um den Stausee, wie immer mit bestem Panorama. Anschließend haben wir dann gemeinsam in der Küche unsere vegetarischen Burger zubereitet und zusammen geschlemmt.

Bei ein paar Spielen haben wir den Abend dann ausklingen lassen.

Dienstag, 5.10.2021

Täglich grüßt das Murmeltier: 6.50 Uhr - Wecker, schnell angezogen, Kaffeetasse mit ins Auto genommen und um 7 Uhr Abfahrt Richtung Röhrnbach, wo ich den Vormittag in einer Hausarztpraxis verbringe.

Heute scheint es zwar nicht viele verschiedene Krankheitsbilder zu geben, aber dafür übe ich mich in schnellen Anamnesegesprächen und körperlichen Untersuchungen. Schließlich dürfen sich auch alle Erkältungspatienten über den verschriebenen Hustensaft, Ibu und Bettruhe freuen und die Rückenschmerzpatienten nehmen freudestrahlend die Überweisung zur Krankengymnastik an. Selbst ohne spektakuläre Fälle vergeht die Zeit wie im Flug und um 12.30 Uhr geht es zurück nach Grafenau.

Viel Zeit zum Entspannen bleibt uns hier jedoch nicht: stattdessen optimieren wir die spärlichen Minuten vor dem Teaching und nutzen unsere Mittagspause für eine Yogasession im Kulturpavillon. Gefüllt mit positiver Energie, Kaffee und Kuchen starten wir in die Fallbesprechung. Zusammen mit einer jungen Kollegin von Wolfgang rätseln wir, was wohl hinter der nächtlichen Atemnot eines Patienten und den rezidivierenden Synkopen einer anderen Patientin stecken könnte. Wir können beiden Fällen mit gezielten Fragen auf die Spur kommen und am Ende sind alle ein wenig traurig, dass dies die letzte Fallbesprechung für uns war. 

 

Da die von uns anvisierte Sportsbar leider ausgerechnet heute geschlossen hat, planen wir spontan um und verbringen den Abend bei Risotto, Wein und Brettspielen in unserem Haus. 

 

Mittwoch, 6.10.2021

Wie jeden Morgen stehen wir früh auf, schlurfen im Schlafanzug in die Küche zum Frühstück und machen uns abfahrtbereit. Der Herbst hat sichtbar Einzug gehalten in den Lallinger Winkel, es ist regnerisch und trüb draußen und die Blätter fangen an sich bunt zu verfärben. Trotz der frühen Morgenstunden ist die Stimmung gut, wir singen auf dem Arbeitsweg zu den Liedern aus unserer Lieblingsplaylist und unterhalten uns.

Der Vormittag in der Hausarztpraxis geht rasch vorbei. Es gibt viele Patient*innen zu behandeln und für mich wieder einiges zu lernen. Nach über drei Wochen sind mir die Abläufe sowie einige der heutigen Patient*innen bekannt. Es ist spannend ihre Krankheitsverläufe über einen längeren Zeitraum zu beobachten und die Stufendiagnostik in der Hausarztpraxis kennen zu lernen. Ich erhebe Anamnesen, untersuche verschiedene Organe, messe Blutdruck, interpretiere EKGs und schaue meinem Arzt über die Schulter, um anschließend den Fall und offene Fragen mit ihm zu diskutieren. Es ist schön zu sehen, wie groß das Vertrauen zwischen den Patient*innen und meinem Hausarzt ist. Häufig kennen sie sich schon seit vielen Jahren und haben über die lange Zeit eine stabile Beziehung aufgebaut.

Bis ich um 13:30 Uhr abgeholt werde, setze ich mich ins Café und lese. Im Auto berichtet jeder von den spannenden Fällen des Vormittags. So wird man selbst die Dinge los, die einen beschäftigen und gleichzeitig lernt man auch viel von den Fällen der anderen.  
Wir essen schnell zu Mittag und fahren danach zu unserem letzten Teaching nach Regen. Das heutige Thema ist die Balintgruppe, bei der Ärzte über Erfahrungen sprechen, die sie sehr beschäftigen. Wir haben das heute mit unseren eigenen Erfahrungen aus der Praxis ausprobiert. Die Grundlage für den anschließenden Austausch ist der Fall einer Angehörigen, deren Mann an einer schweren Endokarditis erkrankt war. Wie geht man in solch einer Situation am besten mit Angehörigen um? Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Teilnehmer*innen emotional betroffen sind und gehandelt hätten. Manche fühlen sich an eigene familiäre Situationen erinnert, andere nimmt der Fall weniger emotional mit. Gemeinsam diskutieren wir die unterschiedlichen Herangehensweisen. Sollte irgendwann so eine Situation in der Zukunft auftreten, werde ich besser wissen, wie ich damit umgehen kann.

Wieder daheim angekommen, bewundern wir zunächst den traumhaften Sonnenuntergang hinter den Hügeln. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen beim gemeinsamen Abendessen und „Tatort“, bevor wir todmüde ins Bett fallen.

Donnerstag, 7.10.2021

Nach 4 Wochen sind wir mit Alex und Maren bereits ein eingeübtes Team und treffen uns Punkt 7:05 halb schlafend im Auto. Die Kurven der B85 zwischen Saldenburg und Schönberg lassen mich an den gestrigen Kinobesuch denken - leider fahre ich aber kein Aston Martin, die Straße ist nass und spätestens hinter dem ersten LKW erinnert an den neuen Bondfilm "Keine Zeit zum Sterben" nichts mehr. Dafür kann man aber die Ausblicke in die Landschaft genießen und so macht das morgendliche Autofahren auch nach einem Monat immer noch Spaß.

In der Praxis in Schöfweg sind wir heute mit Frau Dr. Kleudgen zu zweit und da ich heute zeitig da bin, kann ich sie noch beim Durchgehen der Laborwerte von gestern unterstützen. Manche von den Namen der Patienten sind mir mittlerweile vertraut, einige habe ich gestern sogar selbst untersucht und bin gespannt, was wir im Labor entdecken. Dann ist schon der erste Check-up dran, Impfungen, Ultraschalluntersuchungen, Blut abnehmen etc. Es kommt eine Patientin bei der wir letzte Woche die Blutdruckmedikation umgestellt haben - die Werte sind immer noch nicht ideal, aber im Anbetracht von ihrem Gesamtzustand lassen wir die Medikation erstmal weiter unverändert laufen.

Ich fühle mich in der Famulatur sehr wohl - vieles darf ich selbständig machen - vor allem die Erstvorstellungen bei neu aufgetretenen Beschwerden sind für mich spannend. Gleichzeitig bekomme ich immer Feedback von meiner betreuenden Ärztin, der ich, sobald ich fertig bin, die Patienten vorstellen darf. Somit entsteht ein geschützter Raum fürs Sammeln von ersten Erfahrungen aus einem 1 zu 1 Patientenkontakt.

Gegen Mittag fängt dann die Infektsprechstunde an, wo ich wegen Corona nicht teilnehme - daher kann ich meine beiden Kollegen von ihren Praxen abholen und zurück in unsere Unterkunft fahren. Nach dem Essen steht bei mir erstmal ein Mittagschlaf an, da sich ein Schlafdezifit in letzten Tagen doch angesammelt hat. Heute haben wir einen freien Nachmittag, den wir vor allem fürs Erholen und Vorbereitungen für unseren letzten Tag nutzen. Ich gehe noch schnell in den Wald joggen und als ich zurückkomme, kommt mir schon der Geruch von Zimt und Mandeln entgegen - wir haben uns entschieden für den letzten Tag bei unseren Ärzten gemeinsam mehrere Kekssorten zu backen, statt 12 Kuchen in einem Ofen zu fertigen.

 

Den letzten Abend unter uns in Grafenau verbringen wir ganz gemütlich beim gemeinsamen Abendessen, Musik und Bierpong spielen. Nur Inga hat noch ein Paar KundInnen in ihrem leidenschaftlichen Friseursalon in der ersten Etage :)

 

Freitag, 8.10.2021

Der Tag des Abschieds ist gekommen. Wehmütig beginnt der Morgen mit einer kalten Dusche, da das Warmwasser ausgefallen ist, und einem hastigen Frühstück. Heute fällt der Gang in die Praxis besonders schwer, denn es wird der Letzte (zumindest für diesen Sommer) sein. Auch der Uni-Stress steht schon wieder vor der Tür, weswegen sich meine Laune nur durch ein paar Anamnesegespräche und körperliche Untersuchungen heben lässt. Von einem entspannten letzten Tag kann zwar nicht die Rede sein, trotzdem vermochte ich alle drei Ärzt*innen zuletzt noch für ein gemeinsames Foto und die Geschenkübergabe zusammenzutrommeln. Als ich dann die Praxis verlasse, blicke ich auf die schöne Zeit zurück und kann mich nur mit dem Gedanken trösten, dass ich auf jeden Fall nochmal kommen werde.

Zur Aufmunterung fahren wir dann am Nachmittag noch zum Nationalpark Bayerischer Wald um den Sonnenuntergang am „Baum-Ei“, einer 44 Meter hohen, Ei-förmigen Aussichtsplattform, zu genießen. Oben angekommen treffen wir einen Mitarbeiter des Baumwipfelpfades, der uns kurzerhand noch eine kleine, kostenlose Privat-Führung gibt.

Schließlich lassen wir den Tag noch in der Unterkunft in Grafenau ausklingen, wo alle Projektteilnehmer*innen ein letztes Mal zusammenkommen. Eine tolle Zeit liegt hinter uns: Wir haben viele Erfahrungen gemacht, Sonnenuntergänge genossen, viel gelernt, gelacht und Freundschaften fürs Leben geschlossen. Manch einer mag am Ende einer Famulatur freudenerfüllt an die Decke springen. Doch das ist nicht irgendeine Famulatur: Das letzte „Pfiad di“ fiel einigen viel schwerer als gedacht. Doch eines gilt wohl ohne wenn und Aberland: Das nächste Wiedersehen ist schon geplant!

 

Samstag, 9.10.2021

Liebes Tagebuch,

vier großartige und intensive Wochen neigen sich dem Ende zu. Nach vielen spannenden und lehrreichen Stunden in den Hausarztpraxen und Kliniken, Nahtübungen an Schweinefüßen mit anschließender Schweinshaxn und täglichen angeregten Diskussionen am Abendbrottisch ist es für uns Zeit, adieu zu sagen. Dass man innerhalb eines so kurzen Zeitraums so fest zusammenwachsen kann, hätte sich wohl keine/r von uns vorher ausmalen können!

Eine komplette Aufzählung von Dingen, die wir am meisten vermissen und die die Zeit so besonders gemacht haben, würde definitiv den Rahmen sprengen, somit nur ein paar ausgewählte Einblicke:

  • - Angefangen von unserer perfekt eingespielten morgendlichen Frühstückskomposition in drei Akten: den Anfang geben die fürsorglichen „Hausmuttis“, die für alle Kaffee kochen UND jeden Morgen liebevoll den Tisch gedeckt haben, gefolgt von der teils schweigsamen, teils schon gut gelaunten Hauptmenge und mit dem turbulenten Abschluss der Personen, die jede Minute Schlaf für sehr kostbar halten
  • - Die jeden Tag unterschiedliche Landpartie zu unseren Praxen - von Morgensonne bis Nebelbank war alles dabei
  • - Die wunderbare „After-Praxis“-Stimmung, wenn jede, die nach Hause kommt, mit der Frage: “Und, wie war es bei dir heute in der Famu?“ begrüßt wird
  • - Die spannenden Falldiskussionen mit unseren tollen Ärztinnen - „Ist es sicher kein Traumor?“
  • - Die Momente, wenn bei einer Gruppenzählung wieder einmal die gleiche Person fehlt
  • - Die Großfamilieneinkäufe, die in der Abstimmung noch etwas verfeinert werden könnten - zum Glück werden 10 Packungen Corny Riegel bekanntlich nicht allzu schnell schlecht
  • - Die Autoschlangen, die sich hinter der voll besetzten A-Klasse bilden, wenn es mal wieder bergauf geht - Senioren brauchen eben ihre Zeit
  • - Unsere vierbeinigen Schottland-Rinder-Nachbarn im Teddybärkostüm
  • - Nicht zu vergessen die wahnsinnigen Aussichten von unserem Balkon - der Name „Fernblick“ für die Ferienwohnung ist definitiv berechtigt

Wir haben Freudentränen gelacht, Sternschnuppen gesichtet, Lieder gesungen (gegrölt) und in dieser einzigartigen Famulatur nicht nur fachlich viel gelernt und wahnsinnig tolle Ärztinnen und Ärzte kennen gelernt, sondern Freundschaften fürs Leben geschlossen! Eins steht auf jeden Fall fest: wir kommen wieder, denn was wäre Lalling ohne seine Lallinger Mädels?!